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Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers

Titel: Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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fiel schräg durch die Baumwipfel und warf Lichtstrahlen durch den rauchähnlichen Nebel, der noch überall zwischen den Baumstämmen hing. Das Klopfen eines Spechts hallte durch den Wald, dann sang irgendwo hoch oben auf einem Ast eine Drossel.
    Gerek und Kori begannen, den dicht bewachsenen Boden nach den winzigen, samtig blauen Shan-Blättern abzusuchen, um derentwillen sie gekommen waren. Normalerweise roch man Shan, bevor man es sah. Es wuchs dicht am Boden und schlängelte sich unauffällig durch das trockene Laub und die Büsche. Aber es hatte einen deutlichen, süßen, kühlen Geruch, der nur ein kleiner Hinweis auf den Geschmack war. Viele im Westen von Tobyn-Ser benutzten die getrockneten Blätter als Gewürz, einige kauten die Blätter sogar, wenn sie noch frisch waren. In höherer Konzentration hatten gedämpfte Shan-Blätter einen gewissen Wert als Arzneimittel, und sie waren in jeder Form ein beliebter und kostbarer Handelsgegenstand. Gerek hatte vor, den größten Teil dessen, was sie an diesem Morgen fanden, einem Händler aus Abboriji zu geben, der versprochen hatte, ihm dafür mehrere Ellen eines Stoffes zu überlassen, den Shayla bewundert hatte. Mit dem, was sie für Gereks Fische und Shaylas selbst geflochtene Körbe erhielten, hätten sie sich ein solches Material nicht leisten können, das hatte Gerek Shayla schon gesagt. Aber mit diesem Shan ... Gerek lächelte in sich hinein; er konnte es kaum erwarten, Shaylas Gesicht zu sehen.
    Er und Kori zogen langsam durch den Wald und füllten ihre Säcke mit Blättern, wobei der Junge den Bereich rechts des Pfades absuchte und Gerek sich links hielt. Nach beinahe einer Stunde kehrte Gerek auf den Pfad zurück und rief von dort aus nach seinem Sohn.
    »Wie sieht es aus, Kori?«
    »Gut«, erwiderte der Junge. Einen Augenblick später stand er atemlos vor seinem Vater. »Sieh mal, wie viel ich schon habe!« Kori riss den Sack auf, der beinahe voll mit blauen Blättern war. Ihr Duft schien den ganzen Wald zu durchdringen.
    »Das ist prima«, sagte Gerek, »aber lassen wir noch ein paar fürs nächste Mal übrig.«
    »Also gut. Ich hab sowieso Hunger.«
    »Schon wieder?«, fragte Gerek mit gespieltem Staunen.
    Der Junge nickte und lachte, und dann machten sich beide wieder auf den Weg zum Boot. Sie hatten allerdings erst ein paar Schritte hinter sich gebracht, als Gerek hörte, wie sich im Wald hinter ihnen etwas bewegte. Er drehte sich um und sah durch Zweige und Nebel hindurch eine Gestalt, die sich langsam näherte. Der Fremde war hoch gewachsen und schlank, und er bewegte sich mit geübter Anmut durchs Unterholz. Er trug einen waldgrünen Kapuzenumhang und in der Hand einen langen Stab, an dessen Spitze ein rot glühender Stein angebracht war. Und auf seiner Schulter saß ein großer, dunkler Vogel.
    Gerek grinste, und er spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann, wie jedes Mal, wenn er einen Sohn oder eine Tochter Amarids sah. Es war schon irgendwie seltsam, dass ihn sogar jetzt, da er doch selbst Vater eines fünfjährigen Sohnes war, der Anblick eines Magiers derart beeindrucken konnte.
    »Was ist denn, Papa?«
    Gerek brauchte einen Augenblick, bevor er antwortete. »Es ist einer der Söhne Amarids«, sagte er schließlich, ohne den Blick von der sich nähernden Gestalt abzuwenden. Er erkannte den Mann nicht, und er hatte nie einen Falken oder eine Eule gesehen, die so groß oder so dunkel gewesen wären wie der Vogel, den dieser Magier trug.
    »Ist es Meister Niall?«, fragte Kori aufgeregt. »Ich kann ihn nicht sehen!«
    Gerek hob seinen Sohn hoch und zeigte ihm den Mann. »Siehst du? Da ist er. Aber ich glaube nicht, dass es Meister Niall ist, es sei denn, er hat einen neuen Vogel.«
    »Du meinst, es ist ein anderer?«, fragte Kori mit vor Aufregung schriller Stimme und weit aufgerissenen Augen. »Ist es ein Falkenmagier oder eine Eulenmagier?«
    »Falkenmagier oder Eulenmeister«, verbesserte Gerek, und als er dann wieder zu dem Magier hinschaute, der inzwischen noch näher gekommen war, zuckte er die Achseln. »Ich bin nicht sicher«, sagte er zu dem Jungen, denn er konnte den Vogel auf der Schulter des Mannes immer noch nicht erkennen. Wenn er ehrlich war, musste Gerek zugeben, dass er nur wenig über die Falken oder Eulen wusste, an die die Söhne und Töchter Amarids sich banden und von denen sie, wie es hieß, ihre Macht und ihre Heilerkräfte bezogen. Er kannte selbstverständlich Amarids Falken, wie die meisten, und er konnte

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