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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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diszipliniert und darauf vorbereitet, jederzeit in die Schlacht ziehen zu können – zumindest war das die dahinter stehende Idee. Doch wir hatten schon zu lange auf den Feind gewartet. Wir waren längst keine Kampfhunde mehr, die wütend an der Leine zerrten. Wir waren längst zu Gewohnheitstieren geworden, und viele von uns dachten, tief in unserem Innersten, dass man uns für ein Ziel vorbereitet hatte, das es längst nicht mehr gab.
    Selbst diejenigen von uns, die schon einen Beweis für die Existenz der Achuultani gesehen hatten – tote Planeten, die Wracks von Raumflotten längst vergangener Zeiten –, hatten doch nie wirklich die Achuultani selbst zu Gesicht bekommen, und unser Volk war auch nicht grundlegend anders als das Ihre, Commander.
    Alles, was wir nicht aus erster Hand, aus eigener Erfahrung kennen gelernt hatten, erschien uns immer in gewisser Weise ›unwirklich‹. Nach siebentausend Jahren, in denen nie ein Vorstoß erfolgt ist, nach fünftausend Jahren der Vorbereitung auf einen Angriff, der niemals kam, nach dreitausend Jahren, während deren immer und immer wieder Sonden ausgeschickt worden waren, die dann doch niemals eine Spur des Feindes fanden, war es eben schwer zu glauben, dass es diesen Feind überhaupt noch gab. Wir hatten zu lange Wache gehalten, und vielleicht fingen wir einfach an, uns zu langweilen.« Horus zuckte mit den Schultern. »Doch es blieb dabei, dass nur eine Minderheit von uns wirklich an die Achuultani glaubte, und viele von denen hatten Todesangst.
    Also war der Vorwand, den Anu nutzte, äußerst gerissen: Er wandte sich direkt an die Verängstigten, lieferte den Unzufriedenen eine Entschuldigung und bot den Gelangweilten die Herausforderung, eine neue Welt zu erobern, außerhalb des sie ansonsten stets behindernden Imperiums. Und doch war es nur ein Vorwand, denn Anu selbst wollte weder vor den Achuultani noch vor der Langeweile fliehen. Er wollte die Dahak für sich selbst, und er hatte überhaupt nicht die Absicht, die Loyalisten auf der Erde auszusetzen.«
    Colin wusste, dass er sich immer weiter vorbeugte, und er vermutete auch, dass seine Gesichtszüge viel zu viel verrieten, doch dagegen konnte er nichts tun. Das war eine geringfügig andere Geschichte als die, die Dahak ihm erzählt hatte, doch sie ergab durchaus Sinn.
    Und vielleicht fiel dieser Unterschied eigentlich auch nicht sonderlich ins Gewicht: Die Daten, die sich in den Speicherbänken der Dahak befanden, stellten die einzige Realität dar, die das Schiff kannte – zumindest so lange, bis das Schiff völlig autonom zu handeln begonnen hatte. Es war Colin aufgefallen, dass das Schiff niemals ein Personalpronomen verwendete hatte, wenn es sich auf sich selbst, sein Handeln oder seine Antworten bezog, weder vor oder während noch unmittelbar nach der Meuterei, und Colin glaubte auch zu wissen, warum das so war. Der ›Zentrale Kommandocomputer‹ war ausschließlich zur Daten- und Systemverwaltung gedacht gewesen, ein Gerät, das stets unter menschlicher Aufsicht hatte stehen sollen; das Bewusstsein, das Dahak inzwischen entwickelt hatte, war das Resultat von fünfzig Jahrtausenden unüberwachten Betriebs. Und wenn sich dieses Bewusstsein erst nach der Meuterei ausgebildet hatte: Wieso hätte der Computer seine grundlegenden Daten in Frage stellen sollen? Dahaks Aufzeichnungen zufolge war die Existenz der Achuultani axiomatisch und unbestreitbar, anders als für die ›nur‹ menschliche Besatzung des Schiffes, und so war sie nun eben auch für Dahak axiomatisch und unbestreitbar. Warum sollte er daran zweifeln, dass es für die Menschen genauso war? Vor allem, wenn das der ›offizielle‹ Grund für die von Anu angezettelte Meuterei war? Natürlich ergab das alles Sinn … und Dahak selbst war sich der Tatsache bewusst, dass es ihm an Fantasie mangelte, und auch an der Fähigkeit, sich in die ›Menschlichkeit an sich‹ einzufühlen.
    »Ich glaube«, zog Horus jetzt Colins Aufmerksamkeit wieder auf sich, »dass Anu wahnsinnig ist. Ich glaube, dass er schon damals wahnsinnig war, doch da kann ich mich täuschen. Doch er war wirklich der Ansicht, dass er mit Hilfe der Macht, die ihm die Dahak würde verleihen können, das Imperium selbst hätte stürzen können.
    Ich glaube nicht, dass er dabei Erfolg gehabt hätte, so gleichgültig ein Teil der Bevölkerung auch geworden sein mochte; doch wichtig ist hier nur, dass er der Ansicht war, er hätte irgendeine Art göttlichen Auftrag erhalten, das

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