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Columbus war ein Englaender

Columbus war ein Englaender

Titel: Columbus war ein Englaender Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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zwar auf einem Porträt, das später als Poster in Umlauf kam, aber wen interessiert das schon), einer roten Nelke im Knopfloch und einem wunderbar treuherzigen Ausdruck der Bestürzung in seinen strahlendblauen Augen. Über dem kleinen fetten Pinguin neben dem Titel steht »3/6« (was kurz darauf zu siebeneinhalb Pence wurde), und auf der Rückseite lesen wir:
    Das Umschlagfoto zeigt lan Carmichael als Bertie Wooster in der BBC-Serie The World of Wooster (produziert von Michael Mills in Zusammenarbeit mit Peter Cotes. Fotograf Nicholas Acraman).
    Viele Jahre später arbeitete ich für Michael Mills, der mir als äußerst streitsüchtiger und einschüchternder Mensch in Erinnerung geblieben ist. Auf dem Gebiet der leichten Unterhaltung gab es fast nichts, was er nicht schon gemacht hatte, und unpünktliche Schauspieler brachten ihn ganzbesonders in Rage. Ich stand damals noch ganz am Anfang meiner Karriere und hatte eine Rolle in einer halbstündigen Comedy-Show namens Chance in a Million , in der auch Simon Callow auftrat, den ich unbedingt treffen wollte, weil sein Buch Being an Actor mir an der Uni unendlich weitergeholfen hatte. Ich wußte damals nicht, daß Teddington Lock, wo Thames TV seine Studios hatte, mehr als eine Stunde von meiner Wohnung in Islington entfernt lag, und war mindestens eine halbe Stunde zu spät dran. Michael Mills, ein Mann, der stets weite Wolljacken und eine Halbbrille trug, die an einem schwarzen Band um seinen Hals baumelte, warf mir einen vernichtenden Blick zu und sagte nur, er werde sich bei meiner Agentur über die unprofessionelle Art meines Zuspätkommens beschweren. Meines Wissens ist er inzwischen gestorben, ohne daß ich je Gelegenheit gehabt hätte, mit ihm über die in den sechziger Jahren gedrehte World of Wooster -Serie zu reden.
    Es ist schon seltsam, dieses Buch jetzt in Händen zu halten und daran zu denken, wie Rick Carmichael es mir vor mehr als einem Vierteljahrhundert mit lässigem Charme in die Hand drückte. Und es wird noch seltsamer, wenn man bedenkt, daß ich später selbst vier Jahre lang in einer Neuverfilmung der gleichen Geschichten den Jeeves spielen sollte.
    »Noch was?« fragte Rick.
    »Oh!« Ruckartig schreckte ich von meinem ehrfürchtigen Bestaunen des Buches hoch. »Ja doch. The Unbelievable String Band ist besser als Jethro Tull.«
    Carmichael grinste. »Äh, ich glaube, du meinst ›The Incredible String Band‹, oder?«
    »Oh«, sagte ich. »Verdammt. Natürlich.«
    »Okay«, sagte Carmichael. »Dann richte Guy bitte aus, Carol King ist besser als Fairport Convention.«
    Ich weiß nicht mehr genau, wie oft ich noch zwischen Carmichael und Caswell hin und her flitzte, um irgendwelcheBeleidigungen über ihre Lieblingsgruppen loszuwerden, aber in gewisser Weise bedeutete das auch, daß ich gleich zu Beginn von beiden mehr oder weniger akzeptiert wurde, genau wie von Ricks bestem Freund, Martin Swindells, den alle nur Mart oder Dog nannten. Zu ihrem Kreis gehörte auch Roger Eaton, der rote Haare hatte und Roo gerufen wurde. Alle vier, Guy, Rick, Mart und Roo, waren eindeutig cool. Sie wußten mehr über Rockmusik, als ich je lernen konnte. Sie waren cool, und sie waren obendrein schwer in Ordnung. Sie machten sich nichts aus Ansehen, Ehrgeiz, Lehrergetratsch und dem üblichen Hierarchie-Gerangel unter den Schülern, hackten weder auf den Schwachen herum, noch versuchten sie sich bei den Starken einzuschleimen. Sie standen auf Musik und wollten ihren Spaß haben. Einer von ihnen, dessen Namen ich hier nicht verrate, falls seine Eltern das Buch in die Finger bekommen sollten, zeigte mir den ersten Joint meines Lebens. Er ließ mich nicht dran ziehen, er hielt ihn mir bloß hin. Vielleicht war es auch gar kein richtiger Joint, sondern eine stinknormale Zigarette, die nur wie einer gedreht war.
    Rockmusik hatte selbstverständlich nichts mit Rock’n’Roll oder Pop zu tun. Seit dem Ende der Beatles waren Pop und Single-Schallplatten total unhip, zumindest an Public Schools. LPs waren groß angesagt, und zwar von Gruppen wie Pink Floyd, Van de Graaf Generator, King Crimson, Deep Purple, Led Zeppelin, Genesis (nette Jungs aus Charterhouse, mit einem Cockney-Drummer) und – auf der folkigen Seite – Jethro Tull, Procul Harum, Steeleye Span und nicht zu vergessen The Incredible String Band.
    Eine Menge der damaligen Rockmusik würde heute als Heavy Metal durchgehen: Uriah Heep, Iron Maiden und Black Sabbath existierten ebenfalls schon, sofern ich mich

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