Collection Baccara Band 0316
Beziehung als Arbeitgeber und Arbeitnehmer definierte. Egal wie hoch und stabil die Konstruktion war, die sie tagsüber errichtete, nachts lag sie in Stücken zu ihren Füßen.
Heather wusste, dass sie keine Heilige war. Seit ihrer katastrophalen Affäre mit Josef betrachtete sie sich auch nicht mehr als „anständiges Mädchen“. Es war keine Aversion gegen Sex, was sie davon abhielt, der unglaublichen Anziehungskraft nachzugeben, die sie immer weiter zu Toby zog, sondern einfach Angst.
Sie befürchtete, dass ihre Beziehung zerstört werden könnte, wenn sie mit Toby ins Bett ging. Ihre Erfahrung mit Josef war der beste Beweis. Und Heather hatte keine Lust, wieder benutzt und weggeworfen zu werden – zumal sie diesen Job unbedingt brauchte. Nicht nur wegen der finanziellen Sicherheit, sondern auch für ihr Selbstwertgefühl.
Wenn sie ganz ehrlich mit sich selbst war, dann musste sie zugeben, dass es noch einen weiteren Grund gab: Sie hatte die Freundschaft mit dem Mann schätzen gelernt, der sie eingestellt hatte, damit sie sich um das körperliche und seelische Wohlbefinden seines Sohnes kümmerte.
Abgesehen von der Tatsache, dass sein heißer Kuss sie daran erinnert hatte, dass sie eine begehrenswerte Frau war, zeigte er ihr jeden Tag, was er für ein humorvoller, liebenswerter und überraschend einfühlsamer Freund war. Wenn sie sich zurückzog, bedrängte er sie nicht, wie Josef es getan hatte, weder psychisch und physisch.
Stattdessen gab Toby ihr Zeit und Raum, eine Entscheidung zu treffen, ohne dass er Druck ausübte. Egal, worum es ging. Das alles stellte sicher, dass sie sich ihm aus eigenem Antrieb näherte.
Obwohl Heather am Ende eines Tages immer todmüde war, wollte sich der Schlaf nicht einstellen. Wenn es ihr dann doch gelang, endlich einzudösen, dann wurde sie im Traum von Miss Carlisle verfolgt. In ihren Träumen trug Heather Miss Carlisles schwarzes Gewand und um den Hals das goldene Medaillon.
In dem Medaillon war das Bild eines Mannes, den sie nicht erkannte. Instinktiv begriff sie, dass dieser Mann im Herzen der Gouvernante einen besonderen Platz einnahm. Ein Herz, das forderte, die Nachkommen dieses Mannes mögen die Wahrheit erfahren.
In dieser Nacht änderte sich Heathers Traum. Das Geklapper von Pferdehufen hallte in einem gespenstischen Rhythmus durch die Nacht. Es übertönte das Pochen ihrer eigenen Fäuste gegen die Kutschentür und ihre flehende Bitte an den Kutscher, langsamer zu fahren.
Instinktiv wusste sie, dass eine gefährliche Kurve vor ihnen lag. Eine Kurve, die dazu bestimmt war, ihr Leben immer und immer wieder für die Ewigkeit zu beenden – sofern nicht die Vergangenheit durch Entwicklungen in der Gegenwart korrigiert werden konnte.
Von einer ahnungslosen und vielleicht sogar opferbereiten Seele.
Verschwommene Bilder und das Echo ihrer eigenen Schreie weckten Heather. Sie setzte sich schweißgebadet auf. Verwirrt und orientierungslos blickte sie sich um und stellte fest, dass sie gesund und munter im Bett lag. Dass immer noch ein Hilfeschrei in ihren Ohren klang, ließ sie an ihrem Verstand zweifeln. Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass der Schrei nicht in ihrem Kopf war, sondern aus Dylans Zimmer kam. Die Angst legte sich wie eine kalte Faust um ihr Herz.
Heather sprang aus dem Bett und eilte an sein Bett. Der arme Junge hatte einen Albtraum, der ihrem eigenen glich. Dylan schreckte aus dem Schlaf hoch und sah ihre Silhouette in der Tür. In Panik rief er nach ihr.
„Mommy!“
Heather war sofort an seiner Seite, drückte den Jungen an sich und tröstete ihn mit beruhigenden Worten. „Es ist alles gut, Dylan. Ich bin hier. Ich bin bei dir.“
Durchbrochen von Schluchzern flehte eine eingerostete Stimme: „Verlass mich nicht.“
Diese Worte zerrissen ihr fast das Herz. Dylan schlang die Arme um ihren Hals und klammerte sich mit einer Verzweiflung an sie, die über sein zartes Alter hinwegtäuschte.
„Das werde ich nicht, mein Schatz. Ich verspreche dir, ich gehe nicht weg.“
„Sag das nicht, wenn du es nicht wirklich meinst.“
Die Worte wurden nicht von dem süßen kleinen Jungen in ihrem Arm ausgesprochen, sondern kamen von irgendwo hinter ihr. Auf der Bettkante sitzend drehte sie den Kopf und sah Toby genau dort stehen, wo sie sich vor wenigen Sekunden noch aufgehalten hatte.
Er trug nichts weiter als einen weißen Slip und bot das Bild männlicher Vollkommenheit. Heather hatte Stunden damit verbracht, sich die Konturen seines
Weitere Kostenlose Bücher