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Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
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aber schnellen Schritten um den Tisch herum. Er nickte einem Kellner in der Nähe energisch zu, damit dieser die Terrine übernahm, bevor es zu einer Katastrophe kommen konnte, und bugsierte dann die ältere Frau vom Tisch weg und auf die Schwingtür zu, die in den Anrichteraum vor der Küche führte. Als die beiden verschwunden waren, betupfte die First Lady sich die Lippen, entschuldigte sich leise bei dem pensionierten General zu ihrer Linken, stand auf und folgte ihnen.
    Im Anrichteraum saß die Kellnerin auf einem Stuhl. Ihre Schultern zuckten, und sie murmelte: »Es tut mir leid, es tut mir so leid.« Der Gesichtsausdruck des Majordomus ließ erkennen, dass er nicht in nachsichtiger Stimmung war. Vor dem Präsidenten bekam man keinen Zusammenbruch.
    Die First Lady bedeutete ihm, ins Speisezimmer zurückzukehren. Dann beugte sie sich über die weinende Frau, die sich mit dem Saum ihrer Schürze die Augen betupfte und sich noch immer entschuldigte.
    Ein, zwei behutsame Fragen, und die Kellnerin Maybelle erklärte ihren ungewöhnlichen Lapsus. Die Polizei habe den Leichnam ihres einzigen Enkels gefunden, des Jungen, den sie großgezogen habe, nachdem sein Vater neun Jahre zuvor in den Trümmern des World Trade Center umgekommen sei, als das Kind sechs Jahre alt war.
    Man habe ihr die Todesursache erklärt, die der Leichenbeschauer festgestellt hatte, und ihr mitgeteilt, der Leichnam könne in der städtischen Leichenhalle abgeholt werden.
    So kam es, dass die First Lady der USA und eine ältliche Kellnerin, beide Nachkommen von Sklaven, einander in einer Ecke des Anrichteraums trösteten, während ein paar Schritte weit entfernt die führenden Figuren der VA bei Suppe und Croutons gestelzte Konversation betrieben.
    Fünf Stunden später, in der beinahe vollkommenen Dunkelheit des Schlafzimmers, in das durch die kugelsicheren Scheiben und am Vorhang vorbei nur ein schmaler Streifen Licht von der permanenten Helligkeit über der Stadt Washington drang, merkte die First Lady, dass der Mann an ihrer Seite nicht schlief.
    Der Präsident war hauptsächlich bei seiner Großmutter aufgewachsen. Er wusste, welche Beziehung ein Junge zu seiner Großmutter haben kann, und es war ihm wichtig. Obwohl er es gewohnt war, morgens früh aufzustehen und sich mit einem rigorosen Gymnastikprogramm in Form zu halten, konnte er nicht einschlafen. Er lag im Dunkeln und dachte nach.
    Er hatte bereits entschieden, dass der Fünfzehnjährige, wer immer er sein mochte, nicht in einem Armengrab verscharrt werden, sondern ein anständiges Begräbnis auf einem richtigen Friedhof bekommen sollte. Doch was ihm keine Ruhe ließ, war die Todesursache bei einem so jungen Menschen aus armer, aber entschieden respektabler Familie.
    Kurz nach drei schwang er die langen Beine aus dem Bett und griff nach seinem Bademantel. »Wo willst du hin?«, fragte seine Frau schlaftrunken. »Bin gleich wieder da«, antwortete er, verknotete den Gürtel und tappte ins Ankleidezimmer.
    Als er das Telefon in der Hand hielt, dauerte es zwei Sekunden, bis sich jemand meldete. Falls die diensthabende Telefonistin zu dieser Nachtzeit, in der die menschliche Tatkraft ihren tiefsten Stand erreicht, müde war, so ließ sie sich nichts davon anmerken. Sie klang eifrig und munter.
    »Ja, Mr. President.«
    Das Licht an ihrer Telefonanlage verriet ihr, wer der Anrufer war. Noch nach zwei Jahren in diesem bemerkenswerten Gebäude musste der Mann aus Chicago sich hin und wieder in Erinnerung rufen, dass er zu jeder Tages- und Nachtzeit bekommen konnte, was er wollte. Er brauchte nur zu fragen.
    »Würden Sie bitte den Direktor der DEA wecken, zu Hause oder wo er sonst ist?«, fragte er. Die Telefonistin war nicht überrascht. Wenn dieser Mann mit dem Präsidenten der Mongolei plaudern wollte, würde man es arrangieren.
    »Ich verbinde Sie sofort«, sagte die junge Frau tief unten in der Kommunikationszentrale. Rasch tippte sie etwas auf einem Computerkeyboard. Winzige Schaltungen taten ihre Arbeit, und ein Name leuchtete auf. Die Suche nach einer Privatnummer brachte eine zehnstellige Ziffer auf den Monitor, die zu einem gediegenen Townhouse draußen in Georgetown gehörte. Sie stellte die Verbindung her und wartete. Nach dem zehnten Klingeln meldete sich eine schlaftrunkene Stimme.
    »Ich habe den Präsidenten für Sie, Sir«, sagte sie. Der Staatsdiener, ein Mann mittleren Alters, war schlagartig hellwach. Die Telefonistin verband den Chef der Bundesbehörde zur

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