Colours of Love - Verloren: Roman (German Edition)
unterbrochen haben und uns aufmerksam beobachten – Valentina und Giacomo di Chessa besorgt, Andrew dagegen mit neugierigem Interesse.
»Nein, wir unterhalten uns nur, Nonna«, versichert ihr Matteo Bertani, ohne mit der Wimper zu zucken, und lächelt wieder dieses extrem charmante, strahlende Lächeln. Offenbar will er sie nicht aufregen, denn sie wirkt auf einmal ein bisschen blass.
Wieso hat sie das überhaupt gefragt, wundere ich mich. Es klang fast so, als hätte sie einen Streit zwischen uns erwartet, und auch ihren Blick von vorhin deute ich jetzt als Sorge, wie ihr Enkel und ich wohl aufeinander reagieren werden. Wahrscheinlich kennt sie seine Einstellung und hatte schon befürchtet, dass es Stress zwischen uns geben könnte.
Erst dann merke ich, dass plötzlich alle Augen auf mich gerichtet sind, gespannt darauf, ob ich die Aussage meines Gesprächspartners bestätige. Und da brauche ich tatsächlich nicht lange zu überlegen. Dieser Abend ist bis jetzt überhaupt nicht so gelaufen, wie ich ihn mir ausgemalt hatte, und ich muss mich auf gar keinen Fall auch noch dabei erwischen lassen, wie ich mich öffentlich mit einem sehr einflussreichen Mitglied der römischen Kunstszene zanke.
»Wir haben über das Severn-Bild gesprochen«, bestätige ich deshalb und bemühe mich um ein halbwegs glaubwürdiges Lächeln. »Und … über die Vorzüge des Auktionswesens«, füge ich dann noch hinzu, weil ich mir diesen kleinen Seitenhieb nicht verkneifen kann, und werfe Matteo Bertani einen schnellen Blick zu.
Giacomo di Chessa entgeht das nicht, denn er lächelt auf einmal breit.
»Hört, hört. Also, wenn Sie sogar Matteo davon überzeugen können, dass eine Auktion genau das Richtige ist, dann sollte wir wohl schleunigst ins Geschäft kommen, Miss Conroy.«
Diese Bemerkung schmeckt Matteo Bertani ganz und gar nicht, denn sein eben noch so charmantes Lächeln verliert deutlich an Strahlkraft.
»Ich habe nicht gesagt, dass …«, will er widersprechen, wird jedoch von Valentina Bertani unterbrochen, die sich unvermittelt erhebt.
»Ich möchte jetzt etwas essen«, verkündet sie resolut, als sie – ein bisschen wacklig – steht, und sieht ihren Enkel an. »Begleitest du mich bitte zum Büffet, Matteo?«
Er lässt die Hand sinken, die er erhoben hatte, um das, was wir jetzt nicht mehr hören werden, mit einer Geste zu unterstreichen.
»Natürlich.« Mit zwei großen Schritten ist er bei seiner Großmutter und hält ihr den Arm hin, damit sie sich bei ihm einhaken kann.
»Wir sehen uns noch«, sagt die alte Dame im Gehen, und ich überlege, ob das wohl auch für mich und Matteo Bertani gilt, der mir über die Schulter einen letzten Blick zuwirft.
Wünschen sollte ich mir das wohl lieber nicht, denn immer, wenn er auftaucht, bringt er mich völlig durcheinander. Und vielleicht sollte ich ihm auch nicht so hinterherstarren, damit er das nicht errät. Deshalb wende ich rasch den Kopf ab – und sehe in Giacomo di Chessas immer noch lächelndes Gesicht.
»Setzen Sie sich zu mir, Miss Conroy«, fordert er mich auf und klopft auf den Platz, den Valentina Bertani frei gemacht hat. »Wir haben noch eine Menge zu besprechen, und ich denke, jetzt wäre eine gute Gelegenheit dazu.«
Andrew versteht den Wink und verabschiedet sich, nachdem er mir noch einmal kurz zugezwinkert hat, ebenfalls in Richtung Büffet, sodass wir einen Augenblick später allein sind.
Ein bisschen befangen lächle ich den alten Herrn an, der so viele Jahre lang die Geschicke des Kunsthistorischen Instituts an der La Sapienza geleitet hat, nicht sicher, wie ich das Gespräch beginnen soll, das wahrscheinlich darüber entscheidet, ob meine Reise nach Rom ein Erfolg wird oder nicht. Ich bin einfach noch zu beschäftigt mit dem, was gerade passiert ist, aber das scheint meinem potentiellen neuen Auftraggeber ähnlich zu gehen.
»Sie haben sich mit Matteo gestritten, nicht wahr?« Sein Blick sagt mir, dass er es ohnehin weiß, deshalb zucke ich hilflos mit den Schultern.
»Er ist …« Ich kann das gar nicht in Worte fassen, deshalb stoße ich seufzend die Luft wieder aus.
»Unmöglich?«, beendet Giacomo di Chessa den Satz für mich, und ich nicke heftig, weil es das ziemlich genau trifft. An dem nachsichtigen Lächeln meines Gegenübers erkenne ich jedoch, dass er das nicht so schlimm findet wie ich.
»Er will nicht, dass Sie Rom verlassen?« Ich formuliere es als Frage, weil ich das alles immer noch nicht verstehe.
»Nein.« Giacomo di
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