Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
sicher war, dass sie verschwunden war und die Prins Willem die Crew aus dem Wasser fischen würde, nahm Major Mendoza Kurs auf Barbados. In diesem Augenblick hatte das eine der beiden Spey-Triebwerke, das beim zweiten Anflug bereits nur noch mit Treibstoffdunst geflogen war, einen Flammenabriss.
Ein Blick auf die Treibstoffanzeige verriet ihm, dass auch das zweite Triebwerk jetzt mit Dunst lief. Er nutzte die letzten Tropfen in seinen Tanks für einen Steigflug, und als die zweite Spey starb, hatte er die Buccaneer auf 3000 Fuß gezerrt. Die Stille nach einem Flammenabriss war wie jedes Mal gespenstisch. Er sah die Insel vor sich, aber sie war selbst im Gleitflug unerreichbar.
Unter seiner Nase lag etwas wie eine kleine weiße Feder auf dem Wasser, die V-förmige Bugwelle eines Fischerbootes. Mendoza ging in den Sturzflug über, verwandelte Höhe in Geschwindigkeit, raste bei tausend Fuß an den gaffenden Gesichtern vorbei und zog die Maschine wieder hoch, verwandelte Geschwindigkeit in Höhe, riss am Abzuggriff seines Schleudersitzes und flog senkrecht durch das Kabinendach.
Die Herren von Martin-Baker verstanden ihr Handwerk: Der Sitz, den sie konstruiert hatten, riss ihn hoch und weg von dem sterbenden Bomber. Ein druckbetriebener Auslöser warf ihn von seinem Stahlsitz, der harmlos ins Meer fiel, während er selbst im warmen Sonnenschein unter seinem Fallschirm baumelte. Wenig später ließ er sich hustend und prustend auf das Achterdeck eines Bertram-Moppie-Sportfischerbootes hieven.
Zwei Meilen weiter sprühte ein Geysir aus weißer Gischt über dem Meer auf, als die Buccaneer mit der Nase voran in den Atlantik stürzte. Der Pilot lag zwischen drei toten Wahoos und einem Fächerfisch auf dem Deck, und zwei amerikanische Sportangler beugten sich über ihn.
»Alles okay, Buddy?«, fragte der eine.
»Ja, danke. Alles bestens. Ich muss einen Mann auf den Bahamas anrufen.«
»Kein Problem«, sagte der ältere Angler, als passierte es ihm dauernd, dass Bomberpiloten neben ihm vom Himmel fielen. »Nehmen Sie mein Handy.«
Major Mendoza wurde in Bridgetown verhaftet. Ein Vertreter der amerikanischen Botschaft sorgte dafür, dass Mendoza noch vor Sonnenuntergang wieder freigelassen wurde, und brachte ihm etwas zum Anziehen. Die Behörden von Barbados akzeptierten die Geschichte von einem Übungsflug, der auf einem amerikanischen Flugzeugträger weit draußen begonnen und mit einem katastrophalen Triebwerksausfall geendet hatte, und sie akzeptierten auch, dass der Pilot zwar Brasilianer, aber zur U.S. Navy abkommandiert war. Dem Diplomaten, der selbst nicht wusste, wie er seinen Auftrag zu deuten hatte, war klar, dass das alles blanker Unsinn war, aber es gehört zur Ausbildung von Diplomaten, überzeugend zu lügen. Barbados hatte jedenfalls nichts dagegen, dass der Brasilianer am nächsten Tag nach Hause flog.
EPILOG
Der bescheidene Kleinwagen gondelte in das Städtchen Pennington, New Jersey, hinein, und der Fahrer betrachtete die Wegmarken seiner Heimatstadt, die er so lange nicht gesehen hatte.
Südlich der Kreuzung, die das Stadtzentrum bildete, kam er an einem alten weißen Holzhaus aus der Bürgerkriegsära vorbei. Auf dem Schild davor stand »Mr. Calvin Dexter, Rechtsanwalt«. Das Haus sah vernachlässigt aus, aber er wusste, es würde ihm Spaß machen, alles wieder in Schuss zu bringen und herauszufinden, ob er noch eine Kanzlei hatte.
An der Kreuzung Main Street und West Delaware Avenue im Herzen von Pennington überlegte er, ob er einen starken schwarzen Kaffee im Café »Cup of Joe« trinken oder lieber etwas Herzhafteres bei »Vito’s Pizza« zu sich nehmen sollte. Dann sah er den neuen Lebensmittelsupermarkt, und ihm fiel ein, dass er Vorräte für sein Haus am Chesapeake Drive brauchen würde. Er parkte den Wagen, den er nach der Landung in Newark auf einem Gebrauchtwagenplatz in der Nähe des Flughafens gekauft hatte, und betrat den Supermarkt.
Er packte einen Einkaufswagen voll und schob ihn zur Kasse. Dahinter saß ein Junge, wahrscheinlich ein Student, der sich das Geld fürs College verdiente, wie er es selbst auch einst getan hatte.
»Brauchen Sie sonst noch was, Sir?«
»Jetzt fällt’s mir ein«, sagte Dexter. »Ich könnte noch ein paar Dosen Softdrinks gebrauchen.«
»Gleich da drüben in der Kühltheke. Wir haben Coke im Sonderangebot.«
Coke. Dexter dachte darüber nach.
»Vielleicht ein andermal«, sagte er.
Der Alarm wurde vom Pfarrer von St. Mary’s in der South Royal
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