Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Gang fiel und über den Boden kullerte. Als Zeichen seiner Nachsicht verzichtete er darauf, sie zu töten. Die Behüteten hatten ihre Strafe bereits erhalten. Weitere Opfer waren vorerst nicht nötig.
Die Tür schloss sich wieder, es ging weiter abwärts.
In den Stockwerken ab einhundert war mehr los, fast auf jeder Etage hielt der Lift.
Sobald die Behüteten Isix sahen, blieben sie stehen oder wichen furchterfüllt zurück. Er musste nicht einmal das Pad benutzen, um zu erklären, was er war. Wer er war. Sein Äußeres sprach für sich.
Als er den Boden erreichte, die Kabine federnd anhielt und sich die Türen öffneten – war die Lobby angefüllt mit Behüteten. Sie trugen das am Leib und mit sich, was sie eilends mit in ihre kleinen Bunker hatten nehmen können. Mit großen Augen schauten sie ihn an.
Isix spürte keine Furcht und zog nicht einmal sein Toriin-Schwert. Er ging vorwärts.
Die Menge teilte sich, bildete ein stummes Spalier, durch das er schritt, geradewegs auf den Ausgang zu.
Niemand schrie ihn an, niemand beschuldigte ihn, es wurde weder geweint noch gejubelt. Das Einzige, woran man die Anwesenheit der Behüteten bemerkte – abgesehen von ihrem Anblick –, war der erhöhte Kohlendioxidgehalt in der Lobby, die erhöhte Temperatur sowie die Luftfeuchtigkeit und die raschelnden, knisternden Geräusche der Kleidung.
Isix verließ den Superwolkenkratzer und fand einen langen Tisch mit einem Stuhl davor, genau wie er es von dem Karlander verlangt hatte.
Ganz langsam setzte er sich und strich über die weiße Tischdecke; der weiche Stoff schnurrte leise unter seinen Fingern entlang.
Isix legte das Pad vor sich und schaltete es ein. Seine Vorbereitungen waren abgeschlossen.
Dann machte er eine Geste, die den Wartenden erlaubte, sich ihm zu nähern.
Die zahllosen Behüteten mit Kameras und sonstigen Bilderübertragungsgeräten kamen bis zur Markierung auf dem Boden an den Tisch heran.
Die großen und kleinen Objektive waren auf ihn gerichtet, man flüsterte für sich, um sich Mut zu machen; zum Nachbarn, um Meinungen auszutauschen; zu den Zuschauern sonst wo im Universum, um Eindrücke zu schildern.
Isix tippte: »Stellt eure Fragen, liebe Behütete. Ich werde sie alle beantworten.«
»Ich bin kein rücksichtsloser Mann.
Ich bin ein Mann, der seine Aufgabe sehr ernst nimmt, und wenn ich dazu Dinge tun muss, die nur
Gott mir verzeihen kann, wird es einen Sinn haben.«
CIVER BLACK , Nuntius
Zweite Szene
8. Oktober 3042 a . D. (Erdzeit)
System: Ross 614 A
Planet: Cornu Copiae (CoS-Besitz, verpachtet an TauCetiPrime)
Ort: Cornus-City
Xenoheidnisch. Black sah sich um. Er stand in der Kammer, die der echte Lennard für seine kleinen Anbetungsrituale gebaut hatte. Xenoheidnisch, aber nett. Und sehr aufwendig.
Es roch widerlich nach Verwesung.
Die Leichen des vermissten Preachers und des echten Lennard lagen herum, zersetzten sich und stanken vor sich hin; manche Körperteile waren bereits abgefallen. Anscheinend hatte sich niemand von den Templars zuständig gefühlt, bei Lennard aufzuräumen. Besser sagt: mit Lennard.
Black ging zu seinem Church-Bruder und schlug das Kreuz über ihm. »Möge deine Seele Frieden finden.« Die Reste würde er später in einen Sack stopfen und nach Christ überführen. Der Altar der Märtyrer würde um einen Bewohner reicher werden.
Danach schritt er zum echten Lennard. Der falsche Lennard hatte nach seinem Erwachen geplaudert, was nicht zuletzt an massiven Drohungen und massiverem Drogeneinsatz lag. Trooper Dansdale hatte es vorgezogen, seine eigene Zunge zu verschlucken und zu ersticken, bis Black in die Polizeistation zurückgekehrt war. Das machte den falschen Lennard, der Igon Hunter hieß, zu einem wichtigen Zeugen.
Hunters Behauptung: Angeblich sei die Preacheress abgeholt worden. Von einer anderen Templars-Gruppe.
Das glaubte der Nuntius nicht. Er vermutete Colomba auf Cornu Copiae, in einem ähnlichen Loch wie diesem.
Nachdem Black Hunter ins Krankenhaus geschafft hatte, wo er richtig versorgt wurde, sandte er eine Videoaufzeichnung des Verhörs sofort nach Christ und begab sich zu Lennards Haus. Dank der Infos, die ihm Hunter gegeben hatte, fand er den Eingang in den Bunker schnell.
Die Aufzeichnung würde vermutlich zwei bis drei Wochen brauchen, bis sie ankam, und bis dahin saß der kleine Uditor dem alten Horàt auch schon längst wieder auf dem Schoß. Mit einem FTL -Antrieb konnte man die Nachrichten spielend leicht überholen.
Der
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