Commander Scott 05 - Juwel Des Verderbens
Gesicht. Er hatte alle Nägel kurz geschnitten, so daß er die Haut nur mit den Fingerkuppen berührte. »Außerdem hatte ich erst das andere Bein massiert. Und was hältst du davon?« Er zeigte auf einen Kratzer unter dem linken Fußballen. »Der war vorhin auch noch nicht da!«
Luden spitzte den Mund, als er den Kratzer näher betrachtete. Dann nahm er ein Vergrößerungsglas aus der Tasche, die Chemile aus dem Raumschiff besorgt hatte, und betrachtete damit lange die beiden Wunden.
»Entschuldigung«, sagte er dann schließlich. »Du hattest wirklich keine Schuld daran. Der Ballen scheint von etwas Scharfem geritzt worden zu sein. Am Schenkel sehe ich auch eine blutunterlaufene Stelle, als hätte er einen heftigen Schlag bekommen. Und der Schnitt scheint von einem stumpfen Messer zu stammen, das mit voller Wucht gegen den Schenkel geprallt ist. Aber wie konnte das passieren? Wir haben ihn nicht mit einem Messer verletzt.«
Rätsel über Rätsel, dachte Luden. Es klopfte an der Tür.
»Vielleicht ist es Veem, der von seinem Streifzug durch den Palast zurückkehrt.«
Doch es war das Mädchen, das schon am ersten Abend an der Tür gehorcht hatte. Es war ziemlich nervös, konnte Luden kaum ansehen, während sie ihm die Hand hinstreckte. Darin hatte sie ein Amulett, eine Kopie des Tabuanhängers, den sie an der Kette um den Hals trug. Das Siegel der Zheltyana, das universelle Symbol für Glück und Gedeihen.
»Ich habe gehört, daß Euer Lord krank ist«, flüsterte das Mädchen. »Ist es Euch angenehm, wenn ich ihm das da schenke?«
Luden war gerührt, wenn das Amulett, das sie ihm brachte, auch nur ein billiges Stück Metall von irgendeinem Händler für Amulette war. Das Mädchen wußte es ja nicht besser und tat alles, was in seiner Macht stand. Er durfte das Geschenk nicht abschlagen.
Er winkte ihm zu, in das Zimmer zu treten. »Du bist sehr gütig«, sagte Luden. »Ich muß dir ein Gegengeschenk machen.«
»Nein!«
Er runzelte die Stirn, weil sie sich so heftig dagegen wehrte. Doch dann verstand er das Mädchen besser. Glück konnte man nur schenken, nie erkaufen. Ohne es zu wissen, hatte er seinen Sinn für Redlichkeit verletzt.
»Wie heißt du, Mädchen?«
»Ulna, mein Herr. Ich stamme aus dem Hause Chem. Wir müssen dem Herrscher von Jarhen Lehnsdienste leisten.« Sie blickte hinüber zur Couch, wo Scotts Körper jetzt mit einer Decke verhüllt war.
»Wird er am Leben bleiben?«
»Gewiß.«
»Und auch wieder gesund werden?«
»Vielleicht.« Luden würde nie an ein Omen glauben, doch manchmal mußte man auch diese Chance ergreifen. »Wie lange arbeitest du schon hier im Palast?«
»Viele Jahre, mein Herr.«
»Und du kennst ihn gut?«
»Natürlich mein Herr.« Sie schien verwirrt. »Warum fragen Sie?« Absichtlich stellte er jetzt ganz offen die Frage: »Du weißt, wo der Kronschatz verborgen ist? Die Stelle wo das Juwel aufbewahrt wird?« Er las die Antwort in den Augen des Mädchens. »Wirst du mir die Stelle verraten? Mir einen Plan zeichnen?«
Es wäre zu viel von ihr verlangt gewesen, sie auch noch als Führerin zu verwenden. Rasch fügte er hinzu: »Dort sind viele Wächter, nicht wahr? Dicke Türen und schwere Schlösser?«
»Selbstverständlich, mein Herr.«
»Darf ich ihm das Amulett selbst umhängen?«
Saratow trat an Ludens Seite, als dieser zustimmend nickte. »Was hast du 'vor, Jarl?« fragte er flüsternd. »Hat denn dieser Edelstein etwas mit dem zu tun, was Scott zugestoßen ist?«
»Das liegt doch auf der Hand, Penza. Ich möchte das Ding mal eingehend studieren. Leider bekommen wir dazu keine offizielle Erlaubnis. Doch dieses Mädchen scheint in Scott verliebt zu sein. Vielleicht kann es uns helfen.«
»Sie kann uns auch verpfeifen«, meinte der Riese. »Ich kann mir vorstellen, daß das Leben im Palast für uns dann ziemlich unangenehm werden kann.«
»Richtig. Aber dieses Risiko müssen wir eben eingehen.« Luden hob die Stimme, als das Mädchen sich wieder umdrehte. »Das Amulett wird ihm bestimmt helfen, meine Teure, doch wir müssen den Zauber unterstützen. Wenn du uns hilfst, wirst du das bestimmt nicht zu bereuen haben.«
Sie gab ihm keine Antwort. Das Licht spiegelte sich auf den goldenen Plättchen, die sie an den Fingern, den Zehen und auf den Brustspitzen trug. Ihr Gesicht war nachdenklich, ihre Augen gesenkt. Vielleicht war sie wieder nur als Spionin in dieses Zimmer gekommen. Doch Luden bezweifelte das. Der Chambodier wußte doch, daß er das Spiel
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