Coffee, Love & Sugar - Roman

einer dieser älteren Typen ist, die auf so eine geheimnisvolle, unerreichbare Art wahnsinnig gut aussehen, ist Wallace auch so etwas wie ein Mogul in der Gegend. Jeder kennt ihn als »Java, der Hutt«. Aus einem langweiligen Kaffeewagen, den er am College durch die Gegend schob, hat er drei Cafés aufgebaut. Alle drei heißen Java-Hutt-Café und sind im Sunset District am Ocean Beach. Den Leuten in dieser Stadt ist ihr Kaffee sehr wichtig. Sie stehen total auf solche Sachen: Der Laden hier wird von einem Einheimischen betrieben – der Laden dort ist unabhängig, gehört nicht zu einer Kette. Java-Hutt-Cafés liegen also total auf der Anti-Starbucks-Welle.
    In Neuengland konnte man keinen ordentlichen Cuppa-Joe-Kaffee bekommen, nur bei Dunkin’ Donuts. Das ist der Laden, den ich von der Ostküste am meisten vermisse. Wenn ich von jetzt an bis zu meinem Lebensende zu jeder Mahlzeit nur noch Dunkin’ Donuts essen könnte, wäre das tipptopp für mich. Doch stattdessen halte ich mich mit Burritos aus dem Supermarkt, asiatischen Teigtaschen von der Clement Street, Tacos von woher auch immer und Shrimps Pop-Tart-Keksen mit Schokoglasur am Leben. Nancy sagt, von dem ganzen Junkfood bekomme ich Akne. Sie würde gerne essen, was ich esse.
    Justin war immer zugekifft, aber er hatte nie was zum Futtern im Haus. Ich musste mich immer zu 7-Eleven aufmachen und Doritos und Schokotörtchen holen. Damals hätte ich alles getan, um beliebt zu sein. Also habe ich mich an der Internatsaufsicht vorbeigeschlichen und bin über den Zaun des Schulgeländes geklettert. Dann bin ich total durchgefroren und zitternd zurückgekommen und auf die Art: »Traraaa! Wie spektakulecker bin ich? Hab noch ein paar extra scharfe Bonbons mitgehen lassen.« Jeder in Justins Zimmer meinte nur: »Deine Freundin ist so cool, Mann.«
    Ich bin so erleichtert, dass ich diese Person nicht mehr bin.
    Shrimp fragt sich, warum Rice Krispies, Loops und Frosties ihr eigenes Maskottchen haben und seine Pop-Tart-Kekse nicht. Shrimp ist davon überzeugt, dass eine Art Verschwörung im Gang ist. Er zeichnet ständig Keks-Maskottchen und schickt sie der Pop-Tart-Firma. Sie schreiben höfliche Briefe zurück und legen Gutscheine für Zerealien bei. Sie schreiben seinen Familiennamen immer falsch.
    Justin war beim Lacrosse Mannschaftskapitän. Ich fuhr auf seinen großen Bizeps und seine durchtrainierten Waden ab. Ich fühlte mich damals total hormonell herausgefordert. Mädchen fielen bei seinem Anblick in Ohnmacht und verehrten mich, weil er mir gehörte. Oberflächliches Mädchen, dein Name war Cyd Charisse.
    Bevor Shrimp da war, wusste ich nicht, dass einem eine andere Person so viel bedeuten kann, dass einem das Herz einfach vor Glück zerspringen will, sobald man mit dieser Person zusammen ist. Ich glaube, ich wäre am liebsten an Einsamkeit gestorben, wenn er und Sugar Pie nicht in dem Moment in mein Leben getreten wären. Danke, Jugendgericht!
    Ich werde mir auf der Innenseite meines Oberschenkels ein Tattoo machen lassen, nur für Shrimp. Ein tanzendes Keks-Maskottchen. Ich werde das Maskottchen »Mr Mmm-mmm-lecker« oder so nennen. Ich werde Röcke tragen, die so kurz sind, dass Nancy glaubt, sie hätte da etwas gesehen, aber nicht zu fragen wagt. Es gibt viele Fragen, auf die Nancy die Antwort lieber nicht wissen will.
    Ich würde gerne bei Wallace und Shrimp im Haus wohnen. Sie haben die Wände bemalt, auf der Veranda hängt eine Piratenflagge, und sie haben alte, heruntergekommene Möbel, bei deren Anblick das geliftete Gesicht von Nancys Innendekorateurin aufplatzen würde wie in einem Horrorfilm. Sie hören immer alte Bluesmusik, bei der es um das betrügerische Herz einer wahnsinnssexy Frau geht.
    Sie sind total gerne zusammen. Es ist schwer, sich einen Wallace ohne einen Shrimp vorzustellen und umgekehrt. Ich glaube nicht, dass es jemand in meiner Familie genauso geht, was mich betrifft.
    Wallace sagt, er würde lieber durch die Weltgeschichte reisen, statt Kaffee zu brühen. Wallace ist sein Erfolg peinlich, aber insgeheim genießt er es, als Java der Hutt bekannt zu sein. Er muss viel arbeiten. Sein Job schränkt seine Zeit zum Surfen erheblich ein.
    Jetzt, wo Shrimp seinen gemeinnützigen Dienst abgeleistet hat, wird er in einem der Java-Hutt-Cafés arbeiten. Er wird Sugar Pie und die anderen Leute im Heim weiterhin besuchen, denn sie haben die coolsten Gesichter zum Zeichnen und die besten Geschichten aus der »guten, alten Zeit«. Shrimp und ich