Code Freebird
beschäftigt.«
»Welches Produkt hat der Mann denn beworben?«, fragte Levy.
Naima blätterte in ihren Aufzeichnungen. »Irgendwelche Karamell-Pops, gefüllt mit Brausepulver. Der Slogan lautete: A treat to die for.«
»Eine Köstlichkeit, für die man sterben möchte«, übersetzte Falk.
Schlagartig war die gute Laune verschwunden. Der Slogan traf den Nerv.
»Macht das den Promoter zu einem Verdächtigen?«, fragte Naima.
»Könnte ein makabrer Zufall sein«, antwortete Luansi.
»Nicht ganz«, widersprach Levy. Er berichtete von Lennart Pawlow und der vermuteten Sprengvorrichtung.
»Wenn es sich so abgespielt hat«, resümierte Luansi, »dann rückt der Mann in ein anderes Licht. Ist er der Bombenleger?«
Naima fügte hinzu: »Die Zeugin Wieczorek hat erwähnt, dass der Promoter ihr eine Tüte zum Kosten überreicht hat.«
»Dann haben wir seine Fingerabdrücke?«, hakte Falk nach.
»Ich konnte nicht ahnen, dass der Mann so wichtig wird«, entschuldigte sich Naima. »Ich habe die Tüte nicht sichergestellt.«
»Dann hol es sofort nach«, befahl Luansi. »Alexej, check du in der Zwischenzeit alle verfügbaren Datenbanken, ob wir irgendetwas zu Promotern haben. Falk, du …«
Weiter kam er nicht. Ein Ermittler aus den Reihen vor ihnen zeigte auf einen der Bildschirme, die zahlreich im Büro vorhanden waren. Er drehte den Ton laut auf.
Selbst auf diese Entfernung erkannte Levy das brennende und qualmende Stockwerk eines Bürohauses. Die gesamte Etage war zerstört, Fensterscheiben der darüber- und darunterliegenden Geschosse waren geborsten. Schwarze Rauchschwaden und Feuer drangen nach draußen. Das Geheul der Sirenen von Einsatzfahrzeugen übertönte den Reporter, hinter dessen Schulter Wasserfontänen in den Himmel stiegen.
»Wo ist das?«, fragte Luansi.
»Mannheim«, lautete die Antwort. »Es wird ein Bombenanschlag vermutet.«
9
»Hier läuft etwas ganz gewaltig aus dem Ruder.«
Es war bereits nach zweiundzwanzig Uhr, und der Innensenator wollte sich noch immer nicht beruhigen. In den vergangenen Stunden seit dem mittlerweile bestätigten Bombenanschlag auf eine amerikanische Sicherheitsfirma in Mannheim hatte er in einer Konferenzschaltung mit den Innenministern von Hessen und Baden-Württemberg, dem Präsidenten des BKA und schließlich auch mit dem Leiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) gesprochen.
Wie sich herausstellte, war der BND der geheimnisvolle Pate, der Kevin Raab vor dem Zugriff einer anderen Behörde schützte. In Abwägung der ihm vorgeworfenen Tat und den Diensten, die er für das Land geleistet hatte, war der Bundesinnenminister zu diesem Zugeständnis bereit gewesen.
Zugegeben wurde, dass Kevin Raab unter anderem für den BND im Irak gearbeitet hatte. In seiner Tätigkeit als Archäologe hatte er über viele Jahre gute Kontakte aufgebaut, die man nicht ungenutzt lassen wollte. Worum es sich dabei genau handelte, fiel unter den Informantenschutz. Weitere Ermittlungen in Sachen Raab sollten auf dessen Identität beschränkt bleiben.
»Wie sollen wir dann weitermachen?«, fragte Michaelis.
Sie, Luansi und Levy saßen um den Besprechungstisch im Einsatzraum. Die anderen waren bereits nach Hause gegangen.
Es war dem Innensenator anzusehen, dass ihm die Maßregelungen durch den BND, der vom BKA unterstützt wurde, missfielen. Es hatte zwei Sprengstoffanschläge mit zwei Toten und mehreren Schwerverletzten in der Stadt gegeben. Die amerikanische Botschaft drängte zur Aufklärung des Todes eines ihrer Bürger, dem ersten Opfer Steve Pratchett, und die Tourismusverbände fürchteten einen Rückgang der Besucherzahlen. Hamburg war eine Handels- und Tourismusmetropole. Dass Bundeswehreinheiten das Stadtbild prägten, war sicherlich keine Werbung für die Stadt. Den quälenden Anfragen besorgter Bürgerinitiativen, den Vorwürfen der Opposition und schließlich der Medien hatte er bald nichts mehr entgegenzusetzen.
Es bestand dringender Handlungsbedarf, bevor noch eine Bombe in seiner Stadt gezündet wurde und er ziemlich sicher sein Amt verlieren würde.
»Ich spreche gleich morgen früh mit den Kollegen in Hessen und Baden-Württemberg«, begann er. »Es liegt in unserem gemeinsamen Interesse, dass die Anschläge zügig aufgeklärt werden. Da sie von Hamburg ausgegangen sind, sollte Argument genug sein, dass Sie, Hortensia, und Sie, Herr Levy, vor Ort herausfinden, ob die Anschläge mit den hiesigen zusammenhängen. Ich denke, damit werde ich die hoheitlichen Bedenken
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