Collection Baccara Band 326
Stunden Unterweisung von Lana hinter sich, aber sie konnte sich nach ihrem missglückten Start keine Fehler mehr erlauben. Sonst würde sie am Ende noch diesen Job verlieren und damit die Aussicht auf eine eigene Galerie.
Dorothy stand zögernd in der Tür und fummelte verlegen an ihrem Namensschild herum. „Kann ich Sie etwas fragen?“
„Sicher“, erwiderte Beth. Was mag jetzt wohl kommen? dachte sie beunruhigt. Hoffentlich nichts über das Museum.
„Wo haben Sie diese unglaublichen Schuhe her?“
Beth lachte erleichtert auf und wackelte mit den Zehen.
„In Sachen Mode bin ich ein hoffnungsloser Fall“, fuhr Dorothy fort. „Für ein Paar Sandalen wie diese würde ich einen Mord begehen.“
„Das ist bestimmt nicht nötig“, sagte Beth. „Warum treffen wir uns nicht zum Mittagessen? Dann erzähle ich Ihnen, wo es in Melbourne die besten Schuhgeschäfte gibt.“
Dorothy lächelte entzückt. „Großartig! Dann sehen wir uns um ein Uhr in der Cafeteria.“
Dorothys Lächeln war das erste Anzeichen von Wärme, das Beth an dieser unscheinbaren jungen Frau entdeckte. Nachdenklich beobachtete sie, wie Dorothy in ihrer braunen Hose, der dazu passenden Jacke, einer cremefarbenen Bluse und mit diesem schrecklichen Dutt den Korridor entlangging. Dorothys Aufmachung ließ nicht den geringsten Sinn für Stil erkennen. Da war wohl mehr als eine Nachhilfestunde nötig, stellte Beth seufzend fest.
Schließlich betrat sie den großen Saal mit den unzähligen Ausstellungsstücken, Schaukästen und der unüberschaubaren Sammlung von beschrifteten Tafeln, Monitoren und Schildern.
Lustlos widmete sie sich den Erläuterungen auf der ersten Tafel. Eine gut informierte, einfühlsame und engagierte Museumsführerin zu werden, war nicht so leicht, wie sie es sich vorgestellt hatte.
Aidan saß in seinem lederbezogenen Bürosessel und schaute aus dem großen Panoramafenster auf das Royal Exhibition Building, das von einem wolkenlosen, blauen Himmel eingerahmt war.
Er hatte diese Aussicht schon immer geliebt. Vom ersten Moment an, als er das Büro seines Vaters betreten hatte. Damals war er ein überheblicher Archäologiestudent gewesen, der beschlossen hatte, die Welt zu erobern. Besser gesagt, die Welt auf der Suche nach bedeutenden archäologischen Relikten zu bereisen. Seit er als wissbegieriger, fünfjähriger Junge seine Eltern zum ersten Mal auf eine Ausgrabung begleitet hatte, war das sein großer Traum gewesen.
Nie würde er vergessen, wie sich der heiße Sand unter seinen Händen angefühlt hatte. Mit einer Kinderschaufel hatte er eifrig neben seinem Vater gegraben, während die unerbittliche ägyptische Sonne auf sie herunterbrannte. So lange hatte er sich abgemüht, bis er endlich die kleine Figur gefunden hatte, die sein Vater an dieser Stelle vermutet hatte.
Erst Jahre später war ihm klar geworden, dass sein Vater die Grabbeigabe für seinen Sohn dort platziert hatte. Aber da war Aidans Entscheidung schon längst gefallen. Er wollte Archäologe werden, und zwar der beste. Sein Vater hatte später einen Schreibjob gewählt, statt seine Karriere als Forscher weiter zu verfolgen. Aidan jedoch wollte mehr erreichen.
Es schien eine Ironie des Schicksals zu sein, dass er nun auf dem Stuhl seines Vaters saß. Das war eigentlich der letzte Ort, an dem er sein wollte.
Aidan griff nach dem Telefon und drückte die Kurzwahltaste Nummer eins. Er wusste schon jetzt, dass sein Vater nicht gerade erfreut sein würde, bei seinem Mittagsschlaf gestört zu werden. Die Zeiten, als sein unverwüstlich wirkender Vater selbst in der größten Mittagshitze seine Ausgrabungsarbeiten nicht unterbrochen hatte, waren unwiderruflich vorbei.
„Abraham Voss“, meldete sich sein Vater.
„Hallo, Dad, ich bin es.“
„Was ist los?“
Aidan spürte, wie seine Muskeln sich anspannten. Sein Vater hatte nie anders als in diesem harschen, knappen Ton mit ihm gesprochen. Aidan hatte immer das Gefühl gehabt, er würde seinen Dad bei etwas Wichtigem stören.
Keine Freundlichkeit, kein Austausch von höflichen Floskeln. Aber was erwartete er eigentlich? Der alte Herr würde sich nicht mehr ändern, auch nicht, wenn sein Sohn ihm einen großen Gefallen erwies.
Aidan schluckte seinen Ärger herunter und nahm Beth Walkers Bewerbungsmappe zur Hand. „Ich habe heute Morgen die neue Museumsführerin kennengelernt. Sie ist nicht so, wie ich erwartet habe.“
„Sie ist schon etwas Besonderes, nicht wahr? Ich wusste gleich, dass sie
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