Columbus
gilt nach wie vor als verdächtig! Tausende leben in Furcht und Schrecken, von einem Tag auf den anderen denunziert, verhaftet, gefoltert und verbrannt zu werden! Oh, es wäre sehr nötig zu wissen, dass es drauÃen auf der Welt eine Macht gibt, mit der man hier rechnen muss in Zukunft, eine Macht, die...« Er bricht ab, lässt Columbus los.
»Ich werde sie finden!« Es ist der alte, halsstarrige Ton.
Santangel seufzt. »Man soll die Hoffnung nie aufgeben«, sagt er, es klingt müde. »Admiral, versucht noch einmal, ein Kommando zu erlangen. Es bringt wenig, wenn ich mich für Euch einsetze. Ihr müsst es selbst versuchen. Schwafelt der Königin etwas vor von einem Heiligen Krieg gegen die Heiden, zieht alle Register Eurer Kenntnis der Kirchenväter und begründet Eure Absicht mit den biblischen Autoritäten, erklärt, Ihr werdet der allein Seligmachenden unbedingt noch dies riesige, neu zu entdeckende Festland zum Fraà vorwerfen - vielleicht steigt sie ja drauf ein. Isabella kränkelt. Ihr solltet Euch beeilen.«
»Und meine Titel und Privilegien?«
Santangel schüttelt den Kopf. »Verzeiht mir. Aber ich bin nicht der Mann, durch den Ihr sie wiederbekommt. Gelobt sei Jesus Christus.«
»In Ewigkeit, Amen!«
Das Gespräch ist zu Ende.
Und Beatriz?
Die Spuren dieser bemerkenswerten Frau verlieren sich im Dunkel der Geschichte.
Sicher ist, dass sie und Columbus sich nicht wieder gesehen haben. Die »Jägerin« hätte durchaus Gelegenheit dazu gehabt, denn sie befand sich häufig wegen irgendwelcher Prozessangelegenheiten im Mutterland Spanien. Aber sie wird Takt und Klugheit genug besessen haben, dem gescheiterten Mann zu ersparen, als Gedemütigter vor sie zu treten, und er ist viel zu stolz, um sich ihr in seinem Elend zu zeigen.
Das Ende einer groÃen Liebe ist gekommen.
Die Historiker behaupten sehr unterschiedliche Dinge über die letzten Jahre der Bobadilla und über ihr Sterben. Manche Varianten sind reine Spekulationen, die sich ganz schnell widerlegen lassen. So wird ihr Tod für das Jahr 1501 angegeben: In der rabiaten Variante, dass sie ihren Mann Alonso de Lugo, als sie seiner überdrüssig ist, vergiftet und dann selbst in Spanien von der noch immer eifersüchtigen Isabella ebenfalls vergiftet wird. Sehr dramatisch - und Unsinn!
Denn die Originalquellen belegen, dass Doña Beatriz de Bobadilla im Jahre 1502 die stellvertretende Statthalterschaft für Alsonso de Lugo auf Tenerife übernimmt, da ihr Gatte in echter Konquistadorenmanier zu einem Raubund Eroberungsfeldzug in die Berberei (Nordafrika) aufgebrochen ist, natürlich um die »Heiden« dort zu christianisieren!
AuÃerdem kann man Isabella von Kastilien zwar eine ganze Reihe wenig positiver Eigenschaften zuschreiben, aber eine Giftmischerin ist sie wohl nicht gewesen. Der Grund für ihre Eifersucht lag ja inzwischen überdies fünfzehn Jahre zurück!
Andererseits könnte ich mir schon vorstellen, dass die Cazadora irgendwann genug hat von ihrem grobschlächtigen Mann. Ob sie deshalb zur Giftphiole greift, sei dahingestellt. Die Zeit hat es ihr durchaus zugetraut.
Im Oktober 1503 taucht Columbusâ groÃe Geliebte noch einmal in den Akten des Hofs auf, sie ist wieder einmal zu einem pleito, einer Anhörung in einer der zahllosen Streitereien um die Macht auf ihrer Insel, geladen.
Danach hören wir nichts mehr von ihr.
Einem Kometen gleich, der vor den unveränderlichen Sternbildern seine ganz eigene Bahn beschreibt, hat Beatriz in einem Zeitalter, in dem Frauen eine fest fixierte und wenig aktive gesellschaftliche Stellung zugewiesen ist, ihr ganz eigenes Leben gelebt und nichts ausgelassen, was ihre Leidenschaften ihr befahlen. Sie war bezaubernd schön, dominant, klug, herrisch und ihrer Umgebung haushoch überlegen.
Die Zeitgenossen haben es ihr verübelt.
Das Urteil eines damaligen Autors lautet: »Eine mitleidlose, grausame Frau, voller Wildheit, ehrgeizig, räuberisch und mannstoll.«
Wenn wir das ein bisschen abwandeln, könnte Folgendes dabei herauskommen: Sie war eine Frau, die mit Entschiedenheit wusste, was sie wollte, und es auch ausführte, von ungestümem Temperament, ehrgeizig, besitzergreifend und freizügig in der Liebe.
Damit könnte ich mich durchaus zufrieden geben. So kann ich sie akzeptieren.
Cristobal Colón zumindest tat es.
Die letzten Jahre
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