Collection Baccara Band 328
recherchiert – wo sie aufgewachsen war, wo sie zur Schule gegangen war – und kannte ihren beruflichen Werdegang.
Sie war pflichtbewusst, gewissenhaft, intelligent, dabei zurückhaltend und unscheinbar. Eigenschaften, die sie zu einem perfekten Maulwurf machten, mit dessen Hilfe er die betrügerischen Machenschaften bei Alliance aufdecken wollte. In den letzten Wochen hatte sie massenhaft Informationen beschafft und seine Anweisungen befolgt.
In natura war sie überraschend temperamentvoll – und sie verteidigte sich verdammt gut. Mit dem richtigen Training könnte eine echte Agentin aus ihr werden.
Nein, daran sollte er nicht einmal denken. Ein Doppelleben, wie er es führte, wollte er für die süße Lucy Miller nicht, die allem Anschein nach keine Ahnung von der hässlichen Seite des Lebens hatte.
Zumindest kannte sie jetzt die hässlichsten Kleidungsstücke des Universums. Zur grellen Hose trug sie einen zeltartigen Hausmantel. Ihre Haare hatte sie unter einer silbergrauen Lockenperücke versteckt, und auf ihrer Nase saß eine abgelegte Brille von Mrs Pfluger, ein rotes Gestell, das nur unwesentlich hässlicher war als ihr eigenes.
„Meine alte Gehhilfe steht dort drüben.“ Mrs Pfluger deutete auf eine Ecke im Wohnzimmer.
„Das funktioniert nicht.“ Lucy seufzte laut. „Niemand wird glauben, dass ich achtzig Jahre alt bin.“
„Zweiundachtzig“, korrigierte Mrs Pfluger sie.
„Vertrauen Sie mir. Falls jemand Ihre Wohnungstür beobachtet, wird er sich nicht dafür interessieren, was sich nebenan abspielt.“ Er öffnete den zusammenklappbaren Rollator und stellte ihn vor Lucy. „Jetzt zeigen Sie uns, wie Sie als alte Lady gehen.“
Lucy kauerte über der Gehhilfe und gab eine bemerkenswerte Imitation eines arthritischen älteren Menschen ab, der sich langsam vorwärts bewegte.
„Um Himmels willen“, rief Mrs Pfluger aus. „Sagen Sie bitte nicht, dass ich so aussehe, wenn ich laufe.“
„Ich übertreibe“, erwiderte Lucy. Sie drehte sich zu ihrer Nachbarin und umarmte sie. „Mrs Pfluger, ich kann Ihnen gar nicht genug für Ihre Hilfe danken. Ich meine, Sie kennen diesen Kerl nicht einmal.“
„Er hat mir seine Marke gezeigt“, sagte Mrs Pfluger. „Außerdem hat er ehrliche Augen. Er wird auf Sie aufpassen.“
Die alte Dame hatte keine Ahnung, dass die Marke, die er ihr vor die Nase gehalten hatte, eine Fälschung war und an jeder Straßenecke in Washington angeboten wurde.
„Ich verlasse mich darauf.“ Lucy warf ihm einen finsteren Blick zu. „Können wir jetzt gehen?“
Bryan bedankte sich ebenfalls bei ihrer Nachbarin, dann tat er so, als würde er ihr zur Tür hinaus und die Rollstuhlrampe hinunter helfen. „Halten Sie den Kopf unten. Ja, so“, flüsterte er Lucy zu. „Sie machen das großartig. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich schwören, dass Sie eine alte Frau sind.“
Er wusste es aber besser. Der Körper, der auf ihn gefallen war und sich an ihn gepresst hatte, hatte nichts mit dem einer Greisin gemeinsam. Er war überrascht gewesen, wie schlank sie unter ihrem altbackenen Kostüm war.
Sein Mercedes stand am Straßenrand. Da er davon ausgegangen war, dass Lucys Stadthaus möglicherweise beobachtet wurde, hatte er gar nicht erst den Versuch unternommen, sich verdeckt zu nähern, sondern hatte geradewegs bei der Nachbarin geklingelt.
Er hatte gewusst, dass sie zu Hause sein würde. Und er hatte in Erfahrung gebracht, dass sie Krankenschwester in Korea und ihr Mann Veteran des Zweiten Weltkriegs gewesen war. Deshalb hatte er auf ihren Patriotismus gesetzt, der sie veranlassen würde, ihm zu helfen. Und er hatte recht gehabt.
Kaum waren sie losgefahren, entspannte er sich etwas. Falls sie beobachtet wurden, hatten sie den Beschatter mit Lucys Auftritt als alte Lady ausgetrickst. Niemand folgte ihnen.
Nach wenigen Hundert Metern bog er auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums ein und stellte den Mercedes dort ab, wo er ihn gefunden hatte.
„Warum halten wir hier an?“, fragte Lucy.
„Wir wechseln das Auto.“ Er schaltete den Motor aus und zog seinen Multi-Key aus dem Zündschloss.
„Was ist das?“ Sie deutete auf den merkwürdig aussehenden Multifunktionsschlüssel und schnappte nach Luft. „Oh mein Gott, Sie haben den Wagen gestohlen!“
„Nur ausgeliehen. Die Eigentümerin kauft selig im Supermarkt ein. Sie wird es nie erfahren.“
„Es ist wirklich beängstigend, dass so ein Gerät überhaupt existiert und dass
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