Collection Baccara Band 0314
schwierig sein, dort einen Menschen zu finden, der nicht gefunden werden wollte. Außerdem suchte das Kartell nach einer Frau namens Katie O’Brien, und die befand sich in London – was es Ian und Katherine erleichterte, zu verschwinden.
Die Hütte, so erinnerte sich Ian von einem der seltenen Jagdausflüge mit seinem Vater, war eine rustikale Bleibe. Sie bestand aus einem Zimmer, und es waren immer genügend Lebensmittel und Kleidung vorrätig, falls einer der Jungen übers Wochenende zur Entenjagd kam. Der Schlüssel, das wusste Ian, lag auf der Veranda.
„Alles okay?“, fragte er und trat hinter Katherine.
„Besser als okay“, murmelte sie. „Es ist wunderschön hier.“ Sie drehte sich zu ihm um. „Hierher kannst du mich jederzeit entführen.“
Er schlang die Arme um sie, bereit, sie sofort loszulassen, wenn sie sich wehrte. Sie tat es nicht.
Als sie ihn ansah, schimmerten ihre Augen vor Emotionen. Spontan beugte er sich vor und küsste sie lang und intensiv.
„Ich habe dich vermisst“, flüsterte er.
„Ich dich auch.“ Sie schüttelte den Kopf und legte die Wange an seine Brust. „Ich wünschte, es wäre einfacher.“
„Die Komplikationen wegen des Kartells?“
„Nein, ich meine mit uns.“
Sein Herz machte einen Satz. Gab es eine Chance? Was versuchte sie, ihm zu sagen?
„Vielleicht machen wir es uns schwerer als nötig.“
„Meinst du?
„Vielleicht.“ Er küsste sie auf die Nase und auf die Stirn. „Tut mir leid, dass ich dich so selbstgerecht behandelt habe. Ich will dich nicht herumkommandieren und Entscheidungen für dich treffen. Es ist nur, dass dies die Art meines Vaters ist. Und sosehr ich ihn dafür als Jugendlicher gehasst habe, ich fürchte, ich habe einige seiner Verhaltensweisen geerbt. Ich wollte dir nicht wehtun oder dir deine Unabhängigkeit nehmen.“
Sie überlegte einen Moment. „Ich vermute, so geht es auch meiner Familie.“
„Wie meinst du das?“
Sie schmiegte sich an ihn. „Die Männer sehen es als ihre Pflicht an, ihre Frauen zu beschützen. Und wir Frauen lassen das entweder mit uns machen oder wir rebellieren. Ich gehöre zu denen, die rebellieren mussten.“
Er lachte und drückte sie an sich. „Das habe ich gemerkt.“
„Ian?“
„Ja?“
„Gibt es noch eine Chance für uns?“
Er stieß langsam den Atem aus, den er, wie ihm schien, tagelang angehalten hatte. Langsam hob er ihr Kinn an und blickte in ihre feuchten Augen. „Ich hatte Angst, du würdest mich nie wieder an dich heranlassen.“
Sie lächelte unter Tränen. „Und ich hatte Angst, ich hätte nicht die Kraft, mich von dir zu trennen, auch wenn du mich nicht so sein lässt, wie ich bin.“
Er schöpfte neuen Mut. Zärtlich hob er ihre Finger an seinen Mund. „Wenn du nicht du wärst, dann würde ich dich nicht lieben.“ Er sah etwas Wundervolles in ihren Augen aufleuchten.
„Lass uns reden. Wirklich reden“, flüsterte sie.
11. KAPITEL
Die schwierigsten Gespräche führten sie auf dem Wasser in einem Kanu. Beim Paddeln schütteten sie sich gegenseitig das Herz aus. Und egal wie hitzig die Diskussion wurde, hier konnte keiner davonlaufen. So manche Unterhaltung endete mit nasser Kleidung, Tränen oder Pausen, in denen sie sich hielten und küssten.
Es gab nur eine Regel: Schweigen war verboten. Sie mussten reden und reden und dem anderen alles anvertrauen, was sie fühlten oder brauchten oder woran sie selbst glaubten. Nach dem dritten Tag stellten sie fest, dass sie häufiger derselben Meinung waren als unterschiedlicher.
Und sie hatten Sex, wann immer sie Lust hatten, was häufig der Fall war. Morgens vor dem Frühstück, nachmittags, nachdem sie stundenlang gepaddelt waren und Schwäne, Gänse und Vögel gezählt hatten, die sie nicht kannten. Und nachts zum sanften Heulen der Eulen.
Katherine und Ian liebten sich. Ihre seelischen Wunden heilten. Sie wurden eins.
An ihrem fünften Tag in der Hütte saß Ian auf dem Bett und hörte die Nachrichten auf seiner Mailbox ab. Schließlich wandte er sich lächelnd an Katherine. „Das FBI hat die zwei Männer gefasst, die dich verfolgt haben. Es sind illegale Einwanderer aus Kolumbien, sie werden abgeschoben.“ Katherine stieß einen Freudenschrei aus, und er nahm sie in die Arme und ließ sich mit ihr in die Kissen fallen. „Wir können wieder nach Hause.“
Doch sie war nicht sicher, dass sie überhaupt nach Savannah zurückwollte. Warum das Paradies verlassen? Allerdings konnte sie die wirkliche Welt nicht für
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