Collection Baccara Band 0267
wie leid es mir tut, Rafiq. Es ist meine Schuld, dass du nicht weißt, wie du mit dieser Situation umgehen sollst. Wahre Liebe hast du nie kennengelernt, und jetzt, wo sie dir zum ersten Mal in deinem Leben begegnet, erkennst du sie nicht. Schlimmer noch, du weißt sie nicht zu schätzen.“
„Vater, ich muss dich bitten, dich nicht in meine Angelegenheiten einzumischen. Mit Kiley werde ich schon allein fertig. Wie auch immer, es bleibt ihr ohnehin nichts anderes übrig, als mich zu heiraten, da sie schwanger ist.“
Nasri stand auf. „Es ist alles eine Sache des Vertrauens. Warum gibst du ihr nicht wenigstens die Chance, dir ihre Liebe zu beweisen?“
Weil er dieses Risiko nicht eingehen konnte. Weil ihn nie jemand genug geliebt hatte, um zu ihm zu stehen. Er sprach die Worte nicht laut aus, aber sie durchdrangen seine Gedanken wie ein schleichendes Gift. Im Laufe seines Lebens hatte er gelernt, damit umzugehen. Er ließ andere Menschen nicht wirklich an sich heran, so einfach war das. Wenn sie dann gingen, empfand er den Verlust nur wie eine kleine Unannehmlichkeit. Warum sollte es mit Kiley anders sein? Er würde sie auf Armeslänge von sich fernhalten, aber er würde sie nicht mehr hergeben.
Kiley hatte sich auf die Terrasse zurückgezogen und dachte über die ganze verkorkste Situation nach. Einerseits wollte – konnte – sie Rafiq nicht verlassen, andererseits konnte sie aber auch nicht mit ihm zusammenleben in dem Bewusstsein, dass er sie nicht liebte. Letztendlich würde ihr vermutlich nichts anderes übrig bleiben, als eine Entscheidung zu treffen, die das Wohl ihres Kindes in den Mittelpunkt stellte. Was bedeutete, dass sie ihm nicht den Vater nehmen konnte.
„Darf ich mich zu dir setzen?“ Phoebe legte Kiley leicht die Hand auf die Schultern.
„Aber ja, nur zu. Ich kann ein bisschen Gesellschaft gebrauchen.“
Seufzend machte Phoebe es sich im Clubsessel neben Kiley bequem. „Ich genieße unseren Aufenthalt hier in vollen Zügen. Zu Hause muss ich mich um so viele Dinge gleichzeitig kümmern. Es tut gut, mal richtig auszuspannen.“
„Schön, dass es dir hier gut geht“, sagte Kiley und meinte es auch so.
Phoebe wandte den Kopf und sah sie an. „Dir geht es offensichtlich nicht so gut. Nasri und ich haben gemerkt, dass es zwischen dir und Rafiq Probleme gibt.“
„O Gott, hoffentlich habt ihr uns nicht streiten hören“, stöhnte Kiley beschämt.
„Nein, keine Bange“, versicherte Phoebe. „Aber Nasri hat mit Rafiq gesprochen, und dabei kam auch eure Beziehung zur Sprache.“
Kiley horchte erfreut auf. „Die beiden haben sich ausgesprochen? Endlich … das wurde aber auch höchste Zeit. Rafiq braucht seinen Vater, auch wenn ihm das vielleicht nicht bewusst ist. Ich wünsche ihm so, dass die beiden sich irgendwann aussöhnen. Weißt du, Rafiq ist so gut zu mir. Er liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und wird immer für unser Kind da sein. Du hast doch mitgekriegt, dass ich schwanger bin?“
Ein warmherziges Lächeln umspielte Phoebes Lippen. „Ja, das ist einer der Gründe, warum ich mit dir reden will.“ Sie warf einen raschen Blick über die Schulter und fuhr mit gedämpfter Stimme fort: „Ich kann dir helfen, Kiley.“
„Wie denn? Nimm’s mir nicht übel, aber selbst du verfügst nicht über Zauberkräfte, die Rafiq – schnipp! – in mich verliebt machen.“
„Das leider nicht. Aber ich kann dir helfen, wegzugehen.“
Kiley richtete sich kerzengerade auf. „Wie meinst du das, Phoebe? Ich glaube, ich verstehe nicht.“
„Ich kann mir vorstellen, wie unglücklich du bist, und ich kenne die Gesetze meines Landes nur zu genau. Dein Kind wird seinem Vater zugesprochen, das heißt, es muss auf Lucia-Serrat aufwachsen. Dir bleibt nur die Wahl zwischen zwei Übeln: dein Kind zu verlassen oder eine lieblose Beziehung zu akzeptieren.“
„Darüber habe ich bereits nachgedacht. Ich werde nach Lucia-Serrat gehen.“
„Aber das musst du nicht.“ Phoebe bohrte ihren Blick in Kileys. „Ich kann dich an einen Ort bringen, wo Rafiq dich nie im Leben finden wird. Du wirst dein Kind allein großziehen, ohne seine Einmischung.“ Sie seufzte. „Im Grunde widerstrebt es mir, dir diesen Vorschlag zu machen, aber als Frau und Mutter verstehe ich deine missliche Lage nur zu gut. Denk in Ruhe darüber nach. Jetzt weißt du zumindest, dass es diese Möglichkeit gibt.“
Kiley konnte kaum fassen, was Phoebe ihr da offerierte. Das passte so gar nicht zu der loyalen Ehefrau
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