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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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einen Falken von einer Eule unterscheiden. Aber darüber hinaus hätte er keinen anderen Vogel benennen können. Er wusste allerdings, wie ungewöhnlich es war, einen anderen Magier hier zu sehen als denjenigen, der in diesem Teil des Landes diente. Es gab nur ein paar Dutzend von ihnen in ganz Tobyn-Ser, und die meisten dienten einer bestimmten Region. Meister Niall, der für das Untere Horn und den Strand von Südflucht zuständig war, besuchte Sern und die anderen Küstendörfer zweimal im Jahr - oder öfter, wenn er gebraucht wurde. Das hatte er schon so lange getan, wie Gerek sich erinnern konnte, erst als Falkenmagier und in den letzten Jahren als Eulenmeister. Der Magier war ein guter Freund von Shaylas Vater gewesen, und er war zu Gereks und Shaylas Hochzeit gekommen. Er war in Gereks Leben eine vertraute Gestalt, aber jedes Mal, wenn Gerek den wunderschönen Vogel sah, der Niall begleitete, und den langen grünen Umhang, das Zeichen der Mitgliedschaft im Orden der Magier, konnte er diese Aufregung nicht unterdrücken - eine ganz und gar kindliche Begeisterung. Und das hier war nicht Niall. Gerek konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal einen anderen Magier gesehen hatte als den silberhaarigen Eulenmeister. Kori, das wusste er, hatte nie einen anderen erblickt.
    »Ich grüße dich, Sohn Amarids«, rief Gerek höflich. »Es ist uns eine Ehre, dir zu begegnen.«
    Gereks Gruß entlockte dem anderen keine Antwort, und er bemerkte, dass die Kapuze des Umhangs selbst jetzt, da die Gestalt näher gekommen war, noch das Gesicht des Magiers verbarg. Langsam und ohne zu begreifen, wieso dies geschah, spürte Gerek, dass seine Aufregung anderen Empfindungen zu weichen begann.
    Die Söhne und Töchter Amarids waren zusammen mit den Hütern von Aricks Tempeln die geachtetsten Männer und Frauen in Tobyn-Ser. Sie zogen durchs Land und dienten seinem Volk, schützten es, heilten die Menschen, wenn sie krank oder verwundet waren, und boten ihnen in schweren Zeiten Anleitung. Da es keine zentrale Regierung gab, die die Städte und Dörfer des Landes zusammenhielt, stellten die Angehörigen des Ordens in einer eher unwilligen Allianz mit den Söhnen und Töchtern der Götter die Führung des Landes dar, schützten das Volk vor Bedrohungen von außen und schlichteten Streitfälle zwischen verschiedenen Gemeinden und Individuen.
    Sie gehörten ebenso sehr zum Land wie die Seeberge, die sich direkt östlich von Sern entlang der Küste erhoben; sie waren für das Volk von Tobyn-Ser beinahe ebenso wichtig wie Arick, Duclea und die anderen Götter. Die Federn, die die Magier als Zeichen ihres Dienstes zurückließen, waren hoch geschätzte Gegenstände; tatsächlich wurde es schon als glücksbringend betrachtet, wenn man eine Feder im Wald oder am Strand fand. Geschenke Amarids wurden sie genannt. Als Kind hätte sich Gerek gerne selbst dem Orden angeschlossen, und nun sprach Kori mitunter davon. Jeder Mann und jede Frau mit diesem waldgrünen Umhang und diesem Magierstab, selbst wenn sie Fremde waren, waren Freunde und Beschützer.
    Und dennoch, als Gerek nun dieser schweigenden verhüllten Gestalt und dem seltsamen schwarzen Vogel gegenüberstand, fühlte er sich plötzlich verwundbar, und er begann sich zu fürchten. Alles, was er als Kind gelernt hatte - und im Gegenzug Kori beigebracht hatte -, lag in ihm im Widerstreit mit einem überwältigenden, instinktiven Drang zu fliehen. Und verlor.
    Immer noch mit Kori in den Armen, drehte er sich um und begann, rasch den Weg entlangzugehen, der sie zum Boot führen würde.
    »Können wir nicht hier bleiben und mit ihm sprechen?«, fragte Kori, der über die Schulter seines Vaters zurückschaute und in dessen Stimme sich jeder von Gereks Schritten als leichter Ruck niederschlug.
    Gerek antwortete nicht, sondern konzentrierte sich darauf, sicher über die Wurzeln und Steine des Waldwegs zu kommen.
    »Ich möchte doch seinen Vogel sehen!«, nörgelte Kori.
    »Warum gehen wir denn jetzt weg?« Dann veränderte sich sein Tonfall vollkommen, und er flüsterte ängstlich: »Papa, ich glaube, er folgt uns.«
    Gerek fuhr herum und sah die Gestalt, die ihre lässigen Bewegungen nun aufgegeben hatte und zielgerichtet und drohend auf sie zukam. Immer noch konnte Gerek das Gesicht des Fremden nicht erkennen, ebenso wenig, wie er hätte sagen können, von welcher Art dieser seltsame Vogel war. Er begann zu laufen. Kori klammerte sich fest um seinen Hals. Zweimal wären sie beinahe

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