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Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer

Titel: Colin-Saga 01 - Der Mond der Meuterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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in die Tat umzusetzen – mehr gab es dazu nicht zu sagen.
     
     
    Colins Neuralzugänge griffen auf das zu, was bei der US Navy als die ›Instrumente zur Bedienung der Waffensysteme und der Elemente zur elektronischen Kriegsführung‹ bezeichnet worden wäre, während Jiltanith und er sich in ihre jeweiligen Beschleunigungssessel begaben. Colin spürte selbst von den Computern eine Spur Ungeduld ausgehen. Vom Kopf her wusste Colin, dass ein Computer nicht mehr war als die Summe seiner Programme, doch auf Terra geborene Menschen hatten die Computer seit Generationen stets sehr vermenschlicht, und die Imperialen, die ihren elektronischen ›Untergebenen‹ noch sehr viel näher standen, sich noch viel enger mit ihnen in Kontakt befanden, hatten diese Vorgehensweise nie kritisiert. Und wenn man es recht bedachte: War denn der Verstand eines Menschen überhaupt mehr als die Summe seiner Programme?
    Doch wie dem auch sei, er wusste, was er spürte. Und er spürte, dass der Kampfflieger die Zähne fletschte und seinen Eifer allein schon dadurch zeigte, wie er ›Alle Systeme bereit‹ meldete.
    »Waffen und Versorgungssysteme auf Sollwert«, gab er dann an Jiltanith weiter, und sie warf ihm einen verwirrten Seitenblick zu. Natürlich wusste sie bereits, dass alle Systeme einsatzbereit waren, schließlich waren ihre Neuralzugänge für einen derartigen Informationsaustausch eng genug vernetzt. Doch das war ihm in so vielen Trainingsstunden in Fleisch und Blut übergegangen, als dass Colin sich das jetzt einfach hätte abgewöhnen können. Wenn man eine Checkliste abgearbeitet hatte, dann gab man das an den befehlshabenden Piloten durch.
    Er spürte, dass sie ihn noch etwas länger anschaute, dann schüttelte sie leicht den Kopf. Ihr langes, sonst in sanften Wellen fallendes Haar hatte sie zu einem engen Knoten zusammengebunden; gehalten wurde er von einigen glitzernden Kämmen, die allein schon als Antiquitäten ein kleines Vermögen wert sein mussten, ebenso wie der edelsteinbesetzte Dolch, den sie an ihrem Gürtel trug, neben der Pistole, die sie mit sich führte; Colin hatte stattdessen seine schwere GravWaffe mitgenommen. Jiltaniths Pistole war eine Halbautomatik, mit einem extra verkleinerten Magazin für dreißig Schuss, leicht genug, dass sie sie einsetzen konnte, obwohl sie nicht wie Colin über leistungsverstärkte Muskeln verfügte. Sie hatte die Waffe selbst entworfen und gebaut, und neben ihrem Dolch wirkte sie gleichermaßen anachronistisch wie absolut selbstverständlich. Diese Frau ist, dachte er – nicht zum ersten Mal – mit einem schiefen Grinsen, eine sonderbare Mischung aus der Vergangenheit und der Zukunft. Dann ergriff sie das Wort:
    »Check«, sagte sie, und er kniff erstaunt die Augen zusammen, »Standing by … Kommandant.«
    Das war das erste Mal, dass sie auf einen seiner Bereitschaftsberichte reagiert hatte. Zumindest war das sein erster Gedanke. Und dann begriff er, dass sie ihn zum ersten Mal mit einem Titel angesprochen hatte.
    Er fragte sich immer noch, warum sie wohl dieses Zugeständnis gemacht haben mochte, als der Flieger startete.

 
    Kapitel Vierzehn
     
    Jiltanith war gut.
    Schon im Simulator hatte Colin bemerkt, wie viel Geschick sie besaß, wie immens groß ihr Naturtalent war. Jetzt lenkte sie das Schiff durch den lang gezogenen, getarnten Tunnel, der von der Nergal ins Freie führte, ohne auch nur ein einziges Erg an Energie zu verschwenden. Ohne auch nur einen einzigen Gedanken daran zu verschwenden. Die Tragflächen des Fliegers waren ihre eigenen Flügel, und die Wände dieses steinernen Geburtskanals rasten an ihnen vorbei, bis sie schließlich, endlich, mit einem leise Aufheulen der Motoren, ins Freie hinausschossen.
    Plötzlich schienen die Sterne aufzuflammen, glitzerten wie Eissplitter über ihnen, und eine sonderbare Heiterkeit erfasste Colin. Die Seitenband-Elemente seiner Computer-Links pulsierten mit neuer Kraft, loderten mit Jiltaniths strahlenden, ungestümen Gefühl zu fliegen, sich einfach zu bewegen. Wenigstens eine Zeit lang war Jiltanith frei. Sie war eins mit dem Flieger, wie sie so über den Nachthimmel dahin jagte, war frei, ihre Feinde aufzuspüren, und Colin spürte es, tief in ihr, diese lodernde Freude, noch geschürt durch ihren Rachedurst und ihre Bereitschaft, auf Gewalt auch mit Gewalt zu reagieren. Zum ersten Mal, seit sie einander begegnet waren, verstand er sie voll und ganz, und er fragte sich, ob er das eigentlich wirklich gut finden

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