Coffee, Love & Sugar - Roman
ausflippen zu sehen.
Wenn Justin in dieser Situation bei mir gewesen wäre, wäre er so schnell abgehauen, dass ich noch nicht mal Wort eins rausbekommen hätte, selbst wenn ich es gewollt hätte.
Zum Glück brachte Shrimp dann nicht die feinfühlige Jungsnummer und versuchte nicht, mich zu umarmen und meine Tränen wegzuwischen. Manchmal muss man Tränen einfach ihren Lauf lassen, und es ist schön, einen Freund zu haben, der das versteht, ohne gemein zu sein oder einen zu ersticken. Als ich fertig war, setzten wir uns auf ein paar Felsen mit Blick aufs Meer. Ich war froh, dass es sich Ingwerbrötchen mit Sugar gemütlich gemacht hatte, denn die Meeresbrise war ganz schön kalt.
Shrimp sagte: »Lass uns ›Job für einen Tag‹ spielen«, und schon ging es mir ein wenig besser. Er beobachtete die Sonne und die Brandung unten, und ich wusste, dass er es kaum abwarten konnte, wieder im Auto zu sitzen und das restliche Stück nach Santa Cruz zu fahren. Ich wusste es zu schätzen, dass er anbot, mein Lieblingsspiel zu spielen, sodass Sugar sich ausruhen und ich mich beruhigen konnte.
Shrimp fing an: »Ich möchte einen Tag lang im Campton Palace Hotel der Türsteher sein, der wie der Beefeater-Typ aussieht.« Bei der Vorstellung, dass Shrimp in der aufgeplusterten Uniform mit Strumpfhosen und dem seltsamen Hut Taxis für Touristen heranwinkte, musste ich kichern. Die Uniform wäre größer als er.
»Frühstückskoch, weil ich gerne wissen möchte, wie man perfekt Eier macht«, bot ich an.
»Meinst du, du lernst das an einem Tag, perfekte Rühreier und Spiegeleier und pochierte Eier?«, fragte Shrimp.
»Alle Eier«, versicherte ich ihm.
»Mautkassierer auf der Golden Gate Bridge«, sagte Shrimp.
»Du würdest in dieser Parkplatzwächteruniform so süß aussehen.«
Ein Sonnenstrahl schien direkt durch seine platinblonden Haarstachel und er grinste. »Meinst du?«, sagte er und augenblicklich schmolz mein burr-ito.
Ich sagte: »Okay, ich würde gerne eine Mailbox-Dame sein. ›Sie haben drei neue Nachrichten.‹ Aber ich würde mit einer total rauen Pornostimme reden und keuchen, ganz erregt und so. ›Um die Nachricht zu löschen, drücken Sie ... mich, Schätzchen.‹«
Shrimp lachte über meine Darbietung. »Das könntest du gut, und außerdem wäre es witzig, wo du doch so ungern telefonierst.«
Er dachte einen Moment nach und verkündete dann: »Verkehrsüberwacher im Hubschrauber. Ungefähr so ...« Er legte sich eine tiefe Nachrichtensprecherstimme zu. »›Der Verkehr Richtung Westen auf der Bay Bridge staut sich bis zum Maze-Einkaufszentrum. Die Stauwarntafeln sind eingeschaltet. Wir danken unserem telefonischen Staumelder Bob, der einen Unfall auf der rechten äußeren Spur auf der Bay Bridge kurz nach der Brücke gemeldet hat. Idioten!‹«
»Hervorragend!«, sagte ich. »Ansagerin beim Wetterdienst. Allerdings würde ich superkurze Röcke mit Schlitzen an den Seiten und Go-Go-Stiefel anziehen und meine Fingernägel ganz lang wachsen lassen und schwarz lackieren und damit dann auf die Wetterkarte zeigen.«
»So ein Wetterchen würde ich mir anschaun«, sagte Shrimp. »Art-Director und Abteilungsleiter bei Pop Tart.«
»Abteilung Schokoglasur?«, fragte ich.
»Na sicher.«
»Echt cool«, sagte ich. »Ich wäre gern eine Schokoladenverkäuferin bei See’s Candy, dann könnte ich die weiße Uniform tragen und Leute mit Gratisproben beglücken.«
»Okay«, sagte Shrimp, »aber gib den Leuten keine weiße Schoko-Gratisprobe. Weiße Schokolade mag eigentlich niemand, und es ist so ein Beschiss, wenn man die als Gratisprobe bekommt.«
»Da hast du total Recht«, sagte ich.
Ich habe einmal versucht, »Job für einen Tag« mit Justin zu spielen, und das Einzige, was ihm einfiel, war Quarterback bei den New England Patriots. Wie geistreich .
»Interviewer für ein Meinungsforschungsinstitut«, verkündete Shrimp.
»Aber die Leute sind dann oft richtig unhöflich zu dir«, sagte ich.
»Deshalb ist es ja auch nur ein Job für einen Tag«, erinnerte mich Shrimp. »Einen Tag lang kann man alles machen.«
Kinderkriegen ist ein Job, bei dem ich froh bin, dass er nicht in meinem Lebenslauf steht, noch nicht mal für einen Tag. Nancy hatte einen ganzen Tag lang Wehen, als mein kleiner Bruder geboren wurde. Sie sagte, das sei die schmerzvollste Erfahrung ihres ganzen Lebens gewesen. Weil ich so eine leichte Geburt gewesen war, hatte sie gedacht, Wehen wären immer so einfach. Einen Monat später fuhr sie
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