Collection Baccara Band 0314
Himmel, sie musste unbedingt gleichmäßig atmen, wenn sie nicht auf der Stelle ohnmächtig werden wollte.
Also abgesehen davon, dass sie heute zum ersten Mal nach zehn Jahren ihrem Exverlobten Cole Marcum gegenüberstand, der ihr damals im College das Herz gebrochen hatte, gab es kein Problem. Nein, wirklich nicht.
Ach ja, und allem Anschein nach würde sie gezwungen sein, mit ihm zusammenzuarbeiten, denn kein Architekturbüro auf der ganzen Welt würde Victor Lawsons atemberaubendes Angebot ausschlagen.
Ihr würde übel. Wenn sie und Cole diese einmalige Gelegenheit ergriffen, würden sie auf lange Monate hinaus jeden wachen Augenblick miteinander verbringen müssen.
Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, seit sie beinahe Tag und Nacht unzertrennlich gewesen waren. Positiv an dieser engen Zusammenarbeit mit Cole war allenfalls, dass Tamera ihre Belastbarkeit beweisen konnte – eine Art Bewährungsprobe für ihre anstehende Übernahme der Stevens-Gruppe. Ein Beweis, dass sie eine würdige Nachfolgerin ihres mächtigen und kompetenten Vaters an der Spitze eines milliardenschweren Unternehmens war.
Aber musste sie überhaupt so viel Zeit mit Cole verbringen? Konnte sie nicht vielleicht auch mit einem seiner Kollegen zusammenarbeiten? Es fiel ihr nämlich jetzt schon schwer, im selben Raum mit ihm zu sein, dabei war diese Unterredung höchstens zehn Minuten alt.
„Ich habe noch nie mit einer anderen Firma an einem Entwurf gearbeitet“, warf Cole ein und brachte damit Tameras Nerven zum Flattern. „Jeder Entwurf aus dem Hause Marcum ist ein Unikat und von unschätzbarem Wert.“
Er war also noch immer der Größte. Ja, offensichtlich war sein Ego in den Jahren nach ihrer Trennung sogar noch gewachsen.
Tamera musste jedoch auch zugeben, dass das Älterwerden Coles Sex-Appeal keineswegs geschadet hatte – ganz im Gegenteil. Allerdings wusste sie heute, dass sein attraktives Äußeres, das hinreißende Lächeln und die teuren italienischen Anzüge einen ziemlich miesen Charakter verbargen. Leider.
Sie hätte sich so sehr gewünscht, voller Enthusiasmus in dieses neue, einmalige Projekt einsteigen zu können, aber wie sollte das funktionieren, wenn der Teufel in Person neben ihr saß?
Victor nickte, beugte sich nach vorn und stützte sich mit den Ellbogen auf dem spiegelnden Mahagonitisch ab. Er war erst Ende dreißig, hatte es aber durch harte Arbeit und lukrative Geschäfte in Europa bereits zum Milliardär gebracht. Das blonde Haar, die gebräunte Haut und die blauen Augen ließen ihn wie den typisch amerikanischen Playboy wirken, und Gerüchten und der Regenbogenpresse zufolge eilte ihm der Ruf voraus, weltweit als Casanova unterwegs zu sein.
„Ihrer Sorge und Ihrer Irritation bin ich mir durchaus bewusst, Mr Marcum, aber ich versichere Ihnen – Ihnen beiden –, dass wir alle davon profitieren werden.“
Geschäftlich gesehen mochte das ja stimmen, aber für Tamera persönlich würde es eine physische und psychische Gratwanderung werden. Es hatte lange gedauert, bis sie ihr gebrochenes Herz Stück für Stück wieder zusammengefügt hatte. Wollte das Schicksal sie nun vor eine weitere Prüfung stellen, die es zu bestehen galt?
Wie ärgerlich aber auch! Warum nur musste er noch besser aussehen als in ihrer Erinnerung? Diese breiten Schultern in dem dunklen Anzug, das kohlschwarze Haar und die gemeißelten Gesichtszüge übten eine fast magnetische Anziehungskraft auf sie aus.
Obwohl er von Kopf bis Fuß den zuverlässigen Geschäftsmann verkörperte, ließen ihn seine nachtschwarzen faszinierenden Augen doch unergründlich und wild wirken.
Konnte dieser Mann überhaupt noch lächeln? War sein Inneres so kühl wie sein Blick? Im Geschäftsleben waren Cole und sein Zwillingsbruder Zach als gierige Haie bekannt, doch wie war Cole heute als Mensch?
Nein, Tamera würde sich nicht wieder von ihm verzaubern lassen. Sie würde nicht herumsitzen und sich überlegen, wie er seine Freizeit verbrachte. Sie würde nicht über all die Frauen nachdenken, die seinen Weg gekreuzt hatten, seit er sie verlassen hatte. Sie war inzwischen eine gestandene Geschäftsfrau, und so würde sie sich auch verhalten.
Gut – Cole war ausgesprochen sexy, aber sexy Männer gab es hier in Miami wie Sand am Meer. So umwerfend war er ja nun auch wieder nicht. Nur weil er sie entjungfert, ihr die Welt zu Füßen gelegt und ihr ewige Liebe versprochen hatte, würde sie nicht hingehen und sich nach einem lange beendeten Traum
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