Code Delta
schwarz gekleidet und hatte ihre blonden Haare unter einer schwarzen Kappe verborgen. Ihre Bewaffnung bestand aus einer UMP -Maschinenpistole. Die Frau war ebenso schön wie tödlich, wie Rook sich jedes Mal ins Gedächtnis rufen musste, wenn sein Blick auf ihre Kurven fiel. »Wir suchen am falschen Ort. Die Hybriden haben hier mit Weston gelebt, solange er der große Vater war. Meru, im Herzen des Berges, war unbewohnt. Aber jetzt ist Weston tot, und …«
»Und du hast dich aus dem Staub gemacht und sie verlassen, sobald du zum neuen Vater ernannt wurdest.« Queen ließ ein Lächeln aufblitzen.
»Niemand hat mich bis jetzt auf Unterhalt verklagt«, meinte Rook. »Egal, die alten Mütter haben nicht hier gelebt.«
Queen schloss die Augen und nickte, überlegte, was Rook, Knight und Bishop von der unterirdischen Welt der Neandertaler berichtet hatten. »Die Nekropole?«
»Genau dort.«
»Wo?«
»Südlich, jenseits des Flusses.«
Queen setzte sich in Marsch. »Worauf warten wir dann noch?«
Rook sah ihr nach. Seit sie den Dschungel von Vietnam im letzten Jahr verlassen hatten, waren sie auf keinem Einsatz mehr gewesen, und obwohl sie ständig gemeinsam trainierten, kam Queen ihm plötzlich verändert vor. Von jeher war sie detailversessen und voll konzentriert gewesen. Getrieben. Aber jetzt hatte sie ihre Schilde sinken lassen. Sie war nicht direkt fahrlässig geworden, aber unempfindlich gegenüber Leben und Tod.
Sie hatte nicht ein einziges Mal über die Narbe auf ihrer Stirn gesprochen, jedenfalls nicht mit einem aus dem Team, und Rook bezweifelte sehr, dass sie professionelle Hilfe gesucht hatte. Das Brandmal hatte ihr Generalmajor Trung aufgedrückt, Kommandeur der Freiwilligen des Todes. Eine derartige Folter überstanden nur wenige Menschen ohne bleibende Schäden. Doch obwohl Queen kein Durchschnittsmensch war, hatte die brutale Tat sie verändert. Sie war darauf trainiert, dem Feind gegenüber ihre Gefühle zu verbergen, und das konnte sie normalerweise auch gegenüber dem Team. Aber Rook durchschaute sie.
Er fragte sich, ob er vielleicht zu genau hinsah. Er machte sich zunehmend Sorgen um sie, behielt diese Gedanken aber lieber für sich, weil er Angst hatte, seine eigenen Gefühle zu offenbaren. Beeinträchtigte seine Besorgnis sein Urteil über ihre Fähigkeiten? Eher das, als dass Queen weich wurde. Rook runzelte die Stirn. Nein, er wurde weich. Und das hier im Dschungel, wo sie diesen einen, schnellen Kuss getauscht hatten … Er schüttelte den Kopf und riss sich zusammen, bevor seine Geistesabwesenheit sie noch beide in Gefahr brachte.
8 10 000 Meter über Uluru, Australien
Nachdem die Crescent Rook und Queen über Vietnam abgesetzt hatte, drehte sie nach Süden ab und legte die 5000 km zum nächsten Ziel mit Mach 2 ( 2469 , 6 km/h) in zwei Stunden zurück. Bishop und Knight verbrachten die letzte Stunde mit »Voratmen« für ihren bevorstehenden HALO -Sprung, dem High Altitude – Low Opening, einem Ausstieg aus dem Flugzeug in großer Höhe, bei dem der Fallschirm erst im letzten Moment geöffnet wird.
Sie spürten eine Veränderung der Fluglage, als der Stealth-Transporter langsamer wurde und damit die letzte Phase des Anflugs auf Ayers Rock einleitete, der von den australischen Ureinwohnern Uluru genannt wurde. Es war eine 348 Meter hohe Sandsteinformation mit fast zehn Kilometern Umfang, die aus der flachen Wüste Zentralaustraliens herausragte wie ein umgedrehter Krater. Die Aussicht war großartig, 360 Grad zerklüftete Felsen, die zum Klettern einluden. Ayers Rock war seit Menschengedenken eine Tränke für Wüstenreisende und ein Ort von großer spiritueller Bedeutung gewesen, da einer der geheiligten Pfade der »Traumzeit« – jene Pfade, die die Schöpferwesen beschritten hatten, als sie über die jungfräuliche Erde zogen – direkt durch den riesigen Monolithen hindurchführte.
Knight und Bishop standen auf und gingen zur Heckluke. Beide hatten während des größten Teils des sechsstündigen Fluges von Fort Bragg nach Vietnam geschlafen und den Rest der Zeit fast schweigend verbracht – Bishop mit Meditieren, während Knight sich informierte.
Aus dem Lautsprecher drang die Stimme des Piloten. »Zwei Minuten. Sprungfertig machen.«
»Verstanden«, sagte Knight.
Nachdem das Voratmen zur Anreicherung des Bluts mit Sauerstoff abgeschlossen war und sie sich der Landungszone näherten, blieb Knight und Bishop nur noch die letzte Einstimmung auf den Sprung, was beim Schachteam
Weitere Kostenlose Bücher