Cold Space - Hot Love

Eric in einem seltsam klaren Gedanken durch den Kopf. Das hier war auch kein Mensch!

    »Sicherheitsüberbrückung, sämtliche Türen verriegeln!«, brüllte Eric. Zum Glück funktionierten die entsprechenden Routinen noch und der Bordcomputer folgte prompt dem Befehl. Jetzt war auch die Brücke informiert, denn diese Sicherheitsmeldung würde auch dort Aufmerksamkeit erregen.

    Dass er sich nun selbst mit diesem Ding eingeschlossen hatte, wurde Eric erst einige wertvolle Sekunden später bewusst. Er würde die Tür nicht mehr öffnen können, die Sicherheitsprotokolle konnten nicht mehr umgangen werden. Zumindest nicht von ihm. Also war er hier gefangen, genau wie der Strife.

    Nun, das beantwortete wenigstens die Frage nach der Herkunft der Bombe. Es warf jedoch auch mindestens hundert weitere Fragen auf: Wie war der Strife an Bord gekommen? Woher wussten die Biester so gut über ihre Schiffe Bescheid? Ganz gezielt war ihr Subraumantrieb außer Kraft gesetzt worden. Woher wussten die Strifes, welchen Kurs die Pride einschlagen würde? Und warum hatte es Samuel nicht vorhergesehen?

    Wieder das Kreischen und Eric hatte noch immer die Pistole auf den dunklen Schatten gerichtet. Angeblich konnten die Strifes mit dem guten alten Blei genauso verletzt werden wie Menschen. Eric wollte diese Vermutung eigentlich nicht bestätigt wissen, doch wenn es nicht anders ging.

    »Bleib stehen!«, rief Eric und ein Kreischen, nein, mehr ein Pfeifen, antwortete ihm. Also kommunizierten sie wirklich so? Er und seine Piloten hatten dieses Pfeifen schon häufiger über ihren Funk während den Gefechten mitangehört. Es hatte ihnen stets einen kalten Schauer beschert, Eric erging es in diesem Moment nicht anders.

    Der Schatten bewegte sich, fast glaubte Eric, das Ding drehte sich um. Dann auf einmal sah er Konturen, kein Schatten mehr. Vielleicht war es eine Art Tarnvorrichtung gewesen? Just in diesem Moment schaltete sich auch die Beleuchtung wieder ein.

    War dies Zufall, fragte sich Eric. Sollte es ihn einschüchtern, dass er seinen Feind nun erkennen konnte? Die Gestalt sah entfernt menschlich aus - und war es doch nicht im Geringsten.

    Eric hatte noch nie einen Strife gesehen, hatte nur vage Beschreibungen gehört. Das Oberkommando veröffentlichte kaum Informationen über ihren Feind.

    Die Arme waren unnatürlich lang, ebenso die Beine. Lang und schlank. Als ob sie kaum mit Muskeln ausgestattet wären. Aber am sonderbarsten war der Kopf: Ein langgezogenes Gesicht mit zwei schwarzen Höhlen, wahrscheinlich die Augen, doch ohne erkennbare Lider. Ein lippenloser Mund, aber keine Nase. Und der Schädel endete in einem merkwürdigen Kranz aus kurzen Hörnern, es sah fast wie eine Krone aus.

    Noch einmal ein Pfeifen, aber dieses Mal klang es eindeutig erbost, wütend, zornig. Die schwarzen Höhlen färbten sich mit einem Schlag blutrot.

    Der Knall der Pistole hallte unnatürlich laut durch den Versorgungsraum. Später glaubte Eric, dass er aus purem Schrecken ob dieser Veränderung den Abzug durchgedrückt hatte. Nach drei Schüssen sank der Strife zu Boden, lag auf dem kühlen Stahl. Dunkelrotes, fast schwarzes Blut breitete sich aus, floss in unnatürlichen Wellen über den Fußboden. Das Kreischen war noch nicht verstummt und der Körper richtete sich noch einmal auf.

    Eric drückte wieder ab und leerte sein gesamtes Magazin.

3

    Bis endlich die Sicherheitsoffiziere eintrafen, konnte keine Viertelstunde vergangen sein, doch für Eric war es eher ein ganzer Venustag gewesen. Würde sich der Strife noch einmal regen? War das Wesen tot oder nicht? Argwöhnisch hatte er den Strife von der anderen Ecke des Raumes aus beobachtet. Die Finger noch um den Griff seiner Pistole verkrampft, obwohl er genau wusste, dass er über keinerlei Munition mehr verfügte, die er hätte verschießen können. Er roch seinen eigenen Schweiß in dieser Kammer, aber auch ein merkwürdig süßliches Aroma, das ihm zwar vage bekannt vorkam, aber er nicht einzuordnen vermochte. Wahrscheinlich kam es von dem Blut des Strifes, welches auf merkwürdige Weise waberte. Fast so, als ob es noch lebendig wäre.

    War es überhaupt ›ein‹ Strife?

    ›Gab es denn männliche und weibliche Strifes?‹, überlegte Eric. Doch bevor er sich weiter über solche Umstände den Kopf zerbrach, wurde die Tür geöffnet. Die Soldaten dahinter blickten mindestens so schockiert und überrascht drein, wie Eric, als sie den Strife auf dem Boden vor der Tür liegen