Coe, David B. - Die Chroniken von Amarid 01 - Der Fluch des Magiers
gestürzt, aber beide Male gelang es Gerek, das Gleichgewicht wiederzufinden und seinen Sohn weiter festzuhalten. Er wusste, ohne hinzusehen, dass die Gestalt ihnen folgte und mit jedem Schritt näher kam. Und dann, als sie gerade den Abhang zum Strand erreicht hatten, schrie Kori: »Der Vogel!«
Gerek hielt inne und drehte sich ruckartig um. Er keuchte. Das riesige schwarze Geschöpf war bereits in der Luft und überholte sie mit erschreckender Geschwindigkeit. Gerek setzte Kori ab und griff nach einem kurzen, schweren Ast, der neben dem Pfad am Boden gelegen hatte.
»Kori! Lauf zum Boot! Warte nicht auf mich. Paddle nach Hause, so schnell du kannst!«
»Aber Papa ...«
»Beweg dich!«, rief Gerek verzweifelt.
Er sah, wie Kori begann zurückzuweichen, den Blick auf den näher kommenden Vogel gerichtet, seine Miene eine Mischung aus Faszination und Entsetzen. Und dann war sich Gerek nur noch seiner selbst und des großen Vogels bewusst. Er sah nun, dass es tatsächlich ein Falke war, aber ein riesiger, größer als jeder, den er zuvor gesehen hatte.
Seine Federn waren unnatürlich starr und glänzend. Seine messerartigen Krallen und der scharf gebogene Schnabel schienen irgendwie seltsam und viel bedrohlicher als die eines jeden anderen Falken, den Gerek je gesehen hatte, obwohl sie immer noch nicht so fremdartig waren wie die leuchtenden, glitzernden Augen des Vogels. Sie waren goldfarben, und es sah ganz so aus, als hätten sie keine Pupillen, was sie noch schrecklicher wirken ließ. Als das Geschöpf ihn erreichte, schlug Gerek nach seinem Kopf, aber der Vogel wich im letzten Augenblick mit außergewöhnlicher Behändigkeit zur Seite aus. Die Wucht seines Schlags ließ Gerek einen Augenblick das Gleichgewicht verlieren, aber er fasste sich rasch und drehte sich wieder um, um dem Vogel mit dem Stock vor dem Körper zu begegnen.
Der Falke flatterte einen Augenblick lang vor Gerek in der Luft, dann stieg er plötzlich höher und schoss mit ausgestreckten Krallen auf den Kopf des Mannes zu. Gerek ließ sich nach links fallen, überschlug sich und kam gerade noch rechtzeitig wieder auf die Beine, um den Stock zu heben und die Krallen des Vogels abzuwehren. Der Falke bewegte sich unglaublich schnell und schlug bereits wieder zu, als Gerek noch mit den Folgen des letzten Angriffs zu kämpfen hatte. Wieder wich Gerek aus und landete diesmal im Schutz eines Baumstamms, der ihm genug Deckung bot, um kurz Luft zu holen. Er stand auf und trat dann, immer noch mit dem Rücken zum Baum und den Stock vor sich erhoben, wieder einen Schritt vor. Er erwartete, sofort angegriffen zu werden, aber der große Vogel war nirgendwo zu sehen. Instinktiv blickte Gerek auf und schützte dabei den Kopf mit dem Stock und den Armen, aber der Falke war nicht über ihm. Er spähte zu Kori hinüber, und als er das tat, schrie der Junge auf und zeigte auf etwas. Aus der Deckung eines anderen Baums stürzte sich der Vogel auf Gereks Kopf, mit weit aufgerissenem Schnabel und zum Angriff ausgestreckten Krallen. Gerek, überrascht und behindert von dem Baum, den er versucht hatte, als Deckung zu benutzen, warf sich verzweifelt zur Seite und schleuderte den Stock nach dem Vogel. Der Falke flatterte zur Seite, um auszuweichen, aber er erwischte Gereks linken Arm direkt unterhalb des Ellbogens mit einer seiner rasiermesserscharfen Krallen. Gerek keuchte schmerzerfüllt, und ein Blutfleck breitete sich auf seinem Hemd aus. Er hörte, wie Kori zu schluchzen begann. Er versuchte, die Hand zu bewegen, aber die Kralle des Vogels hatte seine Sehne durchtrennt, und er hatte kaum noch die Kraft, seine Finger zu beherrschen. Er drückte den verletzten Arm an den Körper und griff nach einem anderen Ast, um ihn als Waffe zu benutzen, während er zusah, wie der Vogel abermals auf ihn zuglitt.
Er war vorbereitet, aber der Vogel schwebte nur über ihm, knapp außerhalb seiner Reichweite. Der Falke schien zu spüren, dass Gerek schwächer wurde, und mit ihm spielen zu wollen; er täuschte Angriffe vor und glitt von einer Seite zur anderen. Und mit jedem Augenblick, der verging, wurde der Ärmel von Gereks Hemd schwerer von Blut. Mit der verletzten Hand versuchte er mehrmals, sich den Schweiß abzuwischen, der ihm von der Stirn brennend in die Augen lief, aber gegen die Erschöpfung und die Schmerzen konnte er nichts tun. Ihm wurde schwindlig; er konnte kaum mehr aufrecht stehen und schon gar nicht mehr kämpfen. Und dann war es zu Ende, so plötzlich, wie es
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