Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
Drogenbekämpfung, offiziell als Drug Enforcement Administration bekannt, mit dem Zimmer über ihr. Sie hörte nicht mit. Eine Leuchtdiode würde ihr sagen, wann die beiden Männer fertig wären und sie die Verbindung trennen könnte.
»Tut mir leid, dass ich Sie um diese Zeit störe«, sagte der Präsident, und sofort wurde ihm versichert, er störe keineswegs. »Ich brauche ein paar Informationen und vielleicht einen Rat. Könnten Sie heute früh um neun im Westflügel sein?«
Nur aus Höflichkeit war der Satz mit einem Fragezeichen versehen. Präsidenten geben Anweisungen. Der Direktor der DEA würde um neun Uhr im Oval Office sein. Der Präsident legte auf und ging wieder ins Bett. Jetzt endlich schlief er ein.
In einem eleganten Rotziegelhaus in Georgetown brannte das Licht im Schlafzimmer, und der Direktor fragte eine ratlose Frau in Lockenwicklern, was zum Teufel denn jetzt passiert sein mochte. Ein leitender Beamter, der morgens um drei von seinem obersten Vorgesetzten persönlich geweckt wird, muss zwangsläufig annehmen, dass etwas schiefgegangen ist. Vielleicht etwas Schwerwiegendes. Der Direktor schlief nicht wieder ein. Er ging hinunter in die Küche und machte sich bei Saft und Kaffee ernsthafte Sorgen.
Auf der anderen Seite des Atlantiks graute der Morgen. Vor der norddeutschen Hafenstadt Cuxhaven nahm die MV San Cristobal auf der trüben, grauen, regengepeitschten See den Lotsen an Bord. Der Skipper, Kapitän José-Maria Vargas, stand am Steuer, und der Lotse neben ihm gab ihm mit leiser Stimme Anweisungen. Sie sprachen Englisch miteinander, die Verkehrssprache in der Luft und auf dem Wasser. Die San Cristobal drehte den Bug in die Elbmündung. Sechzig Meilen weiter würde sie in den Hamburger Hafen einlaufen, Europas drittgrößten Überseehafen.
Mit 30 000 Tonnen war die San Cristobal ein Containerfrachter und fuhr unter der Flagge von Panama. Vor der Brücke, auf der die beiden Männer in den dunklen Morgen hinausspähten, um die Markierungsbojen der Fahrrinne zu erkennen, erstreckten sich Reihen um Reihen stählerner Überseecontainer. Sie stapelten sich in acht Ebenen unter und in vier über Deck, vierzehn Reihen vom Bug bis zur Brücke, und das Schiff war breit genug für acht Längsreihen.
Die Schiffspapiere gaben zutreffend an, dass die San Cristobal ihre Reise in Maracaibo, Venezuela, begonnen hatte. Sie war von dort ostwärts nach Paramaribo, der Haupt- und einzigen Hafenstadt von Surinam, gefahren und hatte ihre Ladung durch weitere achtzig Container mit Bananen vervollständigt. Allerdings stand in den Papieren nicht, dass ein ganz spezieller Container darunter war: Er enthielt Bananen und eine zweite Art von Waren.
Diese zweite Ladung war mit einem müden alten Transall-Transportflugzeug, das in sehr gebrauchtem Zustand in Südafrika gekauft worden war, von einer abgelegenen Hacienda im ländlichen Kolumbien über Venezuela und Guyana zu einer ebenso entlegenen Bananenplantage in Surinam gebracht worden.
Die Ladung, die das alte Transportflugzeug gebracht hatte, war Brick für Brick an der Rückwand eines Stahlcontainers gestapelt worden, von einer Seitenwand zur anderen und vom Boden bis zu Decke. Vor der siebten Lage hatte man eine falsche Rückwand eingeschweißt und sie zusammen mit dem restlichen Innenraum glatt geschliffen und angestrichen. Erst dann hatte man die harten, unreifen Bananen in die Stellagen gehängt, wo sie – gekühlt, aber nicht gefroren – nach Europa transportiert werden würden.
Tieflader waren grollend und schnaubend durch den Dschungel gerollt und hatten den Exportauftrag an die Küste gebracht, und dort hatte die San Cristobal sie als Decksladung an Bord genommen, um ihre Transportkapazität auszuschöpfen. Voll beladen hatte das Schiff Kurs auf Europa genommen.
Kapitän Vargas, ein zutiefst ehrlicher Seemann, der nichts von der Extraladung wusste, die er an Bord hatte, war schon in Hamburg gewesen, aber immer wieder bestaunte er die Größe und Effizienz dieser alten Hansestadt, die eigentlich aus zwei Städten besteht: Da ist die Stadt, in der die Menschen an den Wasserstraßen der Außen- und Binnenalster leben, und da ist die weitläufige Hafenstadt, der größte Containerhafen des Kontinents.
Bei 13 000 Anlandungen an insgesamt 320 Liegeplätzen werden hier jährlich 140 Millionen Tonnen umgeschlagen. Der Containerhafen allein hat vier Terminals, und die San Cristobal wurde nach Altenwerder gelotst.
Während der Frachter mit einer
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