Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Sorge sofort zerstreuen würde.
„Was ich brauche“, sagte er schließlich, „sind noch ein paar genauere Vorstellungen.“
„Über …?“
„Wie soll dieses Arrangement funktionieren? Ich meine, eigentlich gehen wir die Ehe nur ein, weil sie uns beiden gewisse Vorteile bietet. Aber du musst zugeben, dass sie auch Nachteile hat.“
Sie verstand. Zumindest glaubte sie zu verstehen. Sicher sprach er sein Liebesleben an, das durch diese Ehe kompliziert würde, auch wenn es im Moment keine Frau in seinem Leben zu geben schien. Was aber nicht bedeuten musste, dass er enthaltsam lebte. Doch wie sollte sie sich damit einverstanden erklären, dass er mit anderen Frauen ins Bett geht, wenn ihr schon bei dem Gedanken daran schwindelig wurde?
„Hope, möchtest du, dass wir zusammenleben?“
„Natürlich.“ Sie wickelte sich eine Haarsträhne um den rechten Zeigefinger. „Unser Arrangement ist nicht glaubwürdig, wenn du in deinem Apartment bleibst, während ich hier wohne.“ Sie wusste, dass er in einem Mietshaus in der Nähe der Polizei- und Feuerwehrwache wohnte.
Lyon schmunzelte. „Ich wollte ein Gentleman sein und auf deine Einladung warten.“
„Es ist doch nicht zu weit von der Wache entfernt, oder? Ich mache dir auch gern in meinem Arbeitszimmer Platz.“
„Die Entfernung ist kein Problem, und viel Platz brauche ich auch nicht. Ich arbeite mit Laptop, und alle notwendigen Unterlagen passen in einen kleinen Aktenschrank. Wenn allerdings dein Gästezimmer schon eingerichtet ist, dann muss ich meine Möbel irgendwo einlagern.“
Hope registrierte anerkennend, wie elegant er die Frage eines gemeinsamen Schlafzimmers umgangen hatte. Aber es versetzte ihrem Herzen auch einen Stich, dass er daran offenbar kein Interesse hatte. War ihr Eindruck, dass er sich sexuell zu ihr hingezogen fühlte, so falsch gewesen?
„Das Zimmer ist möbliert, aber du musst kein Geld ausgeben, um deine Möbel einzulagern. In der Garage ist genug Platz.“
„Bist du sicher?“
„Natürlich.“
„Gut, dann wäre das geklärt.“ Lyon trank einen Schluck Kaffee. „Was ist mit deiner Putzfrau? Können wir darauf vertrauen, dass sie keine Geschichten über uns verbreitet?“
Verdutzt fragte Hope: „Woher weißt du von Molly?“
„Ich habe ihr einmal in einer misslichen Situation geholfen, und wir haben ein paar Worte miteinander gewechselt. Dabei hat sie mir ein bisschen von sich erzählt.“
„Das hat Molly nie erwähnt.“
„Wahrscheinlich wollte sie dich nicht beunruhigen. Sie scheint eine sehr nette Frau zu sein.“
„Ja, das ist sie. Aber wie du vielleicht gemerkt hast, ist sie seelisch nicht ganz so stabil.“
„Ist sie von Geburt an so, oder gibt es dafür einen anderen Grund?“
Es rührte Hope, wie vorsichtig er fragte. „Als junges Mädchen hatte Molly in Mississippi einen Freund, der offenbar gewalttätig war. Irgendwann hat der Kerl sie aus seinem fahrenden Auto gestoßen. Sie ist dabei mit dem Kopf gegen das Eisengeländer einer Brücke gestoßen und hat sich eine schlimme Kopfverletzung zugezogen. Gott sei Dank war Tan in der Nähe.“
„Tan?“
„Ja. Tan Lee. Er arbeitet auch für mich. Tan hat alles mit angesehen und vor Gericht für Molly ausgesagt. Er hat Molly irgendwann einmal auf einem Bauernmarkt gesehen und sich sofort in sie verliebt. Aber Molly war ja mit diesem Typen zusammen. Tan wusste, was das für ein Mistkerl war. An dem Tag, an dem Molly aus dem Auto gestoßen wurde, ist er ihnen wohl gefolgt, weil er vorher einen Streit zwischen den beiden mitbekommen und sich Sorgen gemacht hatte. Soviel ich weiß, hat er Molly bis zu ihrer Entlassung jeden Tag im Krankenhaus besucht.“
„Ich glaube, ich habe ihn schon ein paarmal gesehen. Ist er asiatischer Herkunft? Mitte bis Ende dreißig?“
„Seine Eltern kommen aus Vietnam. Und ja, er ist zwölf Jahre älter als Molly. Aber das scheint kein Problem für die beiden zu sein. Sie leben in einem Wohnmobil, das hinter der Pfirsichplantage steht. Ich hoffe aber, ihnen im nächsten Jahr ein Cottage bauen zu können. Molly hilft mir bei der Hausarbeit und im Garten. Und Tan lebt hier seinen Traum: Er wollte schon immer Cowboy auf einer texanischen Ranch sein – auch wenn sie nur ganz klein ist. Am liebsten fährt er mit dem Traktor durch die Gegend. Du glaubst gar nicht, was wir für einen Spritverbrauch haben! Und er kümmerte sich fantastisch um die Pferde.“
„Hopes Herberge für Gepeinigte und Träumer“, schmunzelte
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