Code Delta
Wahrheit zu erfahren. »Sie ist tot.«
»Tot? Wie das?«
»Das kann ich am Telefon nicht sagen«, meinte Rook mit einem Blick auf die drei Seeleute vor dem Fenster. »Aber es war ihr letzter Wunsch, dass Sie mir helfen.«
Am anderen Ende entstand eine Pause. Dann sagte der Mann: »Wo sind Sie jetzt?«
68 Babylon, Irak
Das Letzte, woran King sich erinnern konnte, war, dass seine Beine im Sand versanken. Er hatte die Waffe fallen lassen, um sich an einem Busch festzuhalten, bekam ihn aber nicht zu fassen. Schließlich verschluckte ihn die Erde und spuckte ihn nach unten wieder aus. Nach einem drei Meter tiefen Sturz schlug er mit dem Kopf auf und verlor das Bewusstsein.
Er erwachte mit pochenden Kopfschmerzen und trockener Kehle. Außer farbigen Punkten, die vor seinen Augen tanzten, konnte er nicht das Geringste sehen. Er dachte an die letzten Worte, die Knight zu ihm gesagt hatte.
Der Turm von Babel ist anderswo.
Wenn das nicht der Turm ist , dachte King, wo bin ich dann gelandet?
Er tastete nach seiner kleinen Maglite-Taschenlampe und knipste sie an. Im schwachen Licht befühlte er die schmerzende Stelle an seinem Kopf. Er spürte ein scharfes Brennen, als Salz von seiner Hand in die Wunde kam. Doch an seinen Fingern war kaum Blut, die Verletzung konnte also nicht schlimm sein.
Er richtete die Lampe auf die Wand, eine solide braune Felsoberfläche. Alle paar Meter reichte eine Säule vom Fußboden bis zur Decke, doch diese schienen mehr dekorative als tragende Funktion zu haben, da sie aus dem Fels herausgearbeitet waren. King leuchtete die Decke an. Auch die bestand aus massivem braunen Fels, aber über sich sah er eine von Sand verstopfte Lücke. Auch um ihn herum lag Sand verstreut.
Er war direkt auf die schwache Stelle getreten und in den Tunnel gerutscht, bevor der Sand das Loch über ihm wieder versiegelte. Er stand auf und suchte nach seinem Gewehr. Dann fiel ihm ein, dass er es fallen gelassen hatte. Verdammt , dachte er und zog die Sig Sauer.
Waffe und Taschenlampe vor sich ins Dunkel des Tunnels gerichtet, ging er los. Er musste unbedingt einen Weg nach draußen finden und die Suche nach Fiona fortsetzen, aber was, wenn Knight sich irrte? Was, wenn dies doch der Turm von Babel war? Er musste sichergehen.
Als eine große Öffnung auf der linken Seite des Tunnels auftauchte, verlangsamte er seinen Schritt. An der Ecke blieb er stehen und lauschte. Er hörte nichts. Die Luft roch nach Stein und etwas Undefinierbarem.
Etwas Frischem.
Etwas Totem.
Er riskierte einen Blick mit der Taschenlampe und sah eine große, offene Kammer. Eine Muscheltreppe senkte sich in ein großes Atrium hinab. In der Mitte befand sich ein trockenes, gekacheltes Becken. Zu beiden Seiten der Treppe hingen große Steinkästen voll rissiger Erde herunter. King war klar, dass sie einmal große Pflanzen oder Bäume beherbergt haben mussten, und er versuchte, sich den Ort in seiner früheren Pracht vorzustellen. Blumen und Bäume hatten das Atrium gesäumt. Wasser floss aus dem Löwenkopf in das Bassin. Von oben schien die Sonne herein und wärmte den Stein.
Er sah hoch zur Felsdecke. Sie war unnatürlich glatt. Dann wurde ihm bewusst, dass der ganze Raum eigentlich voll Sand hätte sein müssen. Die Wüste hatte das Gebäude schon vor langer Zeit zurückerobert, doch jemand hatte das Innere vom Sand gesäubert und die Decke irgendwie verstärkt.
Nicht jemand , dachte King. Ridley.
Er ging die Treppe zum Atrium hinunter, dessen Mosaikboden das Bild eines nackten, bärtigen Mannes zierte; er hatte die Arme um zwei Bullen gelegt, die auf den Hinterbeinen standen und deren bärtige Physiognomie der des Mannes ähnelte. Mehrere Marmorstatuen umgaben den äußeren Ring des Raums. Sie waren groß und standen hoch aufgerichtet, die Hände unter den starren Bärten verschränkt. Ihre überdimensionalen Augen waren mit tiefblauem Lapislazuli eingelegt.
Beim Blick in diese blauen Augen überkam King ein Frösteln. Jemand war mit ihm im Raum. Beobachtete ihn. Er konnte es fühlen. Er spähte in jede Ecke, versuchte die Schatten zu durchdringen, sah aber niemanden. Sein Verstand sagte ihm, dass er allein war, doch etwas anderes, vielleicht ein sechster Sinn, schrie ihm das Gegenteil zu.
Drei Türbögen führten aus dem Atrium hinaus, einer nach links, einer nach rechts und einer geradeaus. Jeder war mit antiken Steinfiguren verziert, Darstellungen von Ziegen, Löwen, gigantischen Adlern mit ausgebreiteten Schwingen und großen
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