Collection Baccara Band 335 (German Edition)
stelle mich im Haushalt sogar ganz geschickt an.“
Lyon ging zur Tür. Als er merkte, dass sie ihm nicht folgte, drehte er sich um.
„Verzeih mir“, begann er. „Ich bin zugegebenermaßen müde, etwas unleidlich und fühle mich im Moment alles andere als wohl. Aber zumindest eines möchte ich auf traditionelle Art tun.“ Er legte den Zeigefinger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht. „Willst du mich heiraten?“
„Ja“, flüsterte sie.
Lyon war schon eine Meile gefahren, als ihm bewusst wurde, dass es immer noch regnete.
Heiraten .
Er hatte schon fast nicht mehr daran geglaubt, jemals zu heiraten. Nun sollte es doch dazu kommen, aber anders als erwartet. Und auch wenn es ihm wie ein Wunder erschien, es war die richtige Frau.
Hopes Gesichtsausdruck, als er sie zärtlich auf den Mundwinkel küsste, würde ihm für immer in Erinnerung bleiben. Hoffnung in ihren Augen zu sehen, war etwas Faszinierendes. Nur allzu gerne hätte er sie leidenschaftlich in die Arme geschlossen, doch er musste geduldig sein.
Sein plötzlicher Aufbruch hatte nicht nur damit zu tun gehabt, dass er tatsächlich zurück zur Polizeiwache musste. Ihr Angebot, die Ehe aufzulösen, wenn er „die Liebe seines Lebens“ fand, hatte ihn schmerzlich getroffen. Meinte sie das wirklich ernst? Und was, wenn sie sich in einen anderen Mann verliebte? Er würde nicht einfach höflich zurücktreten und sagen können: „Okay, das war’s. Tschüss.“
Auf der Wache wurde er von Buddy Yantis, dem Leiter der Fahrbereitschaft, begrüßt. Er war der einzige anwesende Polizist. Cooper Jones befand sich heute im Gericht, alle anderen Kollegen machten entweder Mittagspause oder waren bis zum Beginn der Spätschicht nach Hause gefahren. Es war kühl, dennoch schwitzte Buddy und wischte sich die Stirn mit einem Papiertaschentuch ab – ein untrügliches Zeichen dafür, dass es Probleme gab.
„Was ist passiert?“, fragte Lyon.
„Mr Harrell.“ Mit nervösen Fingern hielt Buddy drei pinkfarbene Notizzettel hoch. „Er erwartet Ihren Rückruf.“
„Das kann ich mir vorstellen.“ Lyon nahm die Zettel und deutete auf die Tür. „Machen Sie anderthalb Stunden Pause und sehen Sie nach Ihrer Frau und dem Baby.“
„Schon okay, Chief. Ich kann warten, bis ich Feierabend habe.“
Buddy war Kriegsveteran, er hatte im Irak gedient. Sein gepanzertes Militärfahrzeug war von einer Straßenbombe getroffen worden. Die drei Soldaten, die mit ihm im Fahrzeug gesessen hatten, waren dabei ums Leben gekommen. Buddy selbst war so schwer verletzt worden, dass er die Armee aus gesundheitlichen Gründen verlassen musste. Er hatte sich nach seiner Genesung bei vielen Polizeidienststellen beworben – immer vergeblich. Erst vor fünf Monaten konnte er endlich diese Stelle bei Lyon Teague antreten. Lyon hatte die Verzweiflung eines Ehemanns und Vaters erkannt, der sein Leben neu aufbauen musste, und wollte ihm eine Chance geben. Bislang war alles gut gelaufen.
„Ja, das könnten Sie“, erwiderte Lyon ruhig. „Aber Sie müssen es nicht. Ich schaffe das schon, bis die anderen zurückkehren. Lassen Sie sich vor …“, er sah auf seine Armbanduhr, „… zwei Uhr hier nicht wieder blicken.“
Buddys müde Augen strahlten vor Erleichterung und Dankbarkeit. „Danke, Sir.“
Lyon ging in den Personalraum, nahm einen Stift vom Tisch und schrieb seinen Namen auf die Tüte, die Hope ihm mitgegeben hatte. Dann stellte er sie in den Kühlschrank. Die ganze Zeit fragte er sich, was Ellis wohl gesagt haben konnte, dass Buddy in solch schlechter psychischer Verfassung war.
In seinem Büro prüfte Lyon zunächst die anderen Nachrichten, checkte seine Mails und schickte ein Schreiben an die Kollegen der benachbarten Countys und an die State Police, in dem er für ihre Unterstützung bei Will Nichols’ Beisetzung dankte. Erst dann wählte er Ellis’ Telefonnummer.
„Harrell Residence“, meldete sich eine Stimme.
„Chief Teague“, erwiderte Lyon. „Mr Harrell bat um Rückruf.“
„Einen Moment, Sir.“
Im Hintergrund hörte Lyon das raue Gelächter männlicher Stimmen. Die Party, von der Hope gesprochen hatte, scheint noch nicht beendet zu sein, dachte er.
„Sie haben sich verdammt viel Zeit gelassen“, blaffte Ellis statt einer Begrüßung. „Hat dieser Idiot Ihnen gesagt, dass ich mehrmals angerufen habe?“
„Ich habe Officer Yantis’ Nachrichten vor mir liegen, Mr Harrell“, erwiderte Lyon beherrscht. „Und nur damit eines klar ist, Buddy Yantis ist
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