Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Spray kann sehr nützlich sein. Ich nehme es auf jeden Fall mit“, meinte Anna.
Milli wunderte sich ein bisschen, sagte aber nichts dazu.
„Na gut. Ich pack den Zettel mal ein“, sagte Ben und faltete ihn sorgfältig zusammen. „Wenn sonst nichts mehr ist … ich muss noch was erledigen. Wir sehen uns dann Mitternacht an Ziggedorns Antennenbaustelle.“
Er stand auf und gab den Blick aus dem Fenster frei. Draußen lief gerade Philip Adam mit einem älteren Mädchen vorbei. Milli beobachtete das Paar, ohne sich was dabei zu denken. Plötzlich blieb Philip stehen und sah in ihre Richtung. Erfreut winkte er ihr zu und machte mit der Hand Zeichen, dass er gleich reinkommen würde.
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Sie sprang mit einem Satz empor wie ein Tiger und raffte ihre Sachen zusammen. Anna hatte auch aus dem Fenster gesehen und begriff. Sie warf Chong einen durchdringenden Blick zu und sagte energisch: „Wir kommen mit.“
Mit einer schnellen Bewegung schob sie fast alles, was noch auf dem Tisch lag in ihren Rucksack und war abmarschbereit.
Zögernd erhob sich nun auch Chong. Nur einen Moment später stand Philip Adam im Raum.
„Wie hat er das denn gemacht?“, knurrte Chong leise, „Teleportation oder Projektion?“
Milli presste ihre Tasche vor den Bauch als müsse sie sich daran festhalten und rang sich ein Lächeln ab.
Philip musterte sie irritiert. „Gehst du jetzt?“
„Ich muss zu Hause was helfen“, log sie und wurde rot. Sie wollte weiter gehen, aber er machte keine Anstalten sie vorbeizulassen.
„Ich komme gleich nach“, sagte sie zu Anna und Chong, damit sie endlich weitergingen.
„Du warst den ganzen Tag verschwunden“, sagte er. „Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“
Philip und Sorgen? Milli hatte einen Anflug von Ärger. Irgendwas an ihm störte sie plötzlich. Und dann kam sie drauf. Er war zu selbstsicher. Er zog mit ihr ein Programm durch - ein Programm, mit dem er schon woanders Erfolg gehabt hatte.
„Ich hatte in den Hyperraum dematerialisiert“, erwiderte sie kühl.
Philip sah Milli überrascht an und ließ einen leisen Pfiff raus. „Okay. Du magst also Science Fiction. Freitagabend nächste Woche, kommst du zum Filmegucken?“
„Ich kann jetzt wirklich nicht, Philip“, antwortete sie und schob sich an ihm vorbei zur Tür. „Morgen reden wir darüber, okay?“
„Ich lass dich nicht aus den Augen!“, rief er ihr hinterher und lachte schallend.
Echt peinlich, dachte Milli und wurde wider Willen rot.
„Wirst du immer rot, wenn du lügst?“, frozzelte Chong, als sie die anderen eingeholt hatte.
„Jetzt geh du mir nicht auch noch auf die Nerven!“
„Falls du es noch nicht gemerkt hast, Philip Adam ist ein Großkotz“, sagte Anna verärgert. „Er poppt rum, auch mit älteren Mädchen. Er soll ja sooo viel Erfahrung haben und reiche Eltern und einen Swimmingpool … aber irgendwie hat er trotzdem die Ausstrahlung von einem Baby …“
Milli nickte nachdenklich, Anna hatte ihr das vor einiger Zeit schon einmal erzählt.
„Ich will los!“, bereitete Chong dem Gespräch ein Ende.
Milli schnappte sich Anna und umarmte sie stürmisch. „Bis heute Nacht“, flüsterte sie, „und ich male mich pechschwarz an.“
„Äh - ja“, stammelte Anna und sah ihr verdattert hinterher.
Um neun Uhr abends zog Milli dunkle Sachen an und packte ihren Rucksack. Sie legte sich angezogen ins Bett und stellte den Wecker.
Mitten in der Nacht ging er los. Es war halb zwölf. Sie sprang aus dem Bett und lief auf den Balkon. Unten brannte noch Licht. Milli schlich auf den Korridor und horchte. Batori hatte Besuch von einem befreundeten Ehepaar. Aus dem Wohnzimmer kamen Stimmen, sie hörte Emmas Lachen und Rippels typisches Räuspern. Jemand stieg langsam die Treppe hinauf. Milli schlich zurück in ihr Zimmer und lauschte. In ihrem Korridor blieb es ruhig. Vorsichtshalber legte sie ein paar Kissen unter die Bettdecke und drapierte ihr Kopfkissen so, als läge dort ein Kopf. Danach schlich sie raus auf den Balkon, kletterte aufs Geländer und war in einem Satz unten.
Ihr Fahrrad stand beim Küchenfenster. Milli zog das Rad aus dem Lichtkegel und verschwand mit ihm in die Dunkelheit. Sie vermied den knirschenden Kiesweg vor dem Haus und erreichte das zaunlose Tor, durch das der Weg zur Villa führte, auf einem Seitenweg. Hinter dem Tor sprang sie aufs Fahrrad und fühlte sich das erste Mal sicher. Aber kaum war sie ein paar Meter gefahren, hörte sie das
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