Cocktails und heiße Kuesse
Hochzeit so aus, als sei es ein schlimmes Wort.
„Was gibt es da zu erzählen? Sie ist hinreißend. Er ist hinreißend. Ein erfolgreicher, wohlhabender, netter Kerl.“
Der Fremde beugte sich ein wenig vor. „Höre ich da einen Hauch Eifersucht?“
„Nein!“ Vehement schüttelte sie den Kopf. Sie war nicht eifersüchtig auf Vita, ganz bestimmt nicht. Sie freute sich für ihre Schwester. Und Hamish wollte sie nicht einmal geschenkt haben.
„Er ist solide und verlässlich“, sprudelte es aus ihr heraus. „Anständig.“
„Magst du anständig nicht?“
Sie dachte darüber nach. Hamish war ein netter Mensch. Und er vergötterte Vita. Aber … „Ich mag einen Mann, der mich zum Lachen bringt.“
„Ist das so?“ Doch er war der Einzige, der lachte. Ein tiefes samtiges Lachen, in das sie gerne eingestimmt hätte, wäre sie nicht gerade in Selbstmitleid versunken. Er wurde wieder ernst. „Was ist deine Rolle bei der Hochzeit?“
„Erste Brautjungfer“, erklärte sie unglücklich.
Wieder ließ er sein warmes Lachen erklingen.
„Du hast gut lachen“, empörte sie sich. „Du warst noch nie Brautjungfer.“
„Und du?“
Bella nickte. „Ich weiß alles darüber. Morgen wird mein viertes Mal sein.“
Und, ja, sie kannte auch das Sprichwort. Immer Brautjungfer, niemals … und so weiter. Ihre Tanten würden sie morgen garantiert daran erinnern. Ihre vier Brüder hatten schon vor Jahren die passende Partnerin gefunden, morgen trat ihre kleine Schwester vor den Traualter. Sie war der einzige Single der Familie.
„Was ist mit dem Trauzeugen?“
Unweigerlich zuckte sie zusammen. Rex. Wie unglückselig, dass Hamishs bester Freund ausgerechnet der Mann war, den Bella sich damals in einem schwachen Moment ausgesucht hatte, um ihrer Familie eine Freude zu machen.
„So schlimm, ja?“
„Schlimmer.“ Denn nachdem sie die Beziehung beendet hatte, war er mit Celia ausgegangen, der perfektesten aller Cousinen. Auch deshalb glaubte niemand, dass sie einen Traummann wie Rex verlassen hatte, was ihr nur noch mehr Mitleid, noch mehr Kopfschütteln einbrachte.
Nicht nur schaffte sie es nicht, sich eine anständige Arbeit zu suchen, jetzt gelang es ihr nicht einmal, einen anständigen Mann zu halten. So war es kein Wunder, dass ihr Vater sie noch immer wie ein Kind behandelte. Insgeheim vermutete sie, dass sie genau das trotz ihres Universitätsabschlusses und der breiten Palette an Teilzeitjobs auch war. Sie wohnte immer noch bei ihren Eltern und war, was die alltäglichen Dinge des Lebens, wie Essen, anging, von ihnen abhängig.
„Also.“ Ihr charmanter Trinkgenosse lenkte ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. „Lade mich ein.“
„Wie bitte?“
„Du bist die erste Brautjungfer. Du kannst nicht ohne Verabredung zu einer Hochzeit gehen.“
„Ich werde noch nicht einen völligen Fremden zur Hochzeit meiner Schwester mitbringen.“
„Warum nicht? Das macht die Sache doch sehr interessant.“
„Wieso? Weil du in Wirklichkeit ein Verrückter bist, der Chaos und Schrecken verbreitet?“
Er lachte. „Es ist ziemlich offensichtlich, dass du dich nicht auf morgen freust. Deine Familie hat deinen Geburtstag vergessen. Hier geht es nicht um sie, sondern darum, was du willst. Tu etwas, das du für verlockend hältst.“
„So, so. Du hältst dich also für verlockend?“ Okay, das war er definitiv. Allerdings brauchte sie ihm das ja nicht auf die Nase zu binden.
Fast verschwörerisch raunte er ihr zu: „Ich glaube, dir gefällt der Gedanke, etwas Unerwartetes zu tun.“
Er forderte sie heraus! Beinahe hätte Bella gelächelt. Die Idee sagte ihr tatsächlich zu. Das Unerwartete zu tun war das Motto dieses Abends – ihres Lebens, um genau zu sein. Wie wundervoll wäre es, zur Hochzeit ihrer Schwester am Arm des attraktivsten Mannes zu kommen, den sie je gesehen hatte! Was für eine großartige Vorstellung.
Unvermittelt überkam sie ein Anflug vom Konservatismus ihres Vaters … oder Realismus. „Ich kann dich nicht einladen. Ich weiß doch gar nicht, wer du bist.“
Er lehnte sich noch einen Zentimeter vor. „Dir bleibt die ganze Nacht, mich kennenzulernen.“
2. KAPITEL
Die ganze Nacht? Nun waren es Bella, die laut lachte.
„Komm schon. Frag mich etwas.“
Allmählich fiel es ihr immer schwerer, seinem eindringlichen Blick standzuhalten. Verunsichert senkte sie den Kopf und konzentrierte sich auf das Gespräch.
„Na gut. Bist du verheiratet?“ Besser, gleich die Grundlagen zu
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