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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Pohl, doch der kann beweisen, dass er zur Tatzeit in Berlin war. Auch die Untersuchung seiner Waffe ergibt eindeutig, dass daraus nicht geschossen wurde. Schöller steht vor einem Rätsel.
    Die Bande, von Schöller mit den bei den Toten gefundenen Fünfmarkstücken konfrontiert, gerät zunehmend in Panik. Sascha, während Boris Kustows Abwesenheit ihr Anführer, misstraut Pohl. Er will wissen, wer dieser Unbekannte tatsächlich ist, hetzt Victor, einen der brutalsten Schläger, auf ihn. Er soll Pohl zusammenschlagen, ihm die Papiere abnehmen. Pohl merkt, dass er verfolgt wird, doch unversehens greift der unheimliche Schnauzbart ein. Victor wird von diesem fürchterlich verdroschen. Pohl kann sich die Rolle des Unbekannten nicht erklären. Er informiert Schöller, doch auch der steht vor einem Rätsel.
    Während allgemeine Ratlosigkeit um sich greift, bereitet Pohl den nächsten Anschlag vor. Diesmal soll es ein Doppelschlag werden, die Situation bietet sich an: Sascha Heidkamp, arbeitsloser, mehrfach vorbestrafter  Deutscher, und Victor Kornejew, illegal nach Deutschland eingewanderter Russe, beide extreme Alkoholiker, hausen in ein und demselben Bauwagen. Die Gelegenheit! Sollte er den Anschlag erfolgreich führen, hätte er die Hälfte der Bande ausgeschaltet. Würde dann ihr Anführer, Boris Kustow, Nerven zeigen? Nur von ihm erwartet Pohl brauchbare Hinweise auf den Aufenthaltsort seiner Töchter.

 
    22. Tag
     
    Pohl nahm den Feldstecher von den Augen. ‚Tolle Villa!‘ Als er vergangene Nacht Saschas Golf GTI bis zum Abzweig in die Brache gefolgt war, konnte er sich aufgrund der Dunkelheit vom genauen Standort und der Qualität der fahrbaren Behausung kein Bild machen. Es wäre zu verräterisch gewesen, wäre er ebenfalls dort abgebogen. Saschas ‚Wohnwagen‘ entpuppte sich nun – im ersten Licht des frühen Morgens – als zu Wohnzwecken eher dilettantisch ausgebauter Bauwagen, abgestellt am Rande eines entlegenen, vor Jahren demontierten Gleisfeldes einer ehemaligen Zechenbahn, vor neugierigen Blicken durch den angrenzenden Waldstreifen geschützt. Anscheinend waren Wohn- und Bauwagen für Keffko ein und dasselbe. Sascha habe ihn aus der Not heraus zu seinem provisorischen Domizil erklärt, als er zu Hause ‘rausgeflogen war, hatte Keffko augenzwinkernd erklärt. Das Provisorium schiene langlebiger als gedacht, zumal inzwischen auch Victor dort Unterschlupf gefunden habe. Der bekomme aufgrund seines illegalen Aufenthaltes doch nie ein Zimmer, so Keffko.
    Saschas neben dem Bauwagen abgestellter Golf GTI verriet, dass zumindest er noch anwesend war. Und da Victor über keinen fahrbaren Untersatz verfügte – Keffko: ‚Der klaut sich Fahrräder, wenn er mal schnell irgendwo hin muss …‘ –, war anzunehmen, dass er sich ebenfalls im Wohnwagen befand. Zwei auf einen Streich! Das Ziel schien greifbar!
    Pohl hob erneut das Glas vor die Augen. Die sich blassbläulich in die Höhe kräuselnde, kränklich wirkende Rauchfahne signalisierte ihm, dass seine Rechnung aufgehen würde, geschähe alles so, wie er es sich vergangene Nacht ausgedacht hatte. Diesmal würde ein Ofen seine Waffe sein! Er grinste süffisant. Auf diese Idee war noch nicht einmal Sam Lieberman gekommen! Er musste nur sichergehen, in der bevorstehenden Phase, eigentlich der kritischsten des gesamten Unternehmens, von den beiden nicht entdeckt zu werden. Bis zu dem Bauwagen lagen dreißig Meter ohne jede Deckungsmöglichkeit vor ihm. Dieses Risiko musste er eingehen. Sollte ausgerechnet einer der beiden in diesem Moment den Drang zum Pinkeln verspüren, hätte er schlechte Karten, seine Anwesenheit zu begründen. Zwar hatte er sich auch für diesen Fall eine Erklärung zurechtgelegt, doch er konnte sich nicht sicher sein, dass Sascha ihm diese abnähme.
    Ein letzter Blick durch den Feldstecher. Nichts rührte sich. ‚Auf geht’s!‘ Er musste es tun, jetzt, sofort! Jedes weitere Dahinwarten würde das Risiko vergrößern. Er ließ den Feldstecher am Tragriemen zu Boden gleiten, ergriff die rechte der beiden Plastiktüten, verließ sein Versteck. Dreißig Meter über freies Feld! Er musste es schaffen! Er beschloss, ganz normal zu gehen, aufrecht, nicht zu schnell. Meter um Meter überquerte er das unebene Gleisfeld, darauf bedacht, nicht in die Vertiefungen zu treten, die herausgerissene Schwellen im Schotterbett hinterlassen hatten. Zwanzig Meter noch. Die Tüte hing schwer an seiner Rechten, begann, in den Fingerbeugen zu schmerzen.

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