Collection Baccara Band 0267
bekommen. Er hatte sie jedoch angerufen. Nur um zu hören, wie es ihr ging. Und um ihr für die letzte Nacht zu danken … Seine raue tiefe Stimme hatte so verführerisch geklungen, dass Carlene wünschte, er wäre jetzt bei ihr – splitterfasernackt mit ihr im Bett.
Nur gab es leider irgendwelche Probleme, und darum konnte Win den Pferdestall nicht verlassen. Nicht mal zum Mittagessen war er ins Haus gekommen, einer der Rancharbeiter hatte ihm etwas zu essen in den Stall bringen müssen. Das hätte Carlene gern selbst übernommen, doch sie wollte nicht, dass ihre erste Begegnung nach dieser Nacht vor Publikum stattfand.
Sie eilte zur Haustür, damit der Besucher nicht ein zweites Mal klingelte und womöglich die Kinder aufweckte. Schwungvoll öffnete sie die Tür … und starrte überrascht auf die Frau, die vor ihr stand.
Zoe Cortez lächelte. „Hi. Grant ist zu Win in den Pferdestall gegangen, und da dachte ich, ich könnte Shelly und Jared mal kurz Hallo sagen.“
Carlene erwiderte das Lächeln, wenn auch etwas verkrampft, und trat einen Schritt zurück. „Komm rein. Äh … die Kinder sind gerade eingeschlafen. Und ehrlich gesagt würde ich sie lieber nicht wecken.“
„Das verstehe ich“, erwiderte Zoe freundlich. „Hättest du denn vielleicht Zeit für eine Tasse Kaffee?“
Carlene war beeindruckt, und zwar ziemlich. Wäre es ihr so ergangen wie Zoe und eine andere Frau hätte versucht, Win zu verführen, hätte sie der die Augen ausgekratzt. Statt sie zur Hochzeit einzuladen oder einen Kaffee mit ihr zu trinken. „Natürlich. Was hältst du davon, wenn wir uns auf die Terrasse im Innenhof setzen und ich uns schnell einen Eiskaffee mache?“
„Klingt wunderbar.“ Zoe folgte ihr durch die Halle bis nach draußen.
„Setz dich doch bitte. Ich geh nur kurz in die Küche“, sagte Carlene. „Es dauert nicht lange.“ Aber sie brauchte jetzt unbedingt ein paar Minuten allein, um sich zu fangen.
Als sie zurückkam, hielt Zoe eins der kleinen Spielzeugboote in der Hand, die die Kinder oft im Springbrunnen herumschippern ließen.
„Die hat Win bestimmt für Shelly und Jared gekauft“, meinte Zoe. „Leah hat mir schon oft erzählt, wie sehr er die beiden verwöhnt. Ist ja auch kein Wunder, es sind zwei ausgesprochen süße Kinder.“
„Ja, wirklich.“ Carlene reichte ihrem Gast einen Eiskaffee und setzte sich dann.
„Leah muss ziemlich gestresst sein, wenn sie die Kleinen bei Win lässt. Ich meine, bei ihm sind sie natürlich bestens aufgehoben, nur lässt ihm seine Arbeit ja kaum Zeit. Darum vermute ich, dass er ohne deine Hilfe gar nicht klargekommen wäre, hab ich recht?“
„Ach, ich passe wirklich gern auf Shelly und Jared auf. Eigentlich bin ich hier ja als Haushälterin und Köchin eingestellt. Aber als Leah die Kinder brachte, hat Win mich gebeten, vorübergehend die Nanny zu spielen.“
Zoe lächelte. „Ich kenne ihn zwar kaum … allerdings gut genug, um zu wissen, dass Win Garrison niemanden bittet, etwas zu tun. Ich wette, es klang mehr wie ein Befehl.“
„Könnte man so sagen“, gab Carlene schmunzelnd zu.
„Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass du im Dry Gulch gekündigt hast.“
„Es gefiel mir dort nicht mehr.“ Und als Barkeeperin hätte sie sich nicht an der Schule bewerben können. Darum hatte sie sich einen seriöseren Job gesucht. Sie seufzte, als sie an ihre großen Pläne dachte. Pläne, die sich in Rauch auflösten, wenn sie eine Affäre mit ihrem Boss begann. Die Rückkehr in ihren Beruf schien ihr jedoch gar nicht mehr so wichtig. Nein, für eine Zukunft mit Win verzichtete sie liebend gern auf all ihre anderen Träume.
„Bereust du es?“, fragte Zoe neugierig. „Ich kann mir vorstellen, dass du als Haushälterin nicht annähernd so viel verdienst wie im Dry Gulch.“
„Stimmt, aber mein Gehalt reicht, um die Miete zu zahlen. Und ich kann nicht behaupten, dass mir die Countrybar fehlt. Ob du es glaubst oder nicht, ich habe es gehasst, Barkeeperin zu sein.“
Zoe ging nicht auf die Bemerkung ein. Entspannt lehnte sie sich auf ihrem Stuhl zurück und nippte am Eiskaffee. „Herrlich, diese Ruhe hier. Bei uns ist es so hektisch, seit Grant angefangen hat, die Ranch umzubauen. Und während der letzten Tage war ich total im Stress, weil ich meinen Unterricht vorbereiten musste. Die Vorschule beginnt ja bereits in der nächsten Woche.“
Den Stress würde ich glatt in Kauf nehmen, dachte Carlene etwas neidisch. Wenn ich dafür unterrichten dürfte.
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