Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
schwören ließ, dass zumindest kein Lebewesen mehr durch ihre Hand sterben sollte. Das galt, teils zu Daniels außerordentlichem Bedauern, ausnahmslos auch für ihre Feinde.
Cangoons Stärke war die Täuschung. Er vermochte es, den Menschen und fast jedem übersinnlichen Wesen perfekte Trugbilder vorzugaukeln. Damit hatte er sie bereits ein Mal ausgetrickst und beinahe eine Katastrophe verursacht. Sie durften den Vampir keinesfalls unterschätzen. Er war ein gefährlicher Gegner. Hinterlistig. Boshaft und niederträchtig.
„Ich bin sicher, dass unser Verwalterpaar in der Lage ist, sich um Cangoon zu kümmern.“ Wie immer, wenn Luka nachdachte, verzogen sich seine Augenbrauen zu schnurgeraden Strichen und gaben seinem Gesicht eine rätselhafte Ausstrahlung. Man wusste bei ihm nie, ob er bedeutsame Probleme wälzte oder einen im nächsten Moment mit staubtrockenen Kommentaren auf den Arm nahm, wobei er stets ein saucooles Pokerface zeigte. Die Angelegenheit ließ zumindest diesmal nicht den geringsten Zweifel, dass Lukas Überlegungen einer ernst zu nehmenden Sache galten.
„Sofern wir ihm wöchentlich Blut bringen, sollte er nicht umkommen. Ich werde Lorenzo entsprechende Anweisungen geben.“
„Klingt gut.“ Zwar hätte Daniel mehr Misstrauen an den Tag gelegt, aber er war überzeugt, dass Luka keineswegs unvorsichtige Entscheidungen traf und Lorenzo und Rebecca Conte für fähig hielt, die Aufgabe zu übernehmen. Die Bediensteten arbeiteten erst seit Kurzem im Schloss, doch sie hatten bereits viele Jahre zuverlässig in einem Vampirhaushalt gedient. Das Paar, das sie Paula vor Wochen in ihrem Landhaus – teils aus taktischen Gründen, teils, weil es das leicht kauzige Paar so wünschte – als taubstumm vorgestellt hatten, um jeglichen Komplikationen vorzubeugen, stellte keine überflüssigen Fragen und kam zuverlässig seinen Verpflichtungen nach. Nach außen traten sie immer mit diesem Gebrechen auf und nur ihre engsten Verbündeten wussten dies. Sie mussten ihre Gründe haben, die sie streng für sich behielten, dennoch stand ihre Loyalität nicht in Zweifel. Wenn Lorenzo und Rebecca allerdings jemanden in ihr Herz schlossen, wurden sie allzu redselig, dafür hatten sie als Hexe und Druide als einzige Spezies die Eigenschaft, gegen Cangoons Täuschungsmanöver immun zu sein. Das war mit der technischen Lösung, bei deren Umsetzung Freunde Luka und ihm geholfen hatten, nicht wirklich wichtig, es konnte jedoch auch nicht schaden.
Nach Cangoons Gefangennahme hatten sie seine Fähigkeiten durch ein ausgeklügeltes System elektromagnetischer Wellen, mit denen die Halsfessel sowie der Löwenkäfig umgeben war, später dann die komplette Zelle, unterbunden. Die ansatzweise mit Quantengravitation vergleichbare Methode hielt den Vampir in einer Art Zwischenkosmos gefangen, in dem seine Elementarkräfte keine Wirkung zeigten. Sein gesamtes metaphysisches Potenzial inklusive seiner übermenschlichen Muskelkraft war paralysiert. Ein Dieselgenerator sorgte etliche Stunden für Schutz, sollte es zu einem Stromausfall kommen. Cangoon würde in seinem Verlies verharren müssen, bis ihm vielleicht eines Tages Erbarmen zuteilwürde.
Luka rieb sich gedankenverloren die Hände. „Ich habe Kontakt zu einer Großschlachterei. Es dürfte kein Problem darstellen, auf einfache Weise genug Nahrung zu beschaffen. Vielleicht kann ich einen Lieferservice vereinbaren. Einen Blood Gofer Service.“ Luka grinste.
„Gofer?“, fragte Emmi mit ratlosem Gesichtsausdruck.
„Go fer this, go fer that … oder um es im Queens Englisch zu sagen: Go for this, go for that!”
Daniel lachte auf. „Klingt gut!“ Echt, das Thema erledigte sich schneller, als er zu hoffen gewagt hatte. Wieum ein leichtes Unbehagen fortzuwischen, strich er sich über die Stirn. „Dann lasst uns jetzt zum angenehmen Teil übergehen.“ Innerlich atmete er auf, froh, dass er nicht der Anführer ihrer Gruppe war. Obwohl er sich der Versprechen und Verpflichtungen jedes Einzelnen bewusst war, genoss er die Erleichterung, nicht selbst Entscheidungsträger zu sein. Nie wieder! Er wollte keine Verantwortung mehr tragen. Wenn es Cangoon jemals gelänge, dem Gefängnis zu entfliehen – nicht auszudenken.
Die Gläser klangen aneinander, Daniel lehnte sich zurück. Die Zeit des Schreckens war vorüber. Welch qualvolle Monate hatte es ihn beinahe in den Wahnsinn getrieben. Das wäre noch das Harmloseste gewesen – schlimmer war, dass ihrer Spezies die komplette
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