Collection Baccara Band 326
„Erzähl mir von dem neuen Direktor. Wie ist dieser Aidan Voss denn so? Ich habe gehört, er soll eine ziemlich große Nummer sein.“
Das mochte stimmen. Auf jeden Fall war er unverschämt attraktiv. Beth konnte plötzlich an nichts anderes denken als an seine schiefergrauen Augen und seinen forschenden Blick, als er sie gemustert hatte.
„Nun, er ist ziemlich beeindruckend“, antwortete sie vage. Ein unerwarteter Schauer lief ihr über den Rücken, als sie sich daran erinnerte, wie beeindruckend er tatsächlich war.
„Du meinst seine Qualifikationen?“
„Ich meine das ganze Paket.“ Mist, dachte Beth im Stillen. Da habe ich mich wohl verplappert.
Und wie auf Bestellung hob Lana auch schon die Augenbrauen. „Das Funkeln in deinen Augen gefällt mir überhaupt nicht.“
„Welches Funkeln?“, gab Beth mit Unschuldsmiene zurück.
Aber Lana ließ sich dadurch nicht täuschen. Forschend blickte sie ihre Cousine an. „Das Funkeln, das immer in deinen Augen erscheint, wenn ein halbwegs gut aussehender Mann unter fünfunddreißig deinen Weg kreuzt.“
Mit gespielter Entrüstung schaute Beth ihre Cousine an. „Ich habe keine Ahnung, wie alt er sein könnte. Aber er ist alles andere als locker und vermutlich uralt.“
„Und, wie sieht er aus?“, fragte Lana hinterhältig.
Wie immer gab sie nicht so leicht auf. Sie war wie ein Hund, der sich in einen Rinderknochen verbissen hatte. In diesem Fall wohl eher eine Kuratorin mit einem Dinosaurierknochen.
„Nicht schlecht für einen verklemmten, alten Kerl, der gern langweiliges, altes Zeug ausgräbt.“
Lana musste so sehr lachen, dass sie sich den Bauch hielt. „Ich durchschaue dich, liebe Cousine“, sagte sie, als sie wieder zu Atem gekommen war. „Ich weiß, was ‚nicht schlecht‘ bei dir heißt. Der Mann sieht sehr gut aus, oder?
Beth nickte und lachte ebenfalls. „Noch besser. Wirklich, du solltest ihn sehen. Groß, toller Körper, hinreißendes Lächeln und unglaubliche Augen. Ein echter Knaller.“
„Und vergiss den Verstand hinter der attraktiven Fassade nicht.“
Beth zuckte die Schultern. „Du wirst ihn noch früh genug zu sehen bekommen.“
„Falls ich mir nicht demnächst vor lauter Frust dieses Bein abschneide.“
Lanas Lachen verklang, und ihre Miene wurde wieder ernst. Beth tat, was sie in unerfreulichen Situationen immer tat. Sie versuchte, es auf die leichte Schulter zu nehmen.
„Damit würdest du riskieren, den Anblick von ‚Voss dem Boss‘ zu verpassen. Das halte ich für unwahrscheinlich.“
Lana zuckte zusammen. „Du nennst einen der einflussreichsten Archäologen dieser Welt ‚Voss der Boss’?“
Beth beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Soll ich ihn mit meinem berühmten Augenaufschlag bezirzen? Damit die Walker-Girls bei ihm einen Stein im Brett haben?“
Lanas Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Wage das ja nicht!“
„Keine Sorge, ich habe nicht die Absicht, mit dem Boss zu flirten“, lenkte Beth ein.
Aber Lanas Blick verriet Beth, dass ihre Cousine ihr kein Wort glaubte.
Beth ignorierte den anerkennenden Pfiff eines Passanten und schlenderte weiter unbeirrt die Lygon Street entlang. Sie war auf dem Weg zu ihrer abendlichen Verabredung mit Bobby, ihrem Freund aus Studienzeiten.
Sich in Gesellschaft von Bobby einen Drink zu genehmigen, war kein Date im engeren Sinne. Dennoch zauberte die Aussicht darauf, den Abend mit dem schlaksigen rothaarigen Schlagzeuger zu verbringen, ein Lächeln auf ihr Gesicht. Bobby war ein wirklich guter Freund, und Beth hatte etwas anderes als Freundschaft nie in Betracht gezogen.
Dennoch hatte sie sich schick gemacht. Es war keine große Sache gewesen, in ihren schwarzen Minirock und das glänzende auberginefarbene Top zu schlüpfen. Die Manolos hatte sie ja sowieso schon an. In diesem Outfit fühlte sie sich viel mehr wie sie selbst als in dem eleganten Kostüm, das sie den Tag über getragen hatte.
Eilig ging sie an ihrem bevorzugten Eiscafé vorbei und vermied es geflissentlich, einen Blick auf das köstliche Eis hinter dem Kühltresen zu werfen. Ihr lief schon bei dem Gedanken daran das Wasser im Mund zusammen. Als ihr Handy klingelte, kramte sie hektisch in ihrer großen Tasche und hoffte, dass es nicht Bobby war, um die Verabredung abzusagen. Denn sie freute sich wirklich auf ein paar Drinks, die lockere Unterhaltung und das unvermeidliche Gelächter, das bei einem Abend mit Bobby einfach dazugehörte.
Sie war schon
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