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Columbus

Titel: Columbus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Waldtraut Lewin
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beurteilt meine Tätigkeit als Gouverneur, als wäre es Sizilien oder ein anderes Land mit regulären Verhältnissen, wo die Gesetze respektiert werden, und man tut mir schweres Unrecht. Ich soll nun also vor Gericht gestellt werden als ein Kapitän, der von Spanien in die Indischen Länder fuhr, um zahlreiche und kriegerische Völker zu unterwerfen, deren Gebräuche und Religion ganz anders sind als die unseren. Ich habe sie mithilfe des göttlichen Willens unter die Herrschaft Unserer Königin und Unseres Königs gebracht; eine andere Welt, wodurch Spanien, das als armes Land galt, bald eines der reichsten Länder der Erde sein wird.«
    Bemerkenswert. Es ist eine der wenigen Äußerungen von ihm, in denen er seine frühere Klarsicht bewahrt. Und bemerkenswert ist freilich auch, dass die »sanftmütigen und edlen Wilden«, die er entdeckt hat, wenn es nötig ist, ganz schnell zu »kriegerischen Völkern« mutieren...
    In Spanien - der Hof residiert gerade in Sevilla - erwartet ihn kein Gericht, keine Behörde versucht, ihn festzunehmen, er ist ein freier Mann. Nichtsdestoweniger legt er seine Fesseln nicht ab!
    Der Hof kümmert sich zunächst gar nicht um die Ankunft des gescheiterten Statthalters. Erst als es sich herumspricht, dass Admiral Cristobal Colón demonstrativ kettenrasselnd durch Sevilla spaziert, wird ein Bote der Majestäten ausgesandt, der ihm besagte Ketten abnimmt und ihn mit einer ordentlichen Geldsumme ausstattet, »damit er seinem Rang entsprechend bei Hofe auftreten« könne.
    Ãœber die Audienz bei den Majestäten gibt es die rührendsten Schilderungen von Historikern späterer Zeiten: Zuerst soll die Königin bei seinem Anblick in Tränen ausgebrochen sein; dann habe Columbus seine Selbstbeherrschung verloren und sich dem Herrscherpaar schluchzend zu Füßen geworfen, unfähig, etwas zu sagen. Der König habe ihn dann aufgehoben und ihm gut zugeredet.
    Aber ich glaube, auf so rührselige Szenen können wir verzichten. Das entspricht nicht der Mentalität unseres Seefahrers, der zwar zu vielerlei Formen der Verstellung fähig ist, aber niemals die Kontrolle über sich verlieren wird. Seine Lebensschule ist hart; freilich, wenn er gemeint hätte, dass so ein Auftritt hilfreich ist, hätte er auch darauf nicht verzichtet. Aber Tränen vor Fernando? Niemals.
    Zumindest so viel ist zu sagen: Die Begegnung geht einigermaßen gut ab. Angeblich hat Fernando überhaupt nichts davon gewusst, dass sein Abgesandter dort »drüben« so rabiat vorgehen würde (er hatte ihm »nur« die Vollmachten dazu erteilt!), denn die Gegenwart seiner dominanten Gattin bremst ihn aus. Dem Admiral wird sein einbehaltenes Vermögen wieder zuerkannt - aber was ist mit den anderen Ansprüchen? Was ist mit den in den »Capitulaciones« von 1492 zuerkannten Titeln und Ämtern? Man windet sich. Fakt ist: Dieser Mann ist unfähig, eine Provinz zu verwalten. Er wird nie wieder in Hispaniola Statthalter sein.
    Columbus’ Rolle in der »anderen Welt« ist ausgespielt.
    Und seine Söhne, die ja, wie wir wissen, als Pagen am Königshof dienen »dürfen«, werden nun mit den höhnischen Bemerkungen gepiesackt, da, auf der anderen Seite des Ozeans, sei doch eh nichts zu holen, und ihr Vater sei nichts weiter als der »Statthalter der Moskitos«.
    Columbus zieht sich ins Kloster zurück.

Besuch bei Santangel
    Im Jahre 1497 hat der Finanzminister eine »Limpieza de Sangre«, einen »Christlichen Nachweis« von den Majestäten bekommen, der ihn vor allen Nachstellungen der Inquisition schützt. Wie begegnet er nun 1500 dem Loser Colón, der ihm zwar sein investiertes Geld mit Müh und Not ohne Zinsen aufs Kapital wieder eingebracht hat, aber sonst nichts von den Dingen erfüllte, über die man gesprochen hat unter vier Augen? Denn da waren keine jüdischen Königreiche und alle geheimen Hoffnungen waren gescheitert.
    Vielleicht findet ja noch einmal eine Begegnung statt zwischen dem noch immer mächtigen Herrn über die Schatztruhe und dem Gescheiterten. Vielleicht ersucht ja Columbus um dies Gespräch. War Santangel, sein eigentlicher Auftraggeber, nicht immer sein Freund und Förderer gewesen? Bestand zwischen ihnen nicht die besondere Vertrautheit derer, die vom »alten Bund mit Gott« herkamen? Wenn Santangel sich bei den Majestäten dafür

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