Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Staub und Qualm wie die letzten Bäume nach einem Waldbrand. Oder Minarette aus dem Dunst. Es gab einige Vergleichsmöglichkeiten.
Der Rest von Paris war verschwunden.
Isix war beeindruckt. Die beiden FTL -Module hatten mehr Zerstörung angerichtet, als er vermutet hatte.
Es war eine Kombination aus Aerosol- und Neutronenbombe herausgekommen, die in ihrer zerstörerischen Abfolge wundervolle Bilder komponierten. Die Ästhetik der Vernichtungskraft: Als sei eine Sonne über Paris aufgegangen und habe die Stadt versengt, bevor das Gestirn grollend auf den Boden fiel, zerplatzte und in einem wütenden Sturm alles davonfegte.
Wo die FTL -Module detoniert waren, hatte sich ein neues Phänomen gebildet. Eine Halbkugelsphäre existierte genau dort, einen Kilometer rund und einen halben hoch, wabernd und schillernd, die sich verbergend über das legte, was sich darin befand.
Selbst Isix vermochte nicht zu erkennen, was sich innerhalb tat. Die glockenartigen Wände erlaubten keinerlei Einblicke.
Theoretisch war vieles möglich: ein Durchgang ins Interim, in eine andere Dimension, die Bildung eines schwarzen Lochs, die Geburt eines kleinen Planeten oder eine unaufhaltsame Kettenreaktion, die sich bis zum Terra-Kern voranfraß.
Isix wusste es nicht, bedauerte es aber auch nicht.
Die Behüteten mussten lernen, dass der Tod eines Angehörigen aus seinem Volk nicht hingenommen werden konnte. Dafür waren es einfach zu wenige. Man würde sich zukünftig genau überlegen, was man mit seinesgleichen tat und ob man Hand an ihn legte.
Es herrschte Stille.
Die Behüteten sandten noch keine eigenen Rettungsmannschaften, weil man nicht wusste, was man riskieren konnte.
An den Stadtrandgebieten erkannte Isix erste Beta-Humanoide, die in Hundertschaften in die Trümmer gesandt wurden, um mit Messgeräten zu klären, welche Strahlungen herrschten. Unbemannte kleine und große Drohnen schwirrten herum, doch die meisten fielen bald aus dem Himmel. Die Sphäre schien ein EMP -Feld abzustrahlen.
Isix schätzte, dass der Karlander inzwischen in seiner Zentrale angekommen war. Er hatte den Behüteten nach der Initialisierung der Sequenzen auf den FTL -Modulen mitgenommen, damit er der Vernichtung entging, und ihn kurz vor den ersten Detonationen in die Kanalisation geworfen. In der Aries ONE musste er gut davongekommen sein.
Die anderen geschätzten zweiundzwanzig Millionen Behüteten der GlobalCity nicht.
Isix sprang von der Antenne auf das Dach des Wolkenkratzers. Er hatte eine Verabredung.
Die Idee, vor die Kameras der Behüteten zu treten, ergab nun erst Sinn. Man würde ihm zuhören und ihn nicht mehr für einen Verrückten halten wie bei seinem ersten Anruf. Dasselbe galt für seine Forderungen – sein Hilfegesuch würde nicht abgelehnt werden.
Er blickte auf die vernichtete Stadt.
Sie sollten ihm dankbar sein. Nun konnten die Behüteten eine schönere errichten, besser strukturiert und ohne die Altlasten vergangener Jahrhunderte, wie diesen hässlich-primitiven Eisenturm, die klotzigen Bögen oder die Unart, Verkehrsströme sowohl am Boden als auch in der Luft in großen Kreiseln leiten zu wollen.
Isix wusste, dass die Behüteten es so nicht sahen und ihre millionenfachen Toten bejammerten, statt sich über die neuen Möglichkeiten zu freuen. Sogar der verseuchte Fluss war verschwunden, und das ausgebrannte Bett konnte mit gesünderem Wasser geflutet werden. Mehr Lebensqualität. Besseres Fleisch.
Es blieb lediglich die Unwägbarkeit der Plasmasphäre, die von den FTL -Modulen erschaffen worden war. Isix würde den Behüteten in seiner Großzügigkeit dabei helfen, deren Natur zu ergründen, um weiteren Schaden abzuwenden.
Er nahm den Weg zu den Fahrstühlen, warf dabei Hut und Mantel davon. Er verbarg sich nicht länger. Daher nutzte er den Lift, der durch ein Notstromaggregat am Laufen gehalten wurde.
Die Fahrt abwärts dauerte lange, und die ersten siebzig Stockwerke war er allein.
Dort hielt die Kabine, die Türen glitten auf.
Isix blickte auf eine junge Behütete, die einen Morgenmantel trug. Ihr Blick flackerte, doch sie erkannte ihn intuitiv als Collector. »Du bist … dieses Monstrum!« Sie hielt eine großkalibrige Pistole in der Rechten, ihre Hände zitterten. »Du hast ….«
Seiner Diagnose nach stand sie unter Schock. Kein Zustand, den er dulden wollte, solange sie ihn mit der Waffe verletzten konnte.
Isix versetzte ihr einen schnellen Hieb mit der Faust gegen die Brust, sodass sie rückwärts in den
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