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Coffee, Love & Sugar - Roman

Coffee, Love & Sugar - Roman

Titel: Coffee, Love & Sugar - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beltz & Gelberg
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Kapitel 1
    Meine so genannten Eltern können meinen Freund, Shrimp, nicht ausstehen. Ich bin mir nicht mal sicher, ob sie überhaupt glauben, dass er mein Freund ist.
    Ein Blick genügt ihnen: 1,68 groß, Surfershirt, Schlabberjeans, Kekse futternd, stachelhaarig. Dann sieht man sofort, wie bei ihnen die Alarmglocken losschrillen, als ob sie denken: O nein, Cyd Charisse, dieser junge Mann ist nichts für dich.
    Zur Information: Ist er wohl.
    Zumindest redet Shrimp meine Mutter immer mit »Mrs« an, statt nur irgendwas in ihre Richtung zu grunzen, wie es die meisten Jungen in meinem Alter tun. Und welche Eltern würden bestreiten, dass Shrimp eine Verbesserung gegenüber Justin ist, meinem Ex von der alten Privatschule? Justin hat mich in Schwierigkeiten gebracht. In große. Die Justin-Phase habe ich so was von abgeschlossen.
    Aber Sid und Nancy interessieren sich sowieso nicht sonderlich für mich. Ich habe meinen Eltern den Gefallen getan und mich mehr oder weniger unsichtbar gemacht.
    Sid, mein Dad, nennt mich »genesender Teufelsbraten«. Genau genommen ist Sid mein Stiefvater. Meinen richtigen Vater kenne ich eigentlich kaum. Als ich fünf war, habe ich ihn mal auf einem Flughafen getroffen. Er war groß, sehr schlank und hatte pechschwarze Haare, so wie ich. Wir haben auf dem Flughafen Dallas-Fort Worth in einer verräucherten Kneipe Mittag gegessen. Weil mir der Hamburger nicht schmeckte, hat mein richtiger Dad seine Aktentasche geöffnet und mir ein Stück selbst gebackenes Ingwerbrot angeboten, das er in Alufolie gewickelt hatte.
    Im Souvenirladen auf dem Flughafen kaufte er mir eine braune Stoffpuppe. Die Kassiererin hatte die Puppe selbst gemacht. Sie sagte, sie habe die Puppe unter der Kasse versteckt, wo sie auf genau das richtige kleine Mädchen gewartet hätte. Mein richtiger Dad gab der Kassiererin einen 100-Dollar-Schein und sagte, sie könne das Wechselgeld behalten. Ich nannte meine Puppe Ingwerbrötchen.
    Nancy und ich waren damals unterwegs nach San Francisco, um dort mit Sid eine neue Familie zu gründen. Mein richtiger Dad war auf dem Weg zurück nach New York, zu seiner richtigen Frau und Familie. Sie wissen nichts von mir.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Frau von meinem richtigen Dad nichts dagegen hätte, dass ich mir mit der Schere die Arme ritze und dann am Schorf rumkratze. Seine richtige Frau backt bestimmt jeden Tag frisches Ingwerbrot, schreibt Erledigungslisten und geht selber einkaufen und hat nicht wie Nancy eine Haushälterin und einen Chauffeur, die alles erledigen.
    Nancy hat Justin nur einmal getroffen, bei der Anhörung zum Schulverweis. Der Direktor hatte ihr erzählt, dass man Justin und mich beim Rummachen in einem Zimmer voller Jack-Daniel’s-Flaschen und Tablettenschachteln gefunden hat. In flagranti nannte das der Direktor. Ich bin in Latein durchgefallen.
    Nancy sagte, Justin komme aus einer »reizenden Familie in Connecticut« und wie ich ihr und Sid nur solche Schande bereiten könne. Es war Justin, der in seinem Internatszimmer Ecstasy verkauft hat, nicht ich. Und es war auch Justin, der gesagt hat, er habe ihn rechtzeitig rausgezogen. Von der Sache haben Sid und Nancy nie etwas erfahren.
    An einem Abend, nachdem ich wieder zu Hause in San Francisco war, kam Nancy in mein Zimmer. Sid war mit meinen jüngeren Halbgeschwistern beim Vaterabend an der französischen Sprachschule. »Ich hoffe, deine Freunde benutzen Kondome«, sagte Nancy, und das war komisch, denn sie weiß, dass Shrimp mein einziger Freund ist. Sie warf eine Packung Kondome auf mein mit Spitze besetztes Himmelbett, das ich hasse. Shrimp geht immer auf Nummer sicher, er kümmert sich um solche Sachen. Wäre das damals im Internat mit Shrimp passiert, er wäre mit mir ins Krankenhaus gegangen.
    »Kann ich nicht einen Futon haben statt dieses bescheuerte Prinzessinnenbett?«, fragte ich. Die Vorstellung, dass meine Mutter überhaupt etwas über Empfängnisverhütung wusste, geschweige denn sie auch noch päckchenweise verteilte, ging über meinen Horizont und bedurfte ganz sicher keiner weiteren Erörterung.
    Nancy seufzte. Sie seufzt quasi, statt zu essen. »Ich habe zehntausend Dollar ausgegeben, um dieses Zimmer zu renovieren, während du auf dem Internat warst. Nein, kannst du nicht, Cyd Charisse.«
    Jeder in der Familie redet mich mit meinem ersten und zweiten Vornamen an, da Dads Name Sid genauso ausgesprochen wird wie mein erster Vorname. Als Nancy zwanzig Jahre alt und mit mir schwanger war,

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