Coe, Jonathan
und gefragt hat, was ich einmal machen will, wenn ich groß bin, und
dass ich ihm geantwortet habe, weißt du, Dad, eigentlich ist es mir egal, was
ich einmal mache, Hauptsache ich darf irgendwann einmal in Watford leben -
nein, an solche Gelegenheiten kann ich mich nicht erinnern, das ist richtig,
und mein Vater war auch sowieso niemand, der seinen Sohn auf den Schoß genommen
hätte; soweit ich mich erinnere, war er nicht übermäßig zärtlich oder liebevoll
oder auch nur sehr ... gegenwärtig in meinem Leben, solange ich - na ja,
eigentlich solange ich zurückdenken kann, aber egal, ich will damit sagen,
auch wenn Watford kein Ort ist, von dem man sein Leben lang geträumt hat, muss
es ja noch lange keine Stadt sein, aus der man Hals über Kopf wieder wegziehen
will, und genau darüber hatte ich vor ein paar Jahren eine Diskussion mit
meinem Freund Trevor, Trevor Paige, der einer meiner ältesten Freunde ist,
schon seit den Neunzigern, als wir als Vertreter für diesen Spielzeugproduzenten
gearbeitet haben, von dem ich Ihnen erzählt habe; Trevors Gebiete waren Essex
und die Ostküste, während ich London und die angrenzenden Grafschaften
beackerte, aber wie gesagt, ich habe den Job nach ein, zwei Jahren wieder
aufgegeben, um in diesem Kaufhaus in Ealing anzufangen, während Trevor mit dem
Reisen weitergemacht hat, aber wir sind trotzdem Freunde geblieben, vor allem
wohl deshalb, weil er in Watford nur ein paar Straßen weit weg von mir gewohnt
hat, bis vor ungefähr zwei Jahren jedenfalls, denn vor ungefähr zwei Jahren
waren wir zusammen in Yate's Wine Lodge einen trinken, und plötzlich sagt er
zu mir, Weißt du was, Max?, ich hab die Schnauze voll, gestrichen voll, und ich
frage ihn, Von was hast du die Schnauze voll?, und er sagt, Von Watford. Von
Watford?, hab ich gefragt, und er sagt, Na, von Watford natürlich, ich habe die
Schnauze gestrichen voll von Watford, Watford steht mir bis Oberkante
Unterlippe, seit achtzehn Jahren wohne ich jetzt in Watford, und ich sag's dir
ganz ehrlich, ich glaube, ich habe jetzt alles gesehen, was es in Watford zu
sehen gibt, und kann guten Gewissens behaupten, dass Watford keine weiteren
Freuden und Überraschungen mehr für mich in petto hat, und ich gehe sogar noch
weiter und prophezeie dir, dass ich mir irgendwann die Kugel gebe oder an
Langeweile oder Frustration verrecke, wenn ich nicht endlich mache, dass ich
aus Watford wegkomme, und das hat mich dann doch einigermaßen überrascht, muss
ich sagen, weil ich immer geglaubt hatte, dass Watford für Trevor und Janice -
Janice ist seine Frau - das ideale Pflaster ist, und dass es eins der Dinge
war, die wir beide gemeinsam hatten, die Tatsache nämlich, dass wir beide sehr
eingenommen waren von Watford, mehr als eingenommen, dass wir sogar etwas
verliebt waren in Watford, weil ein paar unserer schönsten Erinnerungen und der
heiligsten ... gemeinsamen Momente unserer Freundschaft mit Watford verbunden
waren, die Tatsache, zum Beispiel, dass wir in Watford geheiratet haben und
unsere Kinder in Watford zur Welt gekommen sind, und wenn ich ehrlich bin,
hatte ich geglaubt, dass Trevor an diesem Abend nur ein bisschen ausgerastet
ist, dass es weinseliges Gerede war, und ich weiß noch, dass ich mir gedacht
hab, Trevor und aus Watford weggehen? Niemals, Trevor redet viel, wenn der Tag
lang ist, aber der geht nie weg aus Watford, da kann er noch so viel reden,
jedenfalls hätte ich nicht geglaubt, dass er tatsächlich ernst damit machen
könnte, aber ... Ehre, wem Ehre gebührt, ich hatte die Rechnung ohne Trevor
gemacht, es war nicht nur leeres Gerede gewesen, er wollte tatsächlich einen
Schlussstrich unter Watford ziehen, und den hat er dann auch gezogen, sechs
Monate später, als er und Janice nach Reading umgezogen sind, wo er seine neue
Stelle antrat - eine sehr gute neue Stelle offenbar - bei einer Firma, die
Zahnbürsten herstellt, oder zumindest importiert, ich glaube, sie importieren
sie aus Übersee, aber sie verkaufen sie überall in Großbritannien, und nicht
irgendwelche stinknormalen Zahnbürsten, müssen Sie wissen, sondern
professionelle Zahnbürsten mit innovativen Designs, und außerdem Zahnseide und
andere Mundhygieneprodukte, weil das nämlich ein sehr schnell wachsender ... Ähm,
ja bitte?«
Jemand hatte mir auf die
Schulter getippt, und als ich mich umdrehte, blickte ich in das Gesicht einer
der Stewardessen.
»Sir«, sagte sie. »Sir, wir müssen
mit Ihnen über Ihren Freund reden.«
»Meinen
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