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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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fragen.
In Unkenntnis zu urteilen.
Seinen Einfluß auf andere zu eigenen Zwecken zu mißbrauchen.
Schmerz zuzufügen.
    Ich kann mich ohne weiteres für Treulosigkeit, Vernachlässigung, Täuschung, Grausamkeit, Undankbarkeit, Eitelkeit oder Gemeinheit entschuldigen, aber ich werde mich nicht für die Regungen meiner Genitalien entschuldigen, und schon gar nicht werde ich mich jemals für die Regungen meines Herzens entschuldigen. Ich mag sie bedauern , sie zutiefst bereuen oder zuweilen auch verfluchen, verdammen und zur Hölle wünschen, aber mich dafür entschuldigen – nein: nicht, solange sie keinem schaden. Eine Kultur, die ihren Mitgliedern abverlangt, sich für etwas zu entschuldigen, das nicht ihr Fehler ist: Eine treffendere Definition der Tyrannei kann ich mir nicht denken. Zum Glück leben wir Briten nicht im stalinistischen Rußland, Nazi-Deutschland oder dem tiefsten Alabama, aber das heißt nicht und hat auch nie geheißen, daß wir deswegen gleich in den Gärten des Elysiums leben.
    Meine Güte, ich brabbel mir da wieder einen Stuß zusammen, wie? Ereifert sich die Lady mal wieder zu sehr? Ich denke nicht. Und wenn ich mich ereifere, dann nicht in meinem eigenen Namen, sondern im Namen meines vierzehnjährigen Ichs und seiner Verwirrung.
    Zu dem Zeitpunkt wußte ich ganz genau, daß ich schwul war. Ich hatte absolut keinen Schimmer, was die anderen darunter verstanden: Dieses ganze doppelbödige und widersprüchliche Getue, das einem erlaubte, sich an den Pos hübscher Knaben zu ergötzen und gleichzeitig Schwuchteln zu verteufeln, all das verwirrte mich und brachte mich durcheinander, aber es änderte nichts an meinem Wissen. Ichwußte es aus tausenderlei Gründen, daß ich schwul war. Ich wußte es, weil es schlichtweg nicht zu übersehen war und ich es mir mit der denkbar einfachsten Negativreaktion beweisen konnte: In meinen Lenden regte sich nichts beim Anblick oder Gedanken an weibliche Körper, ein simples Faktum, an dessen Aussagekraft es dennoch nichts zu deuteln gibt. Ich wußte, daß ich Frauen als Freundinnen lieben und schätzen konnte, da ich die Gesellschaft von Frauen und Mädchen seit meiner Kindheit immer als angenehm empfunden hatte, aber ich wußte mit der gleichen Entschiedenheit, daß mich der Gedanke an jedwede körperliche Intimität mit einem Mädchen niemals erregen oder stimulieren könnte und daß ich mich niemals danach sehnen würde, mein Leben mit einem weiblichen Wesen zu verbringen.
    Frauenkörper waren in Uppingham nur in zweidimensionaler Form in Ausgaben von ›Forum‹ oder ›Penthouse‹ zu bestaunen, die von Junge zu Junge herumgereicht wurden wie Joints auf einer Teenager-Party, oder aber in der dreidimensionalen Form des Küchenpersonals und der Mädchen, die man im Dorf sah.
    Bevor jemand auf den Gedanken kommt, ein solches Klima reiche aus, um jedes Kind homosexuell werden zu lassen, sollte ich hinzufügen, daß die meisten Jungen in der gleichen Situation wie ich (mein Bruder eingeschlossen, dessen Kindheit sich von meiner durch nichts unterschied) rattenscharf auf Mädchen waren. Ein Junge, von dem bereits die Rede war, dem aber die Schamröte hier erspart bleiben soll, flog sogar wegen einer sexuellen Liaison mit einem der Küchenmädchen von der Schule. Er hätte durch die Zeit in Uppingham genausowenig homosexuell werden können, wie man mich hätte geradebiegen können, wenn man mich auf die Holland Park Comprehensive oder das Cheltenham Ladies’ College geschickt hätte. Ich gebe gerne zu, daß die Umstände es für einen Jungen in meinem Umfeld sehr schwer machten, mit Mädchen klarzukommen, aber andererseitszweifle ich nicht daran, daß es für alle Jungen verdammt schwer ist, mit Mädchen klarzukommen, und keiner meiner heterosexuellen Freunde, die auf gemischten staatlichen Schulen waren, hat mir je etwas anderes erzählt. Ich spiele häufig für Freunde mit Beziehungsproblemen den geduldigen Beichtvater (wie sie umgekehrt für mich, wenn ich den Mut aufbringe, ihnen mein Herz auszuschütten), und nach allem, was ich bisher gehört (oder in den Autobiografien anderer gelesen) habe, ist Sex eine äußerst verzwickte, schwierige, peinliche und herzzerreißende Angelegenheit, egal ob man es von vorne oder von hinten macht.
    Um meine Homosexualität zu wissen, war eine Sache, deren Bedeutung (sowohl aus Sicht der Gesellschaft wie auch aus meiner ganz persönlichen Sicht) zu entwirren dagegen war weitaus schwieriger. Wie bereits gesagt, masturbierte

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