Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
entfernte Knirschen von Autoreifen. Offenbar fuhr jemand raus. Bevor sie noch etwas überlegen konnte, tauchten zwei Scheinwerfer auf und zwängten sich durch das alte Tor.
Milli hatte keine Wahl. Sie schoss mit dem Rad ins Gebüsch, rutschte einen Meter die Böschung zum Graben hinunter und presste sich platt auf den Boden. Das Auto fuhr langsam vorbei - Rosabella Schlips in ihrem kleinen Fiat. Kaum war Milli wieder oben, als sie noch ein Licht auf sich zukommen sah. Sie duckte sich erneut.
„Milli! Bist du hier irgendwo?“, hörte sie eine vertraute Stimme.
„Chong!“, antwortete sie zitternd. „Da bin ich aber froh.“
„Ich hab’s gesehen“, sagte er gedämpft. „Ich sah das Auto kommen und hab hinter den Büschen gewartet.“
Milli stöhnte. Ihr Handgelenk und ihr Knie taten weh. Chong hob das Fahrrad auf. Der Lenker war ein wenig verstellt, aber das war schnell wieder hingebogen. Dann leuchtete er Milli ins Gesicht.
„Du hast da eine Abschürfung an der linken Wange und bist ganz schwarz unterm Auge“, sagte er.
„Du blendest mich!“, schimpfte sie.
„Tschuldigung …“, Chong knipste die Lampe wieder aus.
„Nein! Leuchte noch mal auf meinen Pulli“, flüsterte sie.
Chong machte die Lampe wieder an.
„Mist, verdammter!“ Milli putzte sich den Schmutz von Hose und Pulli. „Es hat noch nicht mal angefangen, und ich bin schon verletzt und total eingesaut.“
„Deine Klamotten sieht doch niemand“, sagte Chong geduldig.
„Ach verteufelt, es nervt aber!“ Milli schüttelte ihr Handgelenk.
Chong machte einen Schritt auf sie zu. „Zeig doch mal?“
„Neiiin!“
Sie wandte sich ab und stakste zu ihrem Fahrrad.
Als sie an der Antennenbaustelle eintrafen, warteten Anna und Ben schon auf sie.
„Ist was passiert?“, fragte Anna und starrte Milli an.
„Nein. Wieso?“
„Du siehst - na ja, du bist -“
„Ich bin unfreiwillig im Graben gelandet“, erklärte Milli schroff. „Rosabella tauchte mit ihrem blöden Fiat hinter mir auf.“
Anna blickte ihr prüfend ins Gesicht: „Tut’s weh?“
„Nicht weiter wild.“
„Lasst uns hier aus dem Licht verschwinden“, meinte Chong.
Sie legten ihre Räder auf den Boden und liefen über das Feld zum Waldrand, wo sie die Leiter und die Gummimatte versteckt hatten. Chong packte das Hackfleisch aus und schnupperte dran.
„Hoffentlich merken die Köter nichts …“
„Ich habe noch die geschmack- und geruchlosen Tropfen gekriegt. Profizeug. Nicht für den Gebrauch von Patienten“, sagte Ben.
„Will jemand noch Farbe fürs Gesicht?“, fragte Anna, „es ist hautfreundlich und geht leicht wieder ab.“
„Hautfreundlich? – Nur her damit!“, Milli streckte ihre Hand aus.
Fünf Minuten später hatte jeder schwarze Farbe im Gesicht.
Anna begutachtete zufrieden das Resultat. „Die Köter schlagen wir auch so in die Flucht. Wir brauchen gar kein Schlafmittel.“
Als sie mit ihren Einbruchswerkzeugen bepackt das prächtige schmiedeeiserne Tor erreichten, erwartete sie allerdings eine Überraschung. Die Garagentür stand halb offen und drinnen brannte Licht.
Milli fiel der Kinnladen runter. „Na toll! Und jetzt?“
„Auf jeden Fall wissen wir schon mal, dass der Van da ist“, sagte Ben unbeeindruckt und quetschte sein Gesicht so nah ans Gitter, als hätte er alles andere um sich herum vergessen.
Grabbauers Labor
Bevor noch jemand was sagen konnte, wurde das Garagentor von innen geräuschvoll hochgeschoben. Zum Vorschein kam der Pseudoautonome, den sie schon vor ein paar Tagen gesehen hatten. Diesmal trug er ein gemustertes Hemd und hatte seine schwarzen Haare ordentlich nach hinten gekämmt. Er zündete sich eine Zigarette an. Kurz darauf kam Grabbauer raus.
Sie versteckten sich hinter der Mauer.
„Das ist schlecht, oder?“, sagte Milli
„Eher gut“, antwortete Chong. „Eine Alarmanlage wird jetzt nicht in Betrieb sein.“
„Seid mal still“, flüsterte Anna, weil die Männer miteinander sprachen.
„Falsche Antennenprogrammierung? Schwachsinn! Der Rechner hat die Daten falsch erfasst!“, ereiferte sich der Pseudoautonome.
„Ich streite nicht mit Ihnen. Die Programmierung war falsch!“ Grabbauer hob seinen Zeigefinger in die Höhe. „Der Computer irrt sich nicht. Die Antenne wurde exakt 4,78 Grad - beinahe drei Sekunden lang auf die eigenen Systeme gerichtet.“
Pseudo stieß einen unterdrückten Fluch aus und knurrte: „Ich war das nicht.“
„Da hat aber jemand ein Minus eingegeben. Mein
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