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Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Titel: Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Dahmke
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schluckte. „Bezaubernd?“, fragte er unwirsch.
    „Ich finde sie sehr schön“, antwortete sie und lächelte.
    „Oh fuck!“, sagte er und wirkte entnervt. „Das habe ich selber gemacht. Nach einer Vorlage aus einem Buch.“
    „Ich wusste gar nicht, dass du so was kannst“, sagte Milli mit Bewunderung.
    Unten ging die Türklingel.
    Dankbar für die Unterbrechung sprang Chong auf. „Nimm dir Eistee“, rief er und rannte die Treppe runter.
    Milli setzte sich auf ein buntes Sitzkissen und schaute sich im Zimmer um. Der Mikrowellenkoffer war nirgends zu entdecken. Vielleicht auf dem Hochbett, dachte sie, aber die Leiter fehlte. Als Anna reinkam, klingelte es schon wieder.
    „Jedenfalls bin ich nicht die letzte“, sagte sie und knallte sich auf ein Sitzkissen, dass der ganze Dachstuhl wackelte.
    „Du hast ja keine Ahnung, wie meine Mutter rumnervt. Alles nur wegen dem 1. Mai.“ Anna schnaubte wie ein Stier. „Soll sie doch eine zusätzliche Hilfe einstellen, das ist nicht teuer. Sie denkt immer nur an ihr Café. Ich hab ihr gesagt, dass ich nicht helfen kann, weil ich demonstrieren gehe, aber nein! Das ist natürlich nicht so wichtig ...“
    Als Chong mit Ben ins Zimmer kam, unterhielten sie sich wie alte Profis der elektronischen Kriegführung. Chong zeigte nach oben: „Die Waffe ist auf meinem alten Hochbett.“ Er ging zu seiner Matratze, kniete nieder und machte sich an einem Zahlenschloss zu schaffen. Dort lag eine Leiter an der Wand, mit einer Metallkette an eine dicke Stahlöse angeschlossen.
    „Du gehst aber auf Nummer sicher“, staunte Milli.
    „Mein Schwesterchen ist mal mit der Leiter hingeknallt“, erklärte Chong. „Ein riesen Drama. Aber das Gute daran ist – außer mir kann jetzt niemand mehr rauf.“
    Chong stellte die Leiter an den Trägerbalken und kletterte nach oben. „Hier ist auch eine Steckdose, wo man den Akku wieder aufladen kann. Das Ding hat Stecker für ein halbes Dutzend Normen und Spannungen“, rief er und guckte zu ihnen runter. „Kommt doch mal hoch!“
    Auf dem Hochbett war reichlich Platz. Chong zog die Betriebsanleitung unter der Gästematratze hervor und schlug ein Schaubild auf.
    „Hier geht sie an. Da kann man die Pulsstärke, hier die Frequenz und hier die Zeit und den Streuwinkel einstellen … und hier die Entfernung“, erklärte er und zeigte auf die entsprechenden Knöpfe. „Da steht bis maximal zweihundert Meter. Bei Hardy Opolskie hatte ich es auf knapp vierzig Meter eingestellt, wir brauchen also nicht so nah heran. Und das hier ist die Fernbedienung.“ Chong hielt ein ovales schwarzes Ding in die Höhe.
    Ben untersuchte die Fernbedienung und nuschelte Unverständliches. Er wirkte zufrieden und griff sich die Betriebsanleitung.
    „Wenn man die Einstellungen gemacht hat, muss man eigentlich nur noch diesen unscheinbaren Knopf drücken“, führte Chong weiter aus und fingerte an der oberen Kante des Koffers herum, „dann ist sie mit der Fernbedienung einsatzbereit.“
    „Hört sich gut an“, beteuerte Milli. Sie beugte sich vor und inspizierte eingehend die Kunststofftasche, die ein bisschen wie Lederimitat aussah. „Dann brauchen wir nur noch einen Schlachtplan“, sagte sie, während sie ehrfurchtsvoll mit beiden Händen über die Oberfläche der Waffe strich.
    Anna beobachtete sie mit verstohlenem Blick. Ihr rundes Gesicht zeigte Ablehnung. Merkte Milli nicht, dass sie gerade eine Waffe streichelte? Anna wandte sich nach Ben um, der immer noch in die Betriebsanleitung versunken war und blickte dann ratlos Chong an.
    Eine ganze Weile herrschte Schweigen.
    „Also gut. Erstmal Chips und Dips“, schlug Chong vor und machte sich bereit zum runterklettern. „Wer kommt mit in die Küche?“
    „Tortillachips?“, fragte Ben zerstreut.
    „Klar, was sonst.“
    Anna und Ben begleiteten ihn in die Küche. Milli legte sich auf Chongs Bett und starrte das Plakat mit Jackie Chan an. Der war berühmt, der bekam Applaus für seine Kunst. Sie aber mussten anonym bleiben. In zwei Tagen war ihr großer Auftritt. Niemand würde ihnen zujubeln, sie mussten sich verstecken und alles heimlich tun. Milli seufzte, sie liebte schöne Inszenierungen und Applaus. Jackie Chan müsste man sein …
    Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie sich heldenhaft durch die rebellierende Menschenmenge auf dem Koppelitzer Dorfplatz kämpften - Chong vorweg und sie mit Anna und Ben hinterher. Ein perfektes Team! Aber irgendetwas stimmte nicht, ihre Phantasie hatte

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