Collection Baccara Band 325 (German Edition)
Sie bitte Ihre Eindrücke auf, aber vergleichen Sie Ihre Notizen nicht untereinander.“
Wyatt nahm das Weinglas, schwenkte es leicht und sog das fruchtige Aroma ein.
Zu seiner Freude war es nicht der typische Chardonnay. Dieser hier erschien ihm himmlisch – leicht, frisch und hell wie ein Sommertag. Der Geschmack, sehr vielseitig, wurde intensiver, als er ihn über seine Zunge rollen ließ, war jedoch mild im Abgang, lieblich, aber nicht aufdringlich.
Er bewertete mit der Zwanzig-Punkte-Methode von Davis, die er als Kind gelernt hatte. Der Riesling bekam eine solide Sechzehn. Keine Makel.
„Jetzt der Cabernet“, wies Maurice an.
Wyatt schloss die Augen und überließ die Beurteilung zuerst seiner Nase. Leichte Schärfe, Eichenduft, aber ohne die übliche Rauchigkeit, unterschwellig nahm er einen Hauch Kirsche wahr, kaum merklich, aber doch vorhanden.
Er hob das Glas an seine Lippen, ließ den Schluck dann geschmeidig über seine Zunge rollen, bis er schließlich auf seinen Gaumen traf. Es war ein gewöhnlicher Cabernet und doch nobel und unverfälscht. Er schmeckte reiner als alles, was DeSalme produzierte. Inniger.
Die anderen Praktikanten kritzelten wild auf ihren Karten herum. Wyatt aber ließ sich Zeit, erlaubte dem Wein, auf seiner Zunge nachzuklingen, ehe er sich an die Beurteilung machte.
Wyatt warf wieder einen Blick zu Kiara hinüber. Sie starrte ihn noch immer an. Dieses Mal hielt er ihrem Blick stand. Wenn sie wusste, wer er war, würde sie ihn hier, vor allen Leuten, beschuldigen müssen.
„Und jetzt“, sagte Maurice, „kommt der Wein, mit dem wir nächsten Monat den ersten Platz beim alljährlichen Sonoma-Wein-Festival belegen werden.“ Er machte eine dramatische Pause und ließ seine Worte wirken.
Aha, das war eine wenig bescheidene Prahlerei.
„Ich präsentiere Ihnen Bella Nottes Premium-Wein.“ Er hob eine Hand wie ein Stoppschild. „Aber warten Sie einen Augenblick! Sie müssen ihn zu dem Schokoladenkuchen trinken, den Großmutter Romano gebacken hat, damit Sie die Freude, die Ihnen Decadent Midnight bereiten wird, voll und ganz schätzen können.“
Die Tür öffnete sich, und eine ältere Frau brachte ein Tablett mit Kuchen herein. Das Aroma des Weines vermischte sich mit dem feinster Schokolade.
Dann war das also der Wein, über den DeSalme so viele Gerüchte gehört hatte, der Wein, der sie angeblich bei Sonomas „Best of the Best Award“ als herrschende Könige vom Thron stürzen würde. Der Wein, wegen dem seine Brüder ihn in Griechenland angerufen und ihn angefleht hatten, sich undercover in Bella Notte einzuschleichen.
Wyatt konnte es kaum abwarten, ihn zu kosten. Was Luxus anging, war er ein Experte. Gutes Essen, guter Wein, eine gute Zeit waren die Grundsätze, nach denen er lebte.
Während Großmutter Romano den Kuchen verteilte, machte sich bei den Teilnehmern Aufregung breit. Sie warteten darauf, dass Maurice ihnen ein Zeichen gab, aber es war Kiara, die schließlich eines der schlanken Gläser hob. „Salute.“
Alle aus der Gruppe hoben ihre Gläser und erwiderten den Gruß.
Sie tauschten Blicke aus, grinsten und sogen dann das berauschende Aroma des Weines ein. Er duftete nach sonnenreifen Pflaumen. Wyatt musste sofort an Portugal und dessen Portweine denken. Aber dies hier war kein kräftiger Wein.
Wyatt schloss die Augen. Er hörte Gabeln auf Porzellan, genüssliches Seufzen, aber er schaltete das alles aus und konzentrierte sich einzig auf seine eigenen Eindrücke.
Eine Muskateller Spätlese. Aber das war mehr als ein gewöhnlicher Muskateller. Dieser Wein war voller, ehrlicher. Nicht eine einzige falsche Note.
Zuerst schmeckte er eine melancholische Süße, gleich gefolgt von einem Kick kribbelnder Wärme, der so überraschend kam, dass Wyatt scharf ausatmete. Dann folgte unterschwellig der Geschmack nach Pekannuss.
Er schlug die Augen auf und sah direkt in die von Kiara Romano. Sie durchbohrte ihn mit ihrem Blick wie mit einem Laser. Um sich – und auch sie – abzulenken, nahm er rasch einen Bissen von dem warmen Schokokuchen.
Und das war der Moment, in dem in seinem Mund etwas Magisches passierte.
War er gestorben und im Himmel gelandet? Sein Gehirn suchte nach einem Wort, das respektvoll genug war, zu beschreiben, was er schmeckte, aber es gab keins.
Die Zeit schien stehen zu bleiben, in einem Augenblick, den er so nie wieder erfahren würde – zum ersten Mal kostete er wahre Dekadenz.
Waren es Sekunden? Minuten? Stunden?
Dieses
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