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Commissaire-Llob 1 - Morituri

Commissaire-Llob 1 - Morituri

Titel: Commissaire-Llob 1 - Morituri Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmina Khadra
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Allerletzte bin, und schon trete ich schleunigst den Rückzug an.
     
    Am Nachmittag kommt ein Anruf von Ghoul Malek. Er hat eine Stinkwut. Einen Moment lang fürchte ich, seine Hand werde aus dem Hörer kriechen, um mich am Kragen zu packen.
    Lino, der zusehen muß, wie ich meine Farbe schneller als ein Chamäleon wechsle, denkt, ich stünde kurz vorm Herzinfarkt. »Ist was nicht in Ordnung, Kommy?«
    Mit der freien Hand befehle ich ihm, den Mund zu halten, während ich unterwürfig nicke und unablässig »Gut, M’sieur … Sehr wohl, M’sieur …« murmle.
    »Ich will Sie in dreißig Minuten bei mir sehen!« donnert der einstige Gott.
    »Gut, M’sieur … Sofort, M’sieur … Ich bin schon unterwegs, M’sieur …«
     
    Der Albinogorilla öffnet. Unser Anblick verdrießt ihn. Also wirklich! Angeekelt greift er nach einem Mikrophon und kündigt uns an: »Kommissar Llob, Monsieur. Er ist nicht allein … Gut, Monsieur.«
    Er steckt das Mikrophon weg und weist auf einen Gang: »Geradeaus.«
    Ich darf durch. Lino hat Pech. Als er versucht, über die Schwelle zu treten, stößt ihn der Albino zurück: »Du nicht, du Schuhputzer. Nur das Weichei.«
    Meine Linke ballt sich zur Faust, doch meinem Mut fehlt es an Durchsetzungskraft.
    Lino ist traurig. Wie ein kleiner Junge, dem man den Zutritt ins Kino verweigert.
    »Er kann doch im Salon warten«, protestiere ich.
    »Ist er desinfiziert?«
    »Was?«
    »In dem Fall wartet er draußen«, entscheidet der Albino. Und verschwindet.
    Hinter der Tür höre ich Lino seufzen. Armer Hund! Er tut mir in der Seele leid.
    Ghoul Malek lungert gemütlich in seinem Korbstuhl am Rand eines kleeblattförmigen Swimmingpools. Aufgedunsen vom Blut des Volks, hängt ihm sein Wanst bis auf die Knie herab. Als er mich über die Fliesen einer Allee heranschlurfen hört, setzt er sich hinter seiner Sonnenbrille in Szene und schiebt sich eine Havanna in den Schlund.
    »Tut mir leid für Ihren Begleiter, aber ich habe nicht nach ihm verlangt.«
    »Das ist mein Partner, er ist Polizeioffizier!«
    Der gewagte Unterton in meiner übelgelaunten Stimme mißfällt ihm. Offensichtlich ist er aufmüpfige Bemerkungen nicht gewohnt. Er nimmt die Sonnenbrille ab und schleudert mir einen derart bedeutungsvollen Blick zu, daß mir der Schweiß mein verlängertes Rückgrat hinabrinnt.
    »Sie sollten Ihren Schädel mal in den Kühlschrank stecken, Kommissar.«
    »Warum, Monsieur?«
    »Um Ihr Gedächtnis ein wenig aufzufrischen. Ich darf Sie daran erinnern, daß ich größtmögliche Diskretion verlangt hatte.«
    »Er ist mein Leutnant.«
    »Werden Sie ihn los.«
    Nach einem Augenblick tödlicher Stille trompetet er: »Noch eine Klarstellung: Vergessen Sie das Limbes Rouges. Das ist ein exklusiver Club. Außerdem haben meine Männer diese Spur schon verfolgt und sind auf nichts gestoßen. Und meine Familie lassen Sie auch aus dem Spiel. Ich habe einen eifersüchtigen Bruder und ein paar verstoßene Cousins, von deren Existenz Sabrine so gut wie gar nichts weiß.«
    »Dann bleibt mir weiter nichts, als den guten Willen einer Hellseherin zu bemühen, Monsieur.«
    »Ihr Problem.«
    »Besteht für Ihre Tochter denn irgendeine Gefahr?«
    Seine Züge verformen sich zu einer empörten Grimasse.
    »Gefahr? Was ist das, Kommissar?« Er setzt seine Brille wieder auf und blickt durch mich hindurch.
    Das Treffen ist beendet.
    Der Albino führt mich gewissermaßen manu militari ab. Vor der Haustür angekommen, deute ich auf seine Weste. Er fällt tatsächlich auf diesen uralten Trick herein und senkt den Kopf, um zu sehen, was los ist. Ich nütze das aus, um ihm einen Nasenstüber zu verpassen. Doch statt sich als guter Verlierer zu zeigen, versetzt mir der Schurke eine gerade Rechte auf die Prothese und stößt mich auf die Stufen. Lino läuft herbei, um mir aufzuhelfen. Der Albino betrachtet uns einen Moment lang verächtlich, dann schließt er die Tür.
    »Das war ein klares Foulspiel«, erkläre ich Lino.
    »Genau«, stimmt mein Untergebener mitleidsvoll zu.
    »Eines Tages verpasse ich ihm meine 43 er in den Hintern, diesem milchigen Buckelrind.«
    Lino ringt sich ein zustimmendes Kopfnicken ab. Ohne allzugroße Überzeugung.
     
    5
     
    Bliss Nahs ist so etwas wie das Barometer vom Betrieb. Wenn er hinter seinem Schreibtisch Däumchen dreht, ist das ein gutes Zeichen; dann kann man beruhigt weiter seinen Tee trinken. Wenn er hingegen in den anderen Abteilungen umherschleimt, ein Bein auf der Schreibtischkante, während

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