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Code Freebird

Code Freebird

Titel: Code Freebird Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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tun, damit wir nichts davon mitbekommen. Raab hatte Dreck am Stecken und mit ihm der BND. Ich gewinne langsam den Eindruck, du steckst mit denen unter einer Decke.«
    Michaelis schritt ein. »Beruhige dich. Sven kann nichts dafür. Auch mir gefällt nicht, was hier abläuft, aber er ist wie ich weisungsgebunden.«
    Das stimmte natürlich. Demandt und Michaelis waren im Dienste des Staates und mussten dessen Lied singen. Persönliche Präferenzen mussten zurückstehen. Aber galt das auch für das kritische Denken? Gerade Demandt hatte ihn dazu ausgebildet, und jetzt forderte er ihn auf, es zu unterlassen und sogar den Kopf in den Sand zu stecken.
    Levy wunderte sich über sich selbst. Wieso reagierte er derart emotional, so wie am Nachmittag Colonel Nimrod? Es war ein ganz gewöhnlicher Fall, bei dem unterschiedliche Interessen betroffen waren. Das war nichts Neues für ihn. Die Ausnahme war jedoch, dass die Auswirkung des Stillhaltens und Wegsehens in diesem Fall tief in Levys Verständnis von Recht und Gerechtigkeit eingriff. Das machte den Fall für ihn zu einer persönlichen Sache. Nimrod fühlte offensichtlich ebenso.
    »Es ist schon spät«, sagte Michaelis. »Ich schlage vor, dass wir uns alle aufs Ohr legen und morgen die Laboranalyse abwarten. Dann können wir entscheiden, wie’s weitergeht.«

13
    Sie sagten, er sei der beste Mann für den Job.
    Sie mussten ihn nicht lange davon überzeugen, er wusste es selbst. Er, der Angry White Man, der zornige Mann der weißen Arbeiterklasse, würde Saddam kräftig in den Arsch treten und den Amerikanern das verlorengegangene Gefühl der Unangreifbarkeit zurückgeben. Das war seine Aufgabe.
    Die Grundausbildung war schnell absolviert. Nur die Handhabung der Maske bei einem der gefürchteten Gasangriffe wollte ihm nicht so recht gelingen. Sieben Sekunden entschieden über Leben und Tod. Und selbst wenn man es innerhalb dieser Zeit geschafft hatte, wie konnte man hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt überhaupt noch kämpfen? Das war ein Ding der Unmöglichkeit.
    Später würde er erfahren müssen, dass es keinen Unterschied machte, ob er die sieben Sekunden einhalten würde oder nicht. Es gab in den ganzen drei Wochen des Feldzugs keinen einzigen Gasangriff der Iraker. Verdammt, was machte dieser Schweinehund nur mit seinen Massenvernichtungswaffen, wenn er sie nicht gegen die Invasoren einsetzte? Diese Frage beschäftigte nicht nur ihn, sondern jeden seiner Kameraden. Sie alle waren Killer und fürchteten keine Kugeln, Minen und selbst kein friendly fire, darauf waren sie vorbereitet. Gas jedoch, das war eine andere Sache. Gas war hinterhältig, niederträchtig, irakisch. Es war eine der unzähligen Massenvernichtungswaffen, die Saddam angehäuft hatte, um Terror und Unterdrückung über die Welt zu bringen. Kurden und Kuwaitis wussten das.
    Es war der Grund, wieso sie überhaupt in diesem Scheißland waren. Ihr Präsident und die Nachrichtendienste hatten unbestreitbare Beweise dafür vorgelegt. Es gab keinen Zweifel; selbst die kritischen Stimmen verstummten, als sie merkten, dass der gerechten Sache Genüge getan werden würde. Die Nation stand hinter ihnen.
    Und er war ein Teil von ihr. Ein angesehener und rechtschaffener Bürger. In Zeiten der Not stand man Schulter an Schulter. Das hatte die Nation groß und mächtig gemacht. Jeder, der sich dem widersetzte, war kein Patriot, und er hätte besser heute als morgen das Land verlassen sollen.
    Er war hier, im Irak, um seine Bürgerpflicht zu erfüllen. Jeder trug seinen Teil dazu bei, jeder nach seinen Möglichkeiten.
    In diesem gottlosen Land, das sich noch nicht mal für eine beständige Temperatur entscheiden konnte. Tagsüber wurden sie bei fünfundvierzig Grad geröstet, und nachts fror ihnen der Schwanz bei Minusgraden ab. Wie würde hier Gerechtigkeit und Demokratie gedeihen können? Wie konnte ein Land zivilisiert werden, das seine Frauen unterjochte und bei der geringsten Verfehlung öffentlich köpfte? Barbaren waren das. Lichtjahre entfernt von einem Lebensstil, den es zu verteidigen galt.
    Ihr Auftrag diente einer gerechten Sache, in einem längst überfälligen Krieg, gegen einen der gefährlichsten Männer, die die Welt bisher gesehen hatte.
    Befreie das irakische Volk. Bring ihm Gerechtigkeit und Wohlstand.
    Moto.
    Das war eines der ersten Worte, die er während des Feldzugs gelernt hatte. Moto – more of that obvious, schimpften seine Kameraden die ewig gleiche und durchsichtige Kriegs- und

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