Collection Baccara Band 0315
nicht etwas leiser sein? Man kann ja keinen klaren Gedanken fassen. Und Dani ist unten in der Küche und heult wie ein Schlosshund. Weshalb?“
Keine der fünf Frauen im Raum antwortete ihm. Sie alle drehten sich gleichzeitig zu dem Patriarchen der Familie um und nagelten ihn mit ihren Blicken fest. Das war selbst für einen Mann wie Old Tony zu viel, der es sich zur Regel gemacht hatte, sich von niemandem – vor allem nicht von einer Frau – unterkriegen zu lassen.
„Pah“, schnaubte er, drehte sich auf dem Absatz um und kehrte kopfschüttelnd in sein Zimmer zurück.
Kaum war er außer Sicht, sah Rose ihre älteste Tochter fragend an.
Trista verdrehte die Augen. „Oh, Mamma. Du weißt doch, was mit ihr los ist. Sie wünscht sich so sehr ein Baby …“ Danielle und ihr Mann Ike versuchten nun schon seit fünf Jahren, ein Kind zu bekommen – bisher erfolglos. „Es tut ihr weh zu sehen, dass andere Frauen wie am Fließband Kinder gebären und sie es noch nicht einmal geschafft hat, schwanger zu werden.“
„Am Fließband gebären“, wiederholte Glory. In ihren braunen Augen funkelte es.
„Ach, du weißt, was ich meine.“
„Das weiß ich – und es gefällt mir nicht. Und was zum Teufel soll das heißen, es tut ihr weh? Sie weiß gar nicht, was Schmerzen sind.“
Trista sprang Dani zur Seite. „Oh, doch, das weiß sie. Sie ist mit einem sehr netten Mann verheiratet und wünscht sich nichts sehnlicher als ein Kind, das sie …“
Glory stieß einen Schrei aus – einen wütenden diesmal, keinen schmerzhaften. „Verstehe. Da ich nicht verheiratet bin, habe ich dieses Kind nicht verdient. Willst du das sagen, Tris?“
Trista lenkte ein. „Ich will damit sagen, dass es solche und solche Schmerzen gibt.“
„So, wirklich? Weißt du was? Nimm deine Schüssel mit Eis und steck sie dir …“
„Es reicht“, unterbrach Rose. Sie tätschelte Glorys Schulter und warf Trista einen vorwurfsvollen Blick zu.
Trista war ruhig. Glory nicht. Die nächste Wehe kam, und sie begann wieder zu schreien. Aunt Stella betete, und Angie redete beruhigend auf sie ein. Rose streichelte Glorys Schulter, und Trista, die zwar offensichtich beleidigt war, aber trotzdem helfen wollte, stand mit ihrer mit Eis gefüllten Plastikschüssel bereit.
Als die Wehe endlich abklang, drang eine lallende männliche Stimme zu ihnen herein. „Glory, hol dich der Teufel, Frau.“
Angie blickte zur Tür. Das musste ja so kommen. Bowie Bravo.
Dani, die ihn an der Tür hätte aufhalten sollen, folgte ihm dicht auf den Fersen. Die Tränen liefen ihr noch über die Wangen, als sie nach seinem Arm schnappte. „Bowie! Ich habe dir gesagt, dass du jetzt nicht zu ihr kannst.“
Er riss sich los, sein verschwommener Blick ruhte auf Glory. „Hör zu, Glory. Es ist okay. Ich vergebe dir jedes Nein, wenn du jetzt Ja sagst. Sag, dass du mich heiraten wirst.“
Glory gab ihm dieselbe Antwort, die sie seit Monaten gab. „Nein, das werde ich nicht. Und jetzt verschwinde.“
Bowie bewegte sich nicht – wenn man davon absah, dass er schwankte und blinzelte, als sähe er zwei Glorys. „Ach, komm schon. Sag es. Sag einfach das kleine Wort ja.“
Glory sagte nicht Ja. „Verschwinde, Bowie. Ich bin beschäftigt und kann dich jetzt nicht …“, sie stöhnte laut, „… gebrauchen. Also los, hau ab.“
Dani putzte sich die Nase und wischte sich die Tränen von den Wangen – und griff wieder nach Bowies Arm. „Komm jetzt. Du hast sie gehört.“
„Nein, verdammt.“ Bowie schüttelte Danis Hand wieder ab – so heftig, dass sie fast gestürzt wäre. „Ich gehe nicht.“ Er wankte in das Zimmer. „Glory. Glory, bitte …“
Wie seine drei Brüder – einer von ihnen telefonierte noch im Nebenzimmer – war Bowie eigentlich ein attraktiver Mann. Er war es zumindest gewesen, bis er damit begonnen hatte, zu viel zu trinken. Heute musste man sich erst seinen torkelnden Gang, die graue Gesichtsfarbe und die ständig blutunterlaufenen Augen wegdenken, um den gut aussehenden Mann von einst zu erkennen. Die Leute in der Stadt behaupteten, er hätte mit dem Trinken begonnen, nachdem Glory seinen Antrag das erste Mal abgelehnt hatte. Und je häufiger sie Nein sagte, desto mehr trank er.
Bowie torkelte zum Bett. „Glory. Sag Ja …“
„Honey …“ Rose tätschelte Glorys Schulter. „Er ist der Vater deines Kindes. Vielleicht solltest du doch …“
„Mamma. Fang nicht wieder an.“ Sie drehte den Kopf zu Angie. „Jag … ihn …
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