Collection Baccara Band 328
damit verbringen, so viele Informationen herunterzuladen, wie auf ihren Speicherstick passten, anschließend würde sie gehen und nie wieder zurückkehren.
Casanova würde sie zu einem geheimen Unterschlupf bringen. Er hatte es versprochen. Und sobald alle Täter geschnappt waren, konnte sie irgendwo neu beginnen.
Eine wunderbare Vorstellung.
Um zehn nach drei war sie fertig. Sie versteckte den Stick in ihrem BH, nahm ihre Tasche und ihren Schirm und gab Peggy Holmes, Mr Vargovs Sekretärin, Bescheid, dass sie wegen ihrer Magenprobleme früher Feierabend machte.
„Das tut mir leid, meine Liebe. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes. Sie haben erst einen Tag gefehlt, seit Sie hier sind.“
Peggy war Mitte sechzig und arbeitete schon über zwanzig Jahre für die Bank. Mit ihrer Dauerwelle und der großen Oberweite war sie für alle die Großmutter. Lucy wusste, dass sie höchst intelligent war und ein ungewöhnliches Gedächtnis für Details hatte, dazu war sie fast krankhaft tüchtig.
„Es wird schon wieder.“
Da es vermutlich klüger war, sich anders als üblich zu verhalten, entschied sie, mit dem Bus zu fahren. Nur eine Straße entfernt von ihrem Büro befand sich eine Haltestelle.
Es war warm und schwül und nieselte, doch sie fror innerlich, als sie das Gebäude verließ. Sie spannte den Regenschirm auf und blickte sich dabei verstohlen nach dem Mann im Regenmantel um, entdeckte aber niemand Verdächtiges.
Als sie in Richtung Bushaltestelle marschierte, klapperten ihre flachen Absätze auf dem nassen Asphalt. Da sie nicht zu lange gut sichtbar herumstehen wollte, tat sie, als würde sie die Schaufensterauslagen betrachten, und als der Bus kam, sprang sie im letzten Moment auf. Außer ihr war nur eine Mutter mit zwei kleinen Kindern zugestiegen, daher atmete sie auf.
In der Nähe ihres Stadthauses in Arlington, Virginia, stieg sie aus. Noch immer sah sie keinen Verfolger. Vielleicht hatte sie ihn überlistet. Vielleicht hatte er entschieden, dass sie keine Gefahr darstellte. In ihrem Apartment konnte er nichts Belastendes gefunden haben, da sie den Stick mit den kopierten Dateien ständig bei sich trug.
Ihre winzige Doppelhaushälfte hatte nur einen Eingang, und damit sie sofort merkte, wenn jemand im Haus gewesen war, hatte sie die Tür präpariert. Das einzelne Haar, das sie am Morgen zwischen Türblatt und Rahmen geklemmt hatte, war noch da. Bevor sie eintrat, schüttelte sie den nassen Schirm aus.
Sie lebte jetzt seit zwei Jahren in dieser Straße. Ihr Onkel hatte das Stadthaus für sie gefunden, und sie hatte es gemietet, ohne es sich vorher anzusehen. Es war nett, aber langweilig – so wie ihr Leben bis vor ein paar Wochen – und sie hatte sich keine Mühe gegeben, es in ein wirkliches Zuhause zu verwandeln. Deshalb würde es ihr nicht schwerfallen, es zu verlassen.
Kaum hatte sie die Tür geschlossen und verriegelt, legte sich von hinten eine Hand über ihren Mund, und ein starker Arm zog sie gegen einen harten Körper.
In ihrer Panik reagierte sie sofort, schlug mit dem Schirm um sich und stach ihrem Angreifer damit mit voller Wucht in die Oberschenkel.
Der Mann stieß einen unterdrückten Schrei aus und lockerte den Griff gerade weit genug, dass sie sich wegducken konnte. Dabei packte sie eins seiner Beine, riss es und ihm weg und brachte ihn so zu Fall. Es gab einen dumpfen Aufprall, als er auf den Marmorboden stürzte. Sie wirbelte herum und drückte ihm die Spitze ihrer improvisierten Waffe an den Hals.
„Lucy, stopp! Ich bin es, Casanova!“ Er schlug den Schirm weg und schnappte ihn ihr aus der Hand. Dabei verlor sie das Gleichgewicht, fiel auf ihn und starrte in die fantastischsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte.
„Casanova?“, fragte sie ungläubig, obwohl sie seine Stimme sofort erkannt hatte.
„Himmel, sind Sie verrückt geworden? Sie haben mich fast umgebracht.“
„Ich soll verrückt geworden sein? Wer ist denn in mein Haus eingebrochen und hat mich angegriffen? Ich habe mich nur gewehrt.“
„Sie wollten erst später kommen. Ich hatte keine Ahnung, wer Sie sind. Wo haben Sie gelernt, so zu kämpfen?“
„Es gibt Selbstverteidigungskurse. Wie sind Sie in mein Haus gekommen? Ich habe eine Alarmanlage.“
„Ihre Nachbarin nicht.“
Er grinste, und Lucy warf einen Blick ins Wohnzimmer. Ein großes Loch klaffte in der Wand. „Sie sind durch die Wand gekommen? Oh mein Gott! Sie haben doch hoffentlich Mrs Pfluger keine Angst eingejagt? Was wird mein
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