Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
bequemen Fahrersitz im warmen Luftstrom und beobachtete – bis er einschlief.
Erschrocken zuckte er irgendwann wieder hoch. Heilige Heiligkeit! Innocent blickte auf die Multibox an seinem Handgelenk. Kurz nach drei Uhr morgens.
Es plätscherte noch immer vor sich hin. Die Umgebung hatte sich nicht verändert, abgesehen davon, dass das Licht in der Garage erloschen war.
Endlich. Innocents Ärger über sein ungeplantes Nickerchen hielt sich in Grenzen. Die Heizung hatte ihn im Schlaf getrocknet, und er fühlte sich ausgeruht genug, um die Werkstatt unter die Lupe zu nehmen.
Er kletterte aus der Kabine, eilte zum Eingang und rüttelte erst gar nicht an der Tür, sondern stieg die schmale Leiter hinauf, die auf das Dach führte.
Durch eines der Oberlichter stieg er ein, hangelte sich an den Alustahlquerträgern entlang und sprang auf einen hochbordigen Kipp-Anhänger.
Mit einem lauten KLANG trafen seine Stiefel auf.
Die feuchten Sohlen rutschten auf dem schmierigen Untergrund weg, und Innocent legte sich der Länge nach auf die Ladefläche.
KLANG .
Die Thorn II löste sich aus der Haltung und hopste über die Fläche.
KLANG, KLANG, KLANG …
Verdammt! Er lauschte, doch es blieb alles ruhig.
Innocent sah an sich hinab. Sein schwarzer Uniform-Habit war voll feuchtem Getreidestaub, der sich durch die Nässe in grauen Schleim verwandelt hatte. Black hätte ihn sicherlich schallend ausgelacht.
Seufzend suchte er die Thorn II , die genauso versifft war, und steckte sie nach einer groben Reinigung an der Jacke zurück in das Holster. Erst dann stieg er aus dem Kipper und durchsuchte die Werkstatt.
Seine Sohlen hinterließen natürlich Abdrücke. Der 2OT würde am nächsten Morgen auf alle Fälle wissen, dass jemand in seine Werkstatt eingebrochen war. Ich sollte das Schnüffeln wirklich Profis überlassen.
Erneut wurde Innocent enttäuscht: Weder in der Halle noch in dem kleinen Büro deutete irgendwas auf einen Kontakt zwischen dem 2OT und einem Collie hin. Oder überhaupt auf einen Ahumanen, gleich welcher Herkunft. Alles sah stinknormal aus.
Gegen fünf Uhr morgens war Innocent geneigt, die Sache nicht weiter zu verfolgen. Es kann ja nicht jedes Gerücht stimmen.
Aber sein Pflichtbewusstsein mahnte ihn, wenigstens noch in der Privatunterkunft des Mechanikers nachzuschauen. Vielleicht bewahrte er dort Korrespondenzen zwischen der Hauptwelt Automaton Prime und der Niederlassung auf?
Die Adresse von Arms war Innocent bekannt.
Also nahm er sich den Schlüssel für die Seitentür aus dem Büro und steckte wahllos elektronische Werkzeuge ein, die teuer aussahen. Dann verließ er das Gebäude durch die Tür. Der Automat sollte an einen Diebstahl glauben.
Gleich darauf saß er in seinem ATV , fuhr durch die langsam erwachende Stadt und hielt an einem öffentlichen Backautomaten an, um sich ein Croissant, zwei Scheiben Käse sowie einen Kaffee zu ziehen. Von hier aus konnte man bereits das Haus sehen, in dem der 2OT seine Wohnung hatte.
Sehr praktisch. Im Wagen sitzend aß er, betrachtete die Menschen, die mehr und mehr aus den Häusern kamen und missmutig in den grauen Himmel blickten, aus dem unaufhörlich Regen fiel. Die meisten Arbeiter blieben unter den Überdachungen zwischen den Gebäuden. Niemand schien sich auf die Felder zu begeben. Es gab nichts zu tun, denn man konnte nicht mal das Getreide ernten, um es aufwändig in den Hallen mit Gebläsen zu trocknen. Die schweren Vollernter sackten trotz ihrer breiten Reifen und großen Auflageflächen in den matschigen Böden ein und blieben stecken.
So schnell wird Gutes zu einer Last. Innocent spülte die Croissantreste mit dem Kaffee aus den Zahnzwischenräumen.
Plötzlich sah er Arms.
Er kam aus dem Haus, schlenderte durch den Regen und grinste. Seine mechanisch-elektronischen Gliedmaßen trugen zwei Koffer, die nach Reparaturset aussahen. Arms stapfte in ein Unterhaltungscenter.
Kleiner Nebenverdienst? Innocent fand den Kaffee gar nicht so schlecht. Kommst du noch mal zurück, oder kann ich bei dir einbrechen? Ihm war noch nicht eingefallen, wie er die Tür aufbekommen sollte, aber dieses Mal vertraute er auf Gottes Fügung.
Er legte eine Hand auf den Griff, betrachtete die verlöschende Werbung an der Fassade des Centers, wo aus einem sattgrünen OPEN ein SORRY! CLOSED FOR ONE HOUR! aufleuchtete.
Und da durchzuckte es Innocent.
Spielhallen! Natürlich!
Wenn es einen Ort gab, wo das Surren von Servomotoren, elektronisches Fiepen und Brummen nicht
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