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Coins - Die Spur des Zorns

Coins - Die Spur des Zorns

Titel: Coins - Die Spur des Zorns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Götz Justus
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Nur noch zehn Meter, dann hätte er es geschafft!
    Endlich erreichte er den hölzernen Treppenaufgang am Kopfende des Bauwagens. Bis jetzt hatten sie ihn nicht bemerkt! Er schlich sich bis an den Wagen, verharrte dort, hielt die Luft an. Kein Laut! Er nahm die Tüte
    in beide Hände, stellte sie behutsam auf die oberste Treppenstufe, versicherte sich, dass der Inhalt festen Stand hatte. Kein Lärm durfte ihn verraten! Behutsam zog er die Rechte aus der Trageschlaufe. Der Köder war platziert! Hatte Keffko die Wahrheit gesagt, konnte die tödliche Posse beginnen. Er blickte die Rückseite des Bauwagens entlang. Halb verdeckt durch Buschwerk standen dort zwei Campingstühle, in ihrer Mitte ein vergammelter, doch offensichtlich noch benutzter Holzkohlengrill. Ein Trampelpfad führte ins Gebüsch. Pohl glaubte, den Sinn dieses Pfades bis zu seinem Standort riechen zu können.
    Er bückte sich, blickte unter den Wagen, ließ seinen Blick durch das Chaos schweifen, das er schon von seinem Versteck aus entdeckt hatte. Zwischen
    Gerümpel, etlichen Getränkekästen und umgestürzten Einkaufswagen lagen dort unzählige Schnapsflaschen. Keffko hatte nicht gelogen! Auffällig waren noch mehrere mit Vorhängeschlössern gesicherte Kisten, die untereinander wiederum mit Kettenschlössern verbunden waren. Trotz der wahrhaft nicht ungefährlichen Situation spielte ein Lächeln um Pohls Mundwinkel. So also sicherten Diebe ihr Diebesgut vor Diebstahl! Zu guter Letzt erregte noch eine hölzerne Sprossenleiter seine Aufmerksamkeit. Auch diese war mit zwei Kettenschlössern gesichert. Pohl bedauerte in diesem Moment, keinen Bolzenschneider mitgenommen zu haben. Die Leiter hätte die vorgesehene Aktion beträchtlich erleichtert.
    In diesem Moment polterte in dem Wagen etwas zu Boden. Eine Schrecksekunde verharrte Pohl in gebückter Stellung, dann schoss er in die Höhe. Nichts wie weg!
     
    Mit Schöllers Laune stand es nicht zum Besten. Es war das eingetreten, was Staatsanwalt Clausnitzer ihm in Aussicht gestellt hatte: Dr. Wagner hatte ihn in aller Frühe zum Rapport bestellt. Eigentlich war das die verkehrte Bezeichnung, denn geredet hatte überwiegend Wagner. Wenn Schöller eines nicht abkonnte, dann waren das ‚unqualifizierte Anschisse‘, so seine Diktion. Anders waren Wagners Vorwürfe nicht zu bezeichnen. Die Situation sei unerträglich geworden, die Aufklärung zweier weniger bedeutsamer Fälle angesichts der hohen Anzahl noch immer ungeklärter Verbrechen keinesfalls zufriedenstellend. Es sei ihm nicht länger möglich, dies gegenüber dem Ministerium zu rechtfertigen, und er frage sich inzwischen, ob Schöller nicht überfordert sei. Dann ließ er die Katze aus dem Sack: Er solle seine Leute effizienter einsetzen, statt ihre Fähigkeiten im Rahmen sinnloser Observationen zu vergeuden. Damit konnte Wagner nur das Babylon gemeint haben! Hatte Schottky wieder einmal gelabert oder Dr. Heisterkamp etwas bemerkt?
    Schöller grinste frostig. Wenn Wagner wüsste, was er vergangene Nacht in Erfahrung gebracht hatte! Er goss sich einen weiteren Kaffee ein, fluchte, als er sich an diesem die Lippen verbrühte. Er würde Schottky von der Observation abziehen, diese jedoch keinesfalls einstellen. Die Rasche könnte das übernehmen; die war tüchtig, hatte das gerade wieder in Wuppertal und Dortmund unter Beweis gestellt. Toll, wie sie die Drahtzieher des rumänischen Menschenhändlerrings an der Nase herumgeführt hatte, bis die Falle zuschnappte. Dass sie eine Frau war, kam ihr dabei zugute, ganz besonders aber, dass sie auch noch blendend aussah. Eine Kriminalkommissarin vermutete man jedenfalls nicht hinter ihrer betörenden Erscheinung. Sie war unerklärlicherweise ledig, und er hätte schon Interesse an einer über das Berufliche hinausgehenden Beziehung gehabt, es jedoch erst gar nicht versucht. Er war zu alt für die Lady, und er war sich dessen bewusst.
    Doch diese Erkenntnis war keinesfalls geeignet, Schöllers Laune zu bessern, und so war es ein eher unglücklicher Zufall, dass in diesem Moment Schrage das Vorzimmer betrat. Der Oberkommissar lächelte Schmittchen gewinnend an, blieb jedoch abrupt in der Tür stehen, als er ihr Nicken hin zu Schöllers Büro, untermalt von theatralischem Augenrollen, sah. Doch für den Rückzug war es zu spät, Schöller hatte mitbekommen, dass jemand das Vorzimmer betreten hatte.
    „Ist das der Schrage?“
    „Ja, Herr Hauptkommissar. Er möchte Sie sprechen.“
    „Was soll der Zirkus? Sind

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