Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
Moment hatte ich, als ich es hörte, natürlich gehofft, dass er auch in anderen Punkten seine Meinung geändert hat. Doch das scheint nicht der Fall zu sein, denn ich habe nach wie vor nichts von ihm gehört, und da Sarah so wenig erzählt, tut er vermutlich Dinge, die mir nicht gefallen würden. Wahrscheinlich hat er längst sein altes Leben wieder aufgenommen, trifft sich mit Yuuto im Club und hat mich vergessen.
Am O’Hare herrscht wie immer hektische Betriebsamkeit, aber sie ist mir sehr willkommen. Ich suche mir ein zentral gelegenes Café, von dem aus ich die Leute, die ständig kommen und gehen, beobachten kann, und warte darauf, dass es Zeit wird, Alexander und Sarah abzuholen.
Dabei holen die beiden eigentlich mich ab, sie kommen mit dem Learjet und wir fliegen gemeinsam weiter nach New York. Ein bisschen wehmütig denke ich zurück an meinen letzten Flug mit dem Privatflugzeug der Firma, aber dann schiebe ich die Erinnerung hastig beiseite. Du wolltest doch nach vorne schauen und nicht mehr zurück, ermahne ich mich, und seufze tief, weil das alles so schwer ist.
Wie soll ich einen Mann wie Jonathan vergessen? Er hat mein Herz so vollkommen besetzt, dass ich mir überhaupt nicht vorstellen kann, jemals einen anderen zu lieben, und die Aussicht, vielleicht noch sehr lange so zu leiden wie jetzt, versetzt mich auf einmal in Unruhe. Deshalb trinke ich schnell meinen Kaffee aus und mache mich, nachdem ich bezahlt habe, auf den Weg zur Ankunftshalle. Dort lehne ich mich an eine Säule und beobachte, während ich warte, die vielen Leute, die ständig aus dem Gate kommen, sehe zu, wie sie in Empfang genommen werden – von ihren Liebsten oder von Fahrern, die sie abholen. Auf manche wartet natürlich niemand, aber auf die meisten, und die Wiedersehensszene, die sich vor meinen Augen abspielen, lenken mich so ab, dass mir die Zeit nicht lang wird, bis Sarah und Alexander ankommen sollen.
Nur kommen die beiden nicht. Sie sollten um kurz nach drei Uhr landen, aber jetzt ist es schon Viertel vor vier, und sie sind immer noch nicht da.
Beunruhigt hole ich mein Handy heraus und rufe Sarah an. Falls sie noch im Flieger sitzt, ist ihr Telefon vielleicht ausgeschaltet, denke ich, aber einen Versuch ist es trotzdem wert. Und tatsächlich geht sie schon nach dem zweiten Klingeln dran.
»Wo seid ihr denn?«, frage ich sofort. »Ist was mit dem Flug schief gegangen?«
Sarah antwortet nicht sofort, sondern es knackt und raschelt plötzlich in der Leitung, so als würde sie das Handy gegen ihre Kleider halten, damit ich nicht verstehe, was sie sagt. Denn ich höre sie im Hintergrund mit jemandem sprechen, und ich glaube, Alexanders Stimme zu erkennen. Dann raschelt es noch mal und ich höre sie wieder klar und deutlich.
»Nein, alles in Ordnung«, sagt sie. »Wartest du mal kurz?«
Irritiert starre ich in den Telefonhörer, als das Rascheln wieder losgeht. Es dauert erneut einen langen Moment, bis sie wieder dran ist, und irgendwie klingt sie merkwürdig, fast übertrieben fröhlich, als sie weiterredet.
»Wir sind gleich da«, sagt sie. »Das Flugzeug ist schon im Landeanflug.« Im Hintergrund höre ich erneut Geräusche, und die verwirren mich noch mehr. Denn da hat ganz eindeutig gerade ein Pferd gewiehert.
»Sarah, wo bist du?«, frage ich, jetzt ein bisschen ungehalten, weil das doch eindeutig nur eine Lüge sein kann. »Und sag mir nicht, dass du im Flugzeug sitzt. Pferde dürfen nämlich meines Wissen nicht in Learjets mitfliegen.«
Sie tuschelt wieder mit demjenigen, mit dem sie zusammen ist – der letzte Beweis dafür, dass da etwas ganz und gar nicht stimmt, dann höre ich ihre Stimme wieder, die jetzt drängend klingt. »Es tut mir leid, Grace, es hat da eine kleine Planänderung gegeben«, sagt sie. »Bist du am Flughafen?«
»Ja, ich stehe jetzt schon fast eine Stunde in der Ankunftshalle und warte auf euch«, erkläre ich ihr, endgültig verwirrt und plötzlich auch besorgt. Was für eine Planänderung? »Wo seid ihr denn nun?«
»Auf Lockwood Manor«, sagt sie und ich spüre, wie sich eine tiefe Enttäuschung in mir ausbreitet. Habe ich mich so in ihr und Alex getäuscht? Waren das alles leere Versprechungen mit New York und der neuen Stelle? Haben sie daran gar kein Interesse mehr?
Doch bevor ich das alles fragen kann, redet Sarah schon weiter. »Ich kann dir das jetzt gerade nicht erklären, aber es ist schon okay. Bleib einfach da und warte. Versprich mir das, ja?«
Ich soll ihr versprechen,
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