Collection Baccara Band 0315
fort war, mindestens fünf- oder sechsmal pro Jahr zu Hause gewesen. Im Gegensatz zu einer gewissen anderen Person.“
„Okay, okay. Ich hätte häufiger kommen sollen. Ich weiß.“ Wieder zeigten sich ihre Grübchen, doch ihre Augen, dachte er, wirkten irgendwie traurig. „Was soll ich sagen? Du weißt doch, wie das ist. Man kommt nicht so oft nach Hause, wie man eigentlich sollte, und bevor du dich versiehst, sind zehn Jahre vergangen.“ Sie verstummte.
Brett verspürte nicht die Notwendigkeit, das Schweigen zwischen ihnen schnell zu beenden. Komisch. Er hatte sich in Angies Gegenwart immer wohlgefühlt. Schon als Kind, sie war gerade acht und er zehn Jahre alt gewesen, war sie ihm überallhin gefolgt. Es hatte ihm nichts ausgemacht. Er hatte damals nicht viele Freunde gehabt, sondern war ein Einzelgänger und ziemlich schüchtern gewesen. Nach der Schule hatte er gelesen oder geangelt und war die umliegenden Berge hinaufgelaufen und hatte im Schatten der großen Bäume nach Spuren von Hirschen und Rehen gesucht.
Angie dagegen war schon als kleines Mädchen sehr selbstbewusst gewesen. Vor allem aber konnte sie auch mal den Mund halten und hatte nicht jedes Schweigen mit unnötigem Geschwätz gestört. Er betrachtete sie über den Tisch hinweg.
„Was ist?“
„Ich habe nur gerade gedacht, dass sich manche Dinge nie ändern. Egal, wie viel Zeit vergeht. Erinnerst du dich noch an das Gefängnis, das wir unten am Fluss gebaut haben?“
„Aus Weidenästen. Oh ja.“ Ihre Augen funkelten bei der Erinnerung daran. „Mit Rinde zusammengebunden. Das hat mich erstaunt. Wie du mit dem Taschenmesser diese langen Streifen geschnitten hast. Sie waren so fest wie ein Seil. Ich war schwer beeindruckt.“ Sie lachte leise. „Und dann kam Buck …“ Buck war der älteste der drei Brüder. „Er hat uns zusammengebunden. Erinnerst du dich?“
„Wie könnte ich das vergessen? Er hat uns beide in unserem eigenen verdammten Gefängnis eingesperrt“, scherzte Brett. „Du hast immer für Buck geschwärmt.“
Sie wurde nicht einmal rot. „Das hat jedes Mädchen in der Stadt getan. Er war ein Draufgänger, Bowie wirkt richtig zahm dagegen.“
„Buck ist sehr erfolgreich. Wusstest du das?“
„Oh ja. Ein berühmter Schriftsteller.“ Buck machte Karriere als Journalist. Und er hatte einen Bestseller über die Ölindustrie in Texas geschrieben.
„Er hat geheiratet“, fügte Brett für den Fall hinzu, dass sie die Neuigkeit noch nicht kannte.
Aber natürlich wusste sie es. „Eine attraktive reiche Frau aus New York City.“
„B. J.“
„Sie erwartet ein Baby, nicht wahr?“
„Ja, im nächsten Monat.“
Angie starrte nachdenklich vor sich hin. „Buck Bravo, auf der Erfolgsspur – und bald Vater. Wer hätte das gedacht?“
Brett nahm einen Schluck von seinem Whiskey. „Dann kennst du also die ganze Geschichte?“
„Ja. Glory hat mir alles erzählt. Sie mag Bucks Frau. Sie haben Kontakt. Ich wette, Glory hat schon in New York angerufen, um B. J. von ihrem Sohn John zu erzählen.“
Nadine brachte den Salat. „Wenn man euch beide so sieht … wie in alten Zeiten.“ Die Kellnerin, die immer einen flotten Spruch auf den Lippen hatte, wurde direkt sentimental. „Brett und seine spezielle Freundin …“
„Pass auf, was du sagst.“
Nadine setzte ihr übliches Leg-dich-nicht-mit-mir-an!-Gesicht auf. „Esst einfach euren Salat.“ Sie knallte die Teller auf den Tisch und verzog sich.
In Erinnerungen schwelgend aßen sie. Die Steaks wurden serviert. Das Gespräch dauerte an.
Auch nachdem Nadine die leeren Teller abgeräumt und Kaffee gebracht hatte, blieben sie noch sitzen. Warum nicht. Mehr als zehn Jahre waren vergangen. Sie hatten eine Menge nachzuholen.
Und dann die gemeinsame Arbeit. Brett informierte sie über Besonderheiten in seiner Praxis und erörterte die Veränderungen, die er vornehmen wollte. Die meisten davon gab das Budget allerdings nicht her.
„Einige Dinge brauchen Zeit“, sagte er. „Für den Moment schlagen wir uns verdammt wacker. Ein Arzt und eine Krankenschwester. Die meisten Kleinstadtpraxen wären schon froh, wenn sie das eine oder das andere hätten.“
„Seien wir also dankbar“, sagte Angie und zwinkerte ihm lächelnd zu. Sie erwähnte nicht, dass sie woanders viel mehr verdienen könnte.
Es war, als könne er ihre Gedanken lesen. „Hey. Wir sind nicht nach Hause gekommen, um reich zu werden.“
„Das stimmt – aber frisch mein Gedächtnis auf. Warum bin
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