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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Menschen erinnernden Schmerzenslaut hörte.
    Dann packte Colin auf andere Art zu, ruckte mit Macht an dem Arm, den er immer noch nach oben verdreht hielt, und verstärkte Knorpel und Knochen rissen und zersplitterten mit einem entsetzlichen reißenden Laut. Wieder kreischte Anshar, doch auch dieser Laut reichte nicht, um Colin zu besänftigen. Er schleuderte seinen Gegner wieder zu Boden. Wuchtig traf sein Knie Anshar zwischen den Schulterblättern, und erst dann ließ er den Arm los, den er immer noch festgehalten hatte. Beide Hände zuckten auf seinen Gegner zu, packten das Kinn des Meuterers, und mit aller Kraft spannte er die Muskeln in seinem Rücken an, mit aller Kraft, die ihm die biotechnischen Wunder des Vierten Imperiums und die furchtbare Kraft blanken Hasses verliehen. Gewaltige Kräfte wirkten sich aus; ein letzter, gurgelnder Schrei war zu hören, und dann brach mit einem dumpfen, explosionsartigen Knacken Anshars Rückgrat.

 
    Kapitel Neun
     
    Colin lockerte den Griff nicht; er spürte, wie das Leben den Körper seines Gegners verließ, spürte, wie nacheinander Anshars Implantate versagten, und dem Killer, der Colins Seele in seine Gewalt gebracht hatte, war vor Triumph speiübel … und zugleich zornig darüber, dass es schon vorbei sein sollte.
    Endlich löste er seinen Griff, und mit dem charakteristischen Aufklatschen von Fleisch schlug Anshars Gesicht auf den Boden auf. Colin stand auf, wischte sich die Hände an seiner Jeans ab, sein Blick war leer, als sei zusammen mit seinem Bruder ein Teil seiner selbst gestorben.
    Er wandte sich ab, roch verkohltes Holz, den Staub von Putz und den Gestank von Leichen. Er konnte nicht zu Cals bestialisch umgebrachter Familie hinüberblicken, doch ebenso wenig, auch wenn er seine Seele dafür hergegeben hätte, es zu können, den Blick von der Leiche seines Bruders abwenden.
    Colin kniete in der immer größer werdenden Blutlache, die sich rings um Seans Leiche ausbreitete. Das Energiegewehr hatte Sean schrecklich zugerichtet. Wenigstens konnte Colin sicher sein, dass der Tod seinen Bruder schnell ereilt hatte, und er versuchte sich immer und immer wieder zu sagen, dass Sean nicht so sehr gelitten hatte, wie das zerfetzte, verstümmelte Fleisch vermuten ließ.
    Die Augen ihrer schon vor langer Zeit verstorbenen Mutter blickten ihn an. In dem Blick lag kein Leben; doch eine Spur von Seans Entrüstung über das, was er gesehen hatte, spiegelte sich darin wider. Er hat es gewusst, dachte Colin traurig, er hat gewusst, dass er hier sterben wird, von dem Augenblick an, wo er gesehen hat, wie Anshar das Gewehr auf ihn gerichtet hat! Und doch: Sean hatte nicht aufgegeben. Genau wie immer. Und genau wie immer hatte er seinen kleinen Bruder beschützt.
    Vorsichtig schloss Colin die Augen seines Bruders, und er konnte es nicht verhindern: Tränen rannen ihm übers Gesicht. Eine einzelne Träne fiel auf das Gesicht seines Bruders hinab, ein Diamant, der im Licht des Arbeitszimmers aufblitzte, und dieser Anblick rührte irgendetwas in seinem Inneren an. Das war der Moment, in dem er Abschied nahm, wo die Trauer ihn aus ihrem Griff entließ, diesen eisernen Griff, der es ihm unmöglich gemachte hatte aufzustehen, und nun streckte er die Hand aus, um Girrus Energiegewehr aufzuheben.
    »Keine Bewegung!«, sagte eine kühle Stimme hinter ihm.
    Colin erstarrte, doch diesmal erkannte er die Stimme. Sie sprach Englisch, mit einem ganz schwach ausgeprägten Südstaaten-Akzent, und wieder verkrampfte er die Kiefer. Nicht nur Cal; jede einzelne Person, von der er gedacht hatte, er würde ihr trauen können, hatte ihn verraten! Jeder Einzelne, außer Sean!
    »Fallen lassen!« Colin ließ das Energiegewehr wieder auf den Boden zurückgleiten. »Rein da!«
    Er ging in das Arbeitszimmer zurück und drehte sich langsam um, und mit eiskalten Augen blickte er die hochgewachsene, dunkelhäutige Frau an, die im Eingang stand. Sie trug die Uniform der United States Air Force, auf den Schultern war das Eichenlaub eines Lieutenant Colonel zu erkennen, doch die Waffe, die an einem Gurt über ihrer Schulter hing, war definitiv nicht auf der Erde entwickelt worden. Bei dieser übergroßen Pistole mit dem auffallend kurzen Lauf handelte es sich um eine Gravitonen-Waffe, und das Trommelmagazin bot Platz für zweihundert Geschosse Kaliber drei Millimeter.
    Deren Mündungsgeschwindigkeit lag oberhalb von fünftausend Metern pro Sekunde, und sie bestanden aus einem chemischen Sprengstoff, der

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